Velbert-Langenberg. . Im Alldie-Kunsthaus ist die Schau „Durch Deutschland“ von Andreas Teichmann eröffnet worden. Sie zeigt beeindruckende Aufnahmen aus dem Leben.

Über 150 Gäste sind der Einladung zur Vernissage von „Durch Deutschland“ mit Bildern von Andreas Teichmann ins Alldie-Kunsthaus gefolgt. Nach einer a-capella-Version von „Leaving on a jetplane“ des Damenquartetts Singvitation führte Kunsthistoriker Ralf Leisner den Essener Fotografen und in dessen Arbeit ein: „Ich werde häufig gefragt, ob Fotografie Kunst ist.“

So sei die Fotografie exemplarisch für die Funktionsweise von Kunst. Sie habe vor über 200 Jahren die Malerei abgelöst, die bis dahin die Realität abgebildet habe. Andreas Teichmann schaffe es altmeisterlich, die Realität, genauso wie schon Rembrandt, Van Goch und Turner, abzubilden. Teichmanns Ausstellung zeigt einen Auszug aus 50 Tagen seines Lebens, in denen er von Aachen nach Zittau gelaufen ist, auf der West-Ost-Achse durch Deutschland.

Bewusst viel Zeit investiert

Die politische Funktion von Kunst zeige die Kontraste auf diesem Weg auf, erläutert Leisner. Nicht umsonst habe auch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW diese Ausstellung gefördert. Und Andreas Teichmann greift das Stichwort Heimat auf: „Heimat ist verstehen und verstanden werden“. Das könne der Ort der Geburt, aber auch die Wahlheimat des Lebens sein. Er habe bewusst Zeit in das Projekt integriert. Zu den Aufnahmen mit der Großformatkamera gehöre es auch zuzuhören: „Es war faszinierend, wie schnell sich Landschaft und Menschen total verändern.“

Dieses Bild zeigt eine Szene aus der hessischen Stadt Kassel.
Dieses Bild zeigt eine Szene aus der hessischen Stadt Kassel. © Uwe Möller

Das hat auch der Langenberger Fotograf Hans-Dieter Conze sofort erfasst, dessen Schwarz-weiß-Bilder 50 Jahre Langenberg dokumentierten und ebenfalls schon im Alldie-Kunsthaus ausgestellt waren: „Das hier ist was anderes.“ Teichmanns Ausstellung sei vielschichtiger. Jedes Bild ist mit einem kurzen Text und einer kleinen Karte mit Ortsangabe der Aufnahme versehen.

Viele Informationen und beeindruckende Bilder

An „Tag 1 feierte Kathi ihren 55. Geburtstag auf dem Hof eines Container-Depots“ heißt es auf dem dokumentierenden Schild. Für Teichmann ging es am selben Tag durch einen Wald am Dreiländerpunkt zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden. Es wechseln Orte und Objekte, die immer wieder Ausschnitte aus dem Leben zeigen, gewollte und ungewollte, herausgeputzte und weniger schöne. Ein zufällig anmutender Querschnitt, den der Essener erfasst und dokumentiert hat.

Andreas Teichmann vor seinem  Bild
Andreas Teichmann vor seinem Bild "Tag 49, Hörnitz, Sachsen". © Uwe Möller

Für Hans-Dieter Conze sind es sehr viele Informationen und beeindruckende Bilder, die er sich in Ruhe noch einmal anschauen will: „Technik und Bildaufbau sind klasse, die Komposition ist großartig!“. Für Ralf Leisner wohl der Beweis, dass die Fotografie auch ihre ästhetische Funktion in der Kunst erfüllt.

>>AUSSTELLUNG IST BIS ZUM 28. APRIL ZU SEHEN

  • Die Ausstellung „Durch Deutschland“ im Alldie-Kunsthaus, Wiemerstraße 3, ist bis zum 28. April freitags von 18 bis 20 Uhr, samstags von 13 bis 16 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet: www.alldiekunst.de.
  • Ein umfassendes Begleitprogramm ergänzt mit Wanderungen (Anmeldung erforderlich) jeweils ab 13 Uhr am 31. März, 7. und 14. April., einer Lesung ab 19.30 Uhr am 2. April. und dem PhiloTalk ab 19.30 Uhr am 9. April mit dem Thema „Entschleunigung“.
  • Die Reise von Aachen nach Zittau wurde von Andreas Teichmann auf www.durchdeutschland.eu dokumentiert. Er plant ein Buch, das er durch Crowdfunding finanzieren will. Interessenten können ihn über info@andreasteichmann.de kontaktieren.