Langenberg. . Der Kabarettist Jürgen Becker begeistert seine 200 Gäste im Langenberger AlldieKunst-Haus. Wasserflöhe können ihr Geschlecht wechseln.

Er war schon lange ausverkauft: der Kabarettabend mit Jürgen Becker im Alldie-Kunsthaus in Langenberg. Rund 200 Gäste verfolgten das „Volksbegehren“, bei dem sich das menschliche Paarungsverhalten als roter Faden durch den gesamten Abend zog und für viel Heiterkeit sorgte.

Der Heiligenhauser Michael Weierstahl, erstmalig Gast im Alldie-Kunst, hatte Becker bereits vorher schon gesehen: „Ich finde das Querdenken des Künstlers gut, die Verbindungen, die er knüpft, seinen rheinländischen Humor und seine Aussagekraft.“ Dass es auch mal nicht ganz so leicht mit Jürgen Becker geht, hatte er schon erlebt, als es in einer Velberter Gesamtschule ausschließlich um die katholische Kirche gegangen sei. Doch der Samstagabend stand im Zeichen der Leichtigkeit.

Das Programm ist nicht jugendfrei

Über Sex und Partnerschaft – Becker führte aus, warum Sex ja Aufwand bedeute –, von der Vermehrung der Blattlaus zum Christentum, am Ende klang es immer schlüssig und vor allem lustig. Es ging weiter um Angela Merkel, die der Rheinländer mit der Bienenkönigin verglich, zu multiresistenten Keimen und Bakterien, die zwar als Erste vorhanden waren, sich aber über die komplette Menschheitsgeschichte verfolgen ließen.

Kabarettist Jürgen Becker.
Kabarettist Jürgen Becker. © Socrates Tassos

Bunte und beeindruckte Bilder auf der Leinwand im Hintergrund untermalten Beckers Beweisfolgen, holten bislang nicht erkannte Geheimnisse ans Tageslicht. Klar war schnell: Jugendfrei war das „Volksbegehren“ nicht, dennoch immer wieder politisch. Allerdings stand bei den kurzen Schlenkern in die Politik immer wieder die Fortpflanzung im Fokus.

Neue Erkenntnisse im Portfolio des Künstlers

Für Andreas Bodinek aus Gießen war es ein gelungener Abend. Zwar sei er nicht ausschließlich wegen des Kabarettisten angereist, aber auch: „Becker hat hintergründigen Humor, ist sehr professionell. Es klingt zwar leicht, aber man hört die Vorbereitung raus“ Neben sehr viel Humor warteten auch neue Erkenntnisse im Portfolio des Künstlers: „70 Prozent des pornografischen Materials werden in Deutschland zwischen 8 und 17 Uhr heruntergeladen.“ Dass das zu denken gebe, ging im Lachen der Besucher unter. „Wasserflöhe können das Geschlecht wechseln, wenn es zu wenig von einem Geschlecht gibt.“ Und auch Aquarien ergäben Sinn: „Man kann Kindern den Umgang mit dem Tod beibringen.“ Zuvor war die Fortpflanzungsstrategie der Guppys erläutert worden.

Claudia Wrobel gefiel der rote Faden: „Aber das Schöne ist, dass man zum Ursprung kommt. Nicht die Fortpflanzung ist das Wichtige, sondern den Menschen dadurch stärker zu machen.“ Obwohl sie das Programm bereits im vergangenen Jahr im Historischen Bürgerhaus gesehen hatte, machte es ihr wieder sehr viel Spaß: „Ich habe ja vieles nicht behalten.“

Jürgen Becker erinnert an Norbert Bauer

Jürgen Becker, der sehr viel jünger aussehe als im Fernsehen, wie eine Besucherin ihm freudig mitteilte, war nun zum dritten Mal zu Gast im Alldie-Kunsthaus. Nicht nur das leckere Essen bei der Künstlerbewirtung begeistert den Kabarettisten: Bei den über zehn anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bedankte er sich für deren Arbeit von der Bühne aus. Später verriet er: „An den Grünkohl kann ich mich erinnern. Ich kann mich aber auch noch sehr gut an Norbert Bauer erinnern. Sehr traurig, dass er gestorben ist.“ Mit den jetzigen Ehrenamtlichen arbeite er auch sehr gerne zusammen.

Jürgen Becker am Samstagabend bei seinem Auftritt im Alldie-Kunsthaus.
Jürgen Becker am Samstagabend bei seinem Auftritt im Alldie-Kunsthaus. © Socrates Tassos

Becker deckte den Zusammenhang zwischen Glauben, Denken und Sex auf, bewies die Existenz der Geschwister von Jesus – „es kann durchaus Kevin aus Nazareth gegeben haben“. Zum Schluss gab es auch Lob für das Publikum: „Wir haben herrlich gelacht, wenn sie das nächste Mal hier sind, sagen Sie Bescheid, dann komme ich auch wieder vorbei!“

Anneliese Schönebeck aus dem Wallmichrath würde auf jeden Fall wiederkommen: „Ich fand den ganzen Abend gelungen: Eine tolle Runde Sache mit Wendungen, die man so gar nicht erwartet hat.“ Nun bleibt das Warten.