Velbert. . Bastian Oczipka ist ein außergewöhnlicher Fußballer. Er spielt seit vielen Jahren mehr als solide auf den Außenbahnen der großen Stadien Europas und trägt seit Sommer 2017 das prestigeträchtige königsblaue Trikot des FC Schalke 04. Oczipka ist allerdings nicht nur ein außergewöhnlicher Fußballer, sondern scheint auch ein außergewöhnlicher Mensch zu sein. Außergewöhnlich, weil er im Gespräch mit dieser Zeitung Sätze sagt wie: „Ich glaube, im Profifußball haben wir ein gewisses Privileg und umso schöner ist es, wenn wir den ganzen Leuten wenigstens ein bisschen von unserer Zeit zurückgeben können.“

Bastian Oczipka ist ein außergewöhnlicher Fußballer. Er spielt seit vielen Jahren mehr als solide auf den Außenbahnen der großen Stadien Europas und trägt seit Sommer 2017 das prestigeträchtige königsblaue Trikot des FC Schalke 04. Oczipka ist allerdings nicht nur ein außergewöhnlicher Fußballer, sondern scheint auch ein außergewöhnlicher Mensch zu sein. Außergewöhnlich, weil er im Gespräch mit dieser Zeitung Sätze sagt wie: „Ich glaube, im Profifußball haben wir ein gewisses Privileg und umso schöner ist es, wenn wir den ganzen Leuten wenigstens ein bisschen von unserer Zeit zurückgeben können.“

Zeit zurückgeben. Das tat der königsblaue Außenverteidiger am Montagabend auf dem Velberter Sportplatz an der Poststraße. Dort leitete Oczipka eine Trainingseinheit des so genannten Unified-Fußballteams der Lebenshilfe Mettmann und der SSVg Velbert, bestehend aus neun Akteuren der Jugendabteilung der blauen Löwen und neun Menschen mit geistiger Behinderung. Das Besondere des Unified-Sports: Akteure mit und ohne Behinderung spielen zusammen. Die besondere Trainingseinheit mit Bundesliga-Profi Oczipka wurde von „Special Olympics NRW“, der Sportorganisation für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, verlost.

Team will bei den Landesspielen antreten

„Wir haben das einzige Unified-Team im gesamten Kreis Mettmann“, sagt Elke Klingbeil aus dem Vorstand der Lebenshilfe stolz. Dieses Team wird im Juni bei den dritten Landesspielen von „Special Olympics NRW“ in Hamm erstmals zu einem Turnier antreten und hofft, dort mit besonderen Leistungen auf sich aufmerksam machen zu können.

Der Profi zeigte den jungen Kickern in Velbert wie es geht.
Der Profi zeigte den jungen Kickern in Velbert wie es geht. © Alexandra Roth

Für die Trainingsteilnehmer jedenfalls ist die Einheit mit dem Profi etwas ganz Besonderes – trotz des kalten Nieselregens. „Es fasziniert mich, mit einem Schalke-Spieler zu trainieren“, sagt etwa der 22-jährige Julian, der sonst dem Rekordmeister aus dem Süden Deutschlands die Daumen drückt. Dass Oczipkas Schalker mit seinen Münchnern aber eine starke sportliche Rivalität verbindet, stört ihn gar nicht. „Ich freue mich sehr, hier zu sein. Ich hoffe, wir werden Pässe und Schüsse üben.“

Profi hat 223 Bundesliga-Spiele absolviert

Bastian Oczipka hat mittlerweile 223 Bundesliga-Partien und damit exakt 18.423 Minuten in der höchsten deutschen Spielklasse auf dem Buckel. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – lacht er viel während des Trainings, lässt sich bereitwillig umarmen und wirkt auch sonst ziemlich gelöst. Keine Spur vom harten Abstiegskampf der letzten Wochen.

Ein außergewöhnlicher Fußballer und Mensch

Bastian Oczipka gab auch Autogramm – hier auf ein Schalke-Trikot.
Bastian Oczipka gab auch Autogramm – hier auf ein Schalke-Trikot. © Alexandra Roth

Vielleicht aber weiß er auch einfach, dass es hier zwar nicht um viele Millionen Euro, aber doch um viel mehr als nur Fußball geht. Denn manchmal, so sagt er, müsse man sich nochmal vor Augen führen, wie es anderen Menschen gehe – und dass nicht immer alles so schön sei. Dass es ein Leben außerhalb der Profifußball-Blase gebe. „Für mich ist es einfach wichtig, dann auch mal sowas hier wieder zu sehen“, sagt er und lächelt. Ein außergewöhnlicher Fußballer – und vermutlich auch ein außergewöhnlicher Mensch.



>>>INTERVIEW MIT BASTIAN OCZIPKA

Vor dem Training haben wir mit Bastian Oczipka über seine Motivation gesprochen.

Frage: Was gibt dir diese Aktion, gleich mit den Jungs und Mädels auf dem Platz stehen zu können?

Oczipka: Auf jeden Fall sehr viel Spaß. Das ist natürlich jetzt mal eine etwas andere Seite. Normalerweise geht es immer um sehr viel in den großen Stadien. Jetzt komme ich einfach mal wieder hierher zurück, so wie ich das auch daher kenne, wo ich herkomme: ein kleines Vereinsheim, kleiner Kunstrasenplatz – ich habe noch auf Asche gespielt früher – und einfach nur Spaß mit den Jungs. Das ist die Hauptsache.

Frage: Was hoffst du, was die Kinder mitnehmen, was sie lernen?

Oczipka: Es ist jetzt schwierig, innerhalb von einer Stunde viel zu lernen. In der Hauptsache geht es darum, einfach Spaß zu haben und vielleicht den einen oder anderen kleinen Tipp zu geben, natürlich. Wir hatten ja schon eine Trainingsstunde auf Schalke [mit einer anderen Mannschaft; Anm. d. Red.] und das hat auch Spaß gemacht.

Frage: Wie bist du zu der Aktion gekommen?

Oczipka: Das ging eigentlich ein bisschen zufällig, auch über Sebastian [Bergmann; Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von „Special Olympics“; Anm. d. Red.], aber es hat mir direkt gefallen, weil es mal wieder etwas ganz Anderes ist.

Frage: Hoffst du, dass du eine Verbindung herstellen kannst zwischen Profifußball und Menschen mit geistiger Behinderung, so dass es dafür eine größere Aufmerksamkeit gibt?

Oczipka: Ja, generell sind diese Kampagnen natürlich schön, auch in den Stadien. Es gibt jetzt eine, dass behinderte Menschen besser ins Stadion kommen, dass dort alles auch für Leute mit Rollstuhl einfacher ist. All das sind Kampagnen, von denen ich denke, dass sie jetzt noch mehr kommen werden. Mir persönlich geht es insgesamt gut, mein Kleiner ist gesund, meiner Familie geht es gut. Ich glaube, generell im Profifußball haben wir auch ein gewisses Privileg und umso schöner ist es, wenn wir den ganzen Leuten wenigstens ein bisschen von unserer Zeit zurückgeben können. Auch Leuten, die beeinträchtigt geboren wurden, ein bisschen zurückgeben, um sich nochmal vor Augen zu führen, wie es anderen Menschen geht – und dass nicht immer alles so schön ist.

Frage: Also auch ein bisschen ein Austreten aus der Blase?

Oczipka: Ja, absolut. Das wurde ja auch von vielen Fußballern schon öfters besprochen, diese Fußballer-Blase. Für mich ist es einfach wichtig, dann auch mal sowas hier wieder zu sehen.