Neviges. . Zum letzten Mal organisieren die Franziskaner 2019 die Wallfahrt in Neviges. Bei aller Wehmut sind die sechs Brüder voller Tatendrang.

Es gibt drei Worte, die möchte der Franziskanerbruder Dietmar am liebsten aus seinem Wortschatz streichen: „Dieses ‘zum letzten Mal’, das kann ich nicht mehr hören, das zieht einen nur herunter. Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt.“ Und daher sehen die sechs Brüder, die laut einer Entscheidung der Ordensleitung im Januar 2020 das Kloster verlassen müssen, auch der am 1. Mai startenden Wallfahrt „mit frohem Herzen und voller Tatendrang entgegen“, so Bruder Dietmar. Allerdings auch mit etwas reduziertem Programm. Im Jubiläumsjahr zum Dombau habe es „ein Feuerwerk an Angeboten“ gegeben, so Bruder Dietmar, das könne nicht mehr geleistet werden. „Wir sind ja nach dem Weggang von Bruder Frank auch nur noch vier Seelsorger.“

Gut eingespieltes Trio organisiert die Wallfahrt

Die Mutter-Anna-Wallfahrt der Schlesier gehört zu den großen Wallfahrten in Neviges.
Die Mutter-Anna-Wallfahrt der Schlesier gehört zu den großen Wallfahrten in Neviges. © Uwe Möller

Als Leiter der Wallfahrtsseelsorge gehört er zu jenem Trio, das von Mai bis Ende Oktober dafür sorgt, dass sich Pilger von Nah und Fern in Neviges wohl fühlen. Bruder Jakobus ist als Pfarrverwalter zuständig für alle rechtlichen Angelegenheiten, die dritte im Bunde ist Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz. Bei ihr laufen die Fäden zusammen, sie nimmt Anmeldungen entgegen, hat stets ein offenes Ohr für die Fragen und Nöte der Pilger. „Frau Schmitz macht hier unheimlich viel“, lobt Bruder Dietmar das Engagement der 33-Jährigen. Auch sie ist gespannt, wie das Erzbistum Köln personell den Weggang der Brüder ausgleichen wird. Denn eine Wallfahrt wird es ebenso weiter geben wie auch die Pfarrgemeinde. „Herr, wohin sollen wir gehen?“, so lautet bistumsweit in diesem Jahr der Leitspruch der Wallfahrt – die Franziskaner werden ihre neue Heimat im Laufe des Sommers erfahren, schätzt Bruder Dietmar.

Pilger besuchen auch den Marienberg und Kreuzberg

In die Wallfahrtszeit fällt auch das Hochfest Mariä Himmelfahrt auf dem Marienberg.
In die Wallfahrtszeit fällt auch das Hochfest Mariä Himmelfahrt auf dem Marienberg. © Walter Fischer

Aber jetzt freuen sie sich erst einmal auf die Wallfahrt. Bruder Konrad hat schon die Fahnen gehisst, Pilgerplatz, Kreuzberg und Marienberg pico bello auf Vordermann gebracht. Wenn zur Eröffnung am 1. Mai Bischof Overbeck aus Essen um 10 Uhr zum Festhochamt in den Dom kommt, dann ist das auch für Stefanie Schmitz wieder ein ganz besonderer Gottesdienst: Ihr Chor, der Pfarrcäcilienchor, gestaltet traditionell zu diesem Anlass das Musikprogramm, während der Domchor zum Abschluss der Wallfahrt singt.

„Nach dem Festhochamt sind dann nachmittags die Marienfeiern“, erzählt Bruder Dietmar, der am Abend des 1. Mai die Pilger im Dom zu einem ganz besonderen Abenteuer einlädt: Um 20.30 Uhr beginnt die erste Folges des „lyrischen Komplets“: Jeden ersten Mittwoch im Monat stellt der Literaturfreund „kleine Helden der Weltliteratur vor, und wie sie uns im Glauben Mut machen können“. In der ersten Folge geht es um den braven Soldaten Schwejk, der mit List und Tücke und als „behördlich anerkannter Idiot“, so zitiert Bruder Dietmar aus dem Roman von Jaroslav Hasek, den Ersten Weltkrieg überlebt. „Am 5. Juni geht es dann um Don Camillo, „eine Ermutigung, dass man nicht so vorsichtig mit Gott umgehen muss“.

Größere Pilgergruppen müssen sich anmelden

Zünftig geht es immer bei der Kroatenwallfahrt zu. Dann wird auf den Wiesen vor dem Kloster gegrillt.
Zünftig geht es immer bei der Kroatenwallfahrt zu. Dann wird auf den Wiesen vor dem Kloster gegrillt. © Detlev Kreimeier (Archiv)

Seit fünf Jahren ist Bruder Dietmar in Neviges, die Blütezeit der Pilgerströme kennt er daher nur vom Hörensagen. „Ja, es hat abgenommen, genaue Zahlen kann ich aber nicht nennen.“ Noch immer gehören die Kroatenwallfahrt am Pfingstmontag, die Polenwallfahrt am 16. Juni, die Wallfahrt der Dülmener am 30. Juni und schließlich die Mutter-Anna-Wallfahrt der Schlesier am 28. Juli zu den größten Veranstaltungen. Und das bedeutet für Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz: Telefonieren, beraten, wichtige Informationen weiterleiten.„Bei den Vorgesprächen direkt nach der Anmeldung geht es zum Beispiel darum, wie viele muttersprachliche Priester mitgebracht werden.“

Messgewänder und Bierzelt-Garnituren

Auch müssen Küsterin Monika Norden und ihr Kollege Udo Elsen wissen, wie viele Messgewänder gebraucht werden. Und wenn die Kroaten wieder ihren Grill auf den Wiesen rund um den Dom anwerfen und die Schlesier zum fröhlichen Volksfest einladen, dann stellt sich für Bruder Konrad die Frage: Wie groß muss die Bierzelt-Garnitur sein, wie viele Tische und Bänke brauchen die Pilger? Ja, auch im nächsten Jahr wird es eine Wallfahrt geben. Fragt sich nur, ob so gut organisiert und vorbereitet.

>>EIN OASENTAG FÜR EINZELNE PILGER

  • Neu im Angebot ist der „persönliche Oasentag“ für einzelne Pilger oder kleine Gruppen. Aus diversen Bausteinen können sich Besucher ihren Tag in Neviges selbst zusammenstellen, zum Beispiel mit Konzerten oder Führungen.
  • Weitere Informationen dazu gibt es im Programmheft Marienwallfahrt Neviges, das im Wallfahrtsbüro ausliegt. Beratung gibt’s auf Wunsch durch Stefanie Schmitz unter der Telefonnummer (02053) 9318-40 oder per E-Mail an kontakt@mariendom.de.