Velbert. . Beistand und Hilfe unter dem Dach der Diakonie. Collagen verleihen Klienten und Mitarbeitern ein Gesicht. Möglichst schon die Bedrohung abwenden.

Unter dem Motto „Eine Bank ist kein Zuhause“ feierte die Wohnungslosenhilfe in Velbert, Wülfrath und Heiligenhaus – ein wichtiges Angebot der Sozialen Dienste Niederberg (Bergische Diakonie) – jetzt ihren 30. Geburtstag an der Oststraße. Aber ist es nicht zugleich eigentlich traurig, dass es diese Einrichtung überhaupt geben muss und andererseits auch gut, dass sie existiert? „Die Menschen haben vorher ganz viel Vertrauen verloren und erfahren hier wirklich Wertschätzung“, sagt Arne Sawatzki, „allein das ist ein Grund zu feiern.“ Die Jubiläumsveranstaltung war auch als Dankeschön an Klienten, Kooperationspartner und Wegbegleiter gedacht.

Die Sicht der Gesellschaft erkundet

Sawatzki („Offenes Atelier“ der Diakonie) hat zum Dreißigjährigen dazu beigetragen, sowohl den Klienten – anfangs kamen 166 im Jahresschnitt, heute sind’s 550 – als auch den Mitarbeitern, sechs Fachmitarbeiter und zwei Verwaltungsleute, mit Hilfe von Collagen ein Gesicht zu geben. Was sie sich zum Beispiel wünschen, wie sich ihr „Früher“ vom „Heute“ unterscheidet und wie andere Menschen denken und reagieren, das brachten etliche Interviews ans Licht. Dem gegenüber gestellt ist die durch Befragungen erkundete Sicht der Gesellschaft. „Selber schuld“ oder „Penner“ heißt es dort, „arbeitslos“, „keine Ahnung“ oder „wusste nicht, dass es sie gibt“. Das Ganze natürlich auch ein bisschen in der Hoffnung, dass solche Sichtwiesen überprüft und überdacht werden.

Kein Geld, kein Ausweise, kein Konto

Kennzeichnend sind oft der Verlust der persönlichen Habe, kein Dach über den Kopf, kaum oder keine Freunde, viele Bekannte, Zufallsbekanntschaften, Konflikte, Krankenhaus, unvollständige Anträge, keine bezahlbare Wohnung, keine Möbel, kein Geld, kein Personalausweis, kein Konto. „Wenn alles zusammenkracht, Beziehung, Arbeit, Wohnung, dann kommen Menschen in Situationen, aus denen sie nicht mehr rauswissen“, erzählt Abteilungsleiterin Renate Zanjani. „Irgendwann ist alles egal“, ergänzt Judith Ortmann (Abteilungsleitung Soziale Dienste), „auch ob ich noch Miete zahle.“

Ganz eng, klein und familiär angefangen

Die Jubiläumsveranstaltung – hier just im Mittelpunkt: Arne Sawatzki (Offenes Atelier) – war auch als Dankeschön an Klienten, Kooperationspartner und Wegbegleiter gedacht.
Die Jubiläumsveranstaltung – hier just im Mittelpunkt: Arne Sawatzki (Offenes Atelier) – war auch als Dankeschön an Klienten, Kooperationspartner und Wegbegleiter gedacht. © Carsten Klein

Der Auftrag geht Diane Kollenberg-Ewald zufolge nicht zuletzt klar dahin, sich auch um Bedrohte zu kümmern. „Erst eng, klein und familiär“, so blickt die Bereichsleiterin Sozialtherapeutischer Verbund zurück, habe die Beratungsstelle damals 1988 an der Südstraße begonnen. Mittlerweile hat sie die Standorte Berliner- und Rheinlandstraße hinter sich gelassen, ist sie an der Oststraße 38 gelandet; dort seit 2017 unter einem Dach mit zwei weiteren Beratungsstellen, dem Betreuungsverein und dem Tafel-Büro.

Ambulante Betreuung beim Wohnen

Wohnungslose kommen übrigens zumeist etwa bei Freunden oder Bekannten unter. Als wirklich Obdachlose sind in der Beratungsstelle in Velbert aktuell zwei Menschen bekannt, die auch jeweils eine Anbindung zu dieser Einrichtung haben. Ein wichtiger Bereich in der Arbeit ist nach übereinstimmender Auskunft das so genannte ambulante betreute Wohnen, bei dem den Klienten auf vielfältige Weise geholfen wird, letztlich in einer eigenen Wohnung und im ganz normalen Alltag wieder Fuß zu fassen und dabei den nötigen Rückhalt zu bekommen.

BECKMANN SPIELT CELLO

  • Thomas Beckmann, der aus Düsseldorf stammende Musiker, der durch sein Engagement für wohnungslose Menschen weithin bekannt geworden ist, kommt am Donnerstag, 7. März, zu einem Benefizkonzert in die Alte Kirche am Platz am Offers. „Beckmann spielt Cello“ heißt es dann um 19 Uhr zugunsten der hiesigen Wohnungslosenhilfe. Und seine Frau Kayoko sowie Johannes Cernota spielen Klavier. Auf dem Programm stehen Werke u. a. von Schumann, Chopin, Brahms, Cernota und Chaplin.
  • Eintrittskarten zum Preis von 17 bzw. ermäßigt 8 Euro gibt es vor Ort bei der Wohnungslosenhilfe selbst (Soziale Dienste Niederberg), Oststraße 38; bei Velbert Marketing, Oststr. 20 (Forum Niederberg, vormals Theatercafé), und auch in Heiligenhaus im Diakonie Info-Punkt, Kettwiger Str. 8. Außerdem werden Tickets vorab an den Tafelstandorten beider Städte sowie natürlich an der Abendkasse verkauft.