. TBV-Fachleute haben alle Situationen begutachtet, in denen rückwärts gefahren werden muss. Anlieger müssen Tonnen zum Sammelplatz rollen.

Nachdem es andernorts mehrere, teils sogar schwere und tödliche Unfälle mit Müllfahrzeugen gegeben hat, ziehen Vorstand und Geschäftsbereichsleitung der Technischen Betriebe Velbert (TBV) daraus jetzt Konsequenzen. Und wollen gleich mit mehreren Maßnahmen vorbeugen. „Gott sei Dank ist hier noch nix passiert“, sagt Sven Lindemann, aber im Laufe der Jahrzehnte hätten sich Straßen und Wege „eingeschlichen“, die u. a. schmal und zugeparkt seien, die keine gescheite Wendemöglichkeit hätten. Zumeist, so der TBV-Vorstand, handele es sich um kleinere Anliegerstraßen.

Knapp 70 Straßen untersucht

Also wurde zusammen mit Disponenten und Fahrern eine Gefährdungsanalyse gemacht, bei der die Praktiker sämtliche Strecken und Situationen im Stadtgebiet unter die Lupe genommen haben, wo die voluminösen orangefarbenen Vehikel – immerhin zehn Meter lang, zweieinhalb Meter breit und gut drei hoch – rückwärts fahren müssen.

Nach Auskunft von Bernd Wieneck wurden knapp 70 Straßen untersucht, zwölf habe man letztlich aussieben müssen. Und zwar solche, so der TBV-Geschäftsbereichsleiter (Abwasser, Straße, Entsorgung), „wo wir es auch unter Auflagen nicht mehr verantworten können“. Will sagen: beidseitig 50 Zentimeter Mindestabstand, die Strecke nicht länger als 150 Meter.

Anlieger werden persönlich kontaktiert

Die betroffenen Anlieger sollen die Namen ihrer Straße allerdings nicht in der Zeitung lesen, betont Wieneck. Die TBV-Verantwortlichen wollen sie erst alle persönlich anschreiben bzw. auch anrufen; zudem wird sich der TBV-Verwaltungsrat in seiner September-Sitzung mit dem Thema nebst der damit verbundenen Vorschläge und Folgen beschäftigen.

Es wird Sammelplätze geben

„Wir werden Sammelplätze definieren“, kündigt Bernd Wieneck an. Bis dorthin müssten die Anlieger dann – wohl ab kommenden Herbst – ihre vollen Tonnen rollen. „Das ist natürlich nicht schön“, sagt Sven Lindemann, „und zumal für ältere Bürger auch eine echte Belastung.“ Gerade deshalb habe man ja auch versucht, die Zahl der künftig wohl gemiedenen Straßen „so gering wie möglich zu halten“. Man sei zu einer solchen Gefährdungsanalyse aber auch ausdrücklich verpflichtet und habe sich „explizit und sehr ausführlich das Rückwärtsfahren angeguckt“.

Warnung vor dem Toten Winkel

Mehr noch: Die TBV rüsten bis auf ihre Großfahrzeuge, die absehbar ausgemustert werden, fast alle 15 vorhandenen kurzfristig mit Kamera-Assistenzsystemen gegen die Gefahren des Toten Winkels aus. Das gilt auch für die aktuell drei neu bestellten. Zudem ist man mit der Verkehrswacht im Gespräch, die Lkw mit Warn-Aufklebern für Radfahrer und Fußgänger zu versehen. Sven Lindemann: „Die Gefahr wird heillos unterschätzt.“

>>> Vorstand für fünf weitere Jahre bestätigt

  • Der TBV-Verwaltungsrat hat den bisherigen Vorstand, Sven Lindemann, für weitere fünf Jahre bis 2023 im Amt bestätigt.
  • Sven Lindemann (44) ist seit 1. Oktober 2008 Vorstand der TBV und wurde 2013 schon einmal für weitere fünf Jahre wieder bestellt. Die Technischen Betriebe wurden 1998 aus verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung als eigenbetriebsähnliche Ein richtung gegründet.