Velbert. . Wo die Gefahr beim Rückwärtsfahren zu groß ist, kommen in Velbert keine Müllwagen mehr hin. TBV-Mitarbeiter wollen mit Bürgern Lösungen finden.
Auf eine Stadtrundfahrt der ganz besonderen Art – in Bildern und mitunter auch als Video – nahm Sven Lindemann jetzt den Verwaltungsrat der Technischen Betriebe Velbert (TBV) mit. „Da hab ich mal ne Kleinigkeit für Sie vorbereitet. Das Thema bereitet uns nicht viel Freude und Vergnügen“, sagte der TBV-Vorstand, „weil es auch manchem Bürger kein Vergnügen bereitet.“ Nach einer Gefährdungsanalyse zum Rückwärtsfahren bei der Müllabfuhr unter Mitwirkung der Disponenten und Fahrer haben die TBV-Verantwortlichen nämlich stadtweit 13 Straßen identifiziert, die in Zukunft wohl nicht mehr mit Großfahrzeugen angefahren werden. Eine solche Analyse aufgrund der Vorgaben der Unfallversicherer ist übrigens Pflicht.
Möglichkeiten zum Wenden fehlen
Der TBV-Chef ist am Vortag der Sitzung noch extra eine Tour mitgefahren, so dass er die Probleme und Widrigkeiten am Dienstagabend im Verwaltungsrat sehr lebendig und beeindruckt rüberbrachte: „Das ist schon bemerkenswert, was die leisten.“ Die in den ausgeguckten Straßen zu bewältigenden Entfernungen bewegen sich zwischen 55 und 700 Metern. Wendemöglichkeit? Fehlanzeige. Die Risiken sind erhöht und vielfältig: Eine gekrümmte Verkehrsführung, die Straße kurvenreich, Behinderungen durch Pkw, Bäume sorgen für schlechte Sicht – und der Sicherheitsabstand nach links und rechts ist kleiner als vorgeschrieben. Denn Müllwagen dürfen zwar grundsätzlich rückwärts fahren, allerdings müssen sie zu beiden Seiten einen halben Meter Luft haben und sollte die Strecke eigentlich nicht länger als 150 Meter sein, so Sven Lindemann zu den „Rahmendaten“. Mitunter sind die Wege allerdings so schmal, dass sich dort sogar ein Kleinwagen gerade mal so eben durchquetschen kann.
Vorstand und Geschäftsbereichsleitung ziehen nicht zuletzt Konsequenzen aus den teils schweren bzw. sogar tödlichen Unfällen, die es andernorts mit Müllfahrzeugen gegeben hat, etwa vor wenigen Wochen noch in Ratingen-Hösel. Man will vorbeugen und auch aufrüsten, bevor in Velbert ebenfalls etwas Schlimmes passiert, hat hierzu zum Beispiel erst kürzlich 17 Fahrzeuge der TBV-Flotte mit elektronischen Abbiegeassistenten ausgestattet.
Auf die Bürger zugehen und gemeinsam überlegen
Man sei alle Rückwärtsstellen durchgegangen, „Sie haben mit 95 Prozent nichts zu tun“, erklärte der Vorstand und kündigte an, dass man auf die betroffenen Bürger zugehen und gemeinsam überlegen werde, wie man vorgehen und das Problem individuell lösen könne. „Wir werden also nicht einfach sagen, da kommt ein Sammelplatz hin, aber es wird nicht überall vermeidbar sein.“ Bei der Auswertung der Gefährdungsanalyse wurde differenziert zwischen Strecken, wo die Müllabfuhr im Rückwärtsgang unter Auflagen weiterhin machbar ist, und den Bereichen, wo das künftig eingestellt wird. Laut TBV-Liste sollen folgende Straßen in Langenberg, Neviges und Velbert-Mitte nicht mehr angefahren werden: Kuhstraße, Brandenberger Weg, Fahrenscheid, Eickeshagen, Alte Gasse, Im Holz, Zum Alten Schießstand, Rommelssiepen, Donnenberger Straße, Kirchplatz, Weinbergstraße, Am Brangenberg und Am Rosental. Man wolle auch schauen, wo man alternativ mit Säcken und Pritschenwagen vorgehen könne, kündigte der TBV-Chef an, demzufolge die Situation in der Kuhstraße „das dickste Problem“ ist: „Ich habe da wirklich große Bauchschmerzen.“ „Wir gehen in den nächsten zwei, drei Wochen ran und versuchen es möglichst einvernehmlich mit den Bürgern zu regeln.“ Dabei hoffe man auch auf Verständnis für die Entscheidung der TBV-Verantwortlichen.
>>INSGESAMT 70 STRASSEN UNTERSUCHT
- Die Praktiker bei den TBV haben sich im vergangenen Jahr sämtliche Strecken und Situationen in Velbert vorgeknöpft, wo die orangefarbenen Vehikel – immerhin zehn Meter lang, zweieinhalb Meter breit und gut drei hoch – rückwärts fahren müssen.
- Dabei wurden knapp 70 Straßen untersucht; zunächst wurden zwölf und letztlich 13 ausgesiebt.