Velbert-Mitte. . WAZ-Leser Günter Lobe ist empört: Die Gedenkstätte an der Poststraße sei ungepflegt. Doch eine Grundsanierung sei zu teuer – sagen die TBV.
- Graffiti, wucherndes Grün, verrostetes Eisen: Günter Lobe ärgert sich über den Zustand des Ehrenmals
- Die Technischen Betriebe kümmern sich um die Pflege, geben rund 10 000 Euro pro Jahr dafür aus
- Eine Grundsanierung kann die Stadt nicht finanzieren, Förderanträge wurden abgelehnt
Unübersehbar ragt das Ehrenmal an der Poststraße auf und erinnert an die Kriegstoten. Doch für Günter Lobe verschafft es den Gefallenen eben kein ehrendes Gedenken, denn: „Das Denkmal ist sehr ungepflegt, das finde ich schlimm“, sagt der 73-Jährige. „Da sind junge Leute von Regierungen in den Tod geschickt worden. Und nun verfährt man nach dem Motto ,aus den Augen, aus dem Sinn’ und lässt alles verkommen.“
VDK ist nicht zuständig für Gedenkstätten-Pflege
Besonders bemängelt der Velberter, dass die Gedenkstätte mit Graffiti beschmiert sei, dass überall das Unkraut – auch aus den Ritzen des Denkmals – sprieße oder die Bodenplatten uneben seien. „Und schauen Sie sich das Kreuz an, es ist völlig verrostet. Für alles ist Geld da, hierfür aber nicht“, sagt Lobe und schüttelt den Kopf.
Der Rentner hat sich deswegen sogar an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gewandt – und auch eine Antwort bekommen. Die Vereinigung kümmere sich um Kriegsgräberstätten, in denen „tatsächliche Bestattungen von Personen, die unter Kriegseinwirkung verstorben sind, stattgefunden haben“, hieß es. Ehrenmale, wie in Velbert, und deren Pflege fielen allerdings nicht in den Zuständigkeitsbereich. „Die Einrichtung und Betreuung von Gedenkstätten geschieht freiwillig auf Initiative von Kommunen, Vereinen oder Privatpersonen“, teilte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge weiter mit.
Rasen pflegen, Sträucher schneiden
Tatsächlich kümmert sich die Stadt Velbert um die Pflege des Ehrenmals beziehungsweise des Geländes. So erläutert Dennis Schieferstein von den Technischen Betrieben (TBV): „Pro Jahr führen wir dort 20 bis 30 Pflegegänge durch, die jährlichen Kosten dafür liegen bei 10 000 Euro.“ Dabei werde etwa der Rasen gepflegt oder, wie bald wieder im Herbst, die Sträucher geschnitten. Dass das Gelände um das Ehrenmal nun nicht ganz so geordnet wirke, liege auch daran, dass die TBV in den Sommerferien vornehmlich an den Schulen im Einsatz seien. „Dann stören wir den Unterricht nicht.“ Spätestens vor den Trauertagen im Herbst werde aber auch wieder verstärkt an dem Mahnmal an der Poststraße Hand angelegt.
Erinnerung an Kriegstote des 19. und 20. Jahrhunderts
Die Pflege der Gedenkstätte umfasse allerdings nicht eine Instandsetzung oder eine Sanierung des Ehrenmals an sich, das an die Gefallenen der Kriege von 1864 bis 1866, von 1870 bis 1871 sowie des Ersten und des Zweiten Weltkriegs erinnert. Das würde auch teuer werden, wie Schieferstein weiter ausführt: „Eine Grundsanierung würde rund 250 000 Euro kosten.“ Das aber könne eine Stadt wie Velbert nicht einfach so stemmen: „Wir haben 2008 sowie durchgängig von 2013 bis 2016 einen Förderantrag bei der Bezirksregierung gestellt. Dort werden aber auch das Geld zusammengestrichen. Uns wurde gesagt, dass solche Ehrenmale auf der Denkmalliste nicht oberste Priorität hätten.“
„Wichtig für die jüngere Generation“
Das findet auch Gerhard Wild aus dem bayrischen Immenstadt sehr bedauerlich, denn der gebürtige Velberter hat zwei Brüder kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Kriegskämpfen verloren. „In anderen deutschen Städten und auch Dörfern werden ähnliche Denkmäler meist liebevoll gepflegt. Unsere Meinung nach sollten sich die Velberter Bürger verpflichtet fühlen, das Denkmal zu restaurieren und auch mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen zu ergänzen“, sagt der 79-Jährige.
Besonders wichtig sei dies auch für die jüngeren Generationen: „Das Ehrenmal zeigt ihnen, dass es schlechte und schwere Zeiten gab. Wir durften in Frieden alt werden, was unseren Brüdern verwehrt wurde, die von einem verbrecherischen System verheizt wurden“, schildert Wild.
<<< DAS EHRENMAL KOSTETE 63 500 REICHSMARK
Das große Ehrenmal an der Poststraße in Velbert-Mitte ist das Ergebnis eines großen Spendenaufrufs des damaligen Velberter Bürgermeisters Dr. Leopold Tweer im Jahr 1928. So sollte die Gedenkstätte für die 680 im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Velbert rund 63 500 Reichsmark kosten.
Über unterschiedliche Formen – Sammelbüchse, Kauf von Bausteinen, Spenden von Industrie, Banken, Vereinen – wurden trotz der wirtschaftlichen Zwänge 64 144 Reichsmark gesammelt. Die Summe würde heute etwa 20 000 Euro entsprechen. Im Juni 1930 wurde das Ehrenmal seiner Bestimmung übergeben.