Velbert. . Dank einer Aktion der Kreisverkehrswacht lernen Viertklässler, welche Gefahr beim Abbiegen von Lkw ausgeht. Weitere Schüler können mitmachen.

Die Gefahr buchstäblich mal aus einem anderen Blickwinkel erkennen: Das können Viertklässler bei der Kreisverkehrswacht Mettmann tun. Denn die Aktion „Vorsicht, toter Winkel“ zeigt ihnen, wie sehr die Sichtmöglichkeit von Lkw-Fahrern beim Abbiegen eingeschränkt ist. Allein vergangene Woche wurde dies 360 Schülern aus dem Kreisgebiet vor Augen geführt – darunter knapp 60 Kindern der Grundschule Nordstadt in Velbert.

Ausgelegte Planen verdeutlichen den toten Winkel

Zunächst gibt es dabei im Klassenzimmer der Schüler eine theoretische Einführung durch einen Mitarbeiter der Kreisverkehrswacht und der Polizei, wie die Projetkoordinatorin der Aktion, Tanja Smigoc, erläutert: „Das dauert rund eine Viertelstunde.“ Anschließend geht es dann raus, wo ein Lkw an der Schule wartet – Partner sind dabei das THW und die Wülfrather Spedition Caspers. Die Schüler stellen sich zunächst auf ausgelegte Planen, die den toten Winkel des Fahrzeugs markieren. Danach können sie abwechselnd in das Führerhaus steigen und prüfen, ob die übrigen Schüler zu sehen sind.

Auch Fahrradfahrer können gefährdet sein, wenn Lastwagen abbiegen.
Auch Fahrradfahrer können gefährdet sein, wenn Lastwagen abbiegen. © Jens Büttner

Das Ergebnis ist dann ganz erstaunlich: Trotz der sechs Außenspiegel sind die anderen Kinder unten nicht zu erkennen. So können die Grundschüler selbst die Gefahr beim Abbiegen eines Lastwagens erleben, weil eben etwa Fußgänger oder Fahrradfahrer in dem toten Winkel für den Fahrer unsichtbar sind. Und so werden die Viertklässler sensibilisiert, auch mal einen Lkw oder einen Müllwagen vorzulassen, statt darauf loszupreschen.

Aktion soll Zahl der Verkehrsunfälle senken

Für Tanja Smigoc ist diese Aktion „wahnsinnig wichtig“, um nicht zuletzt die Zahl von Verkehrsunfällen zu senken. Sie weiß auch aus eigener Anschauung, wie sehr die Gefahr beim Abbiegevorgang von Brummis unterschätzt wird: „Mir war das bis vor fünf Jahren, als ich 45 war, selbst nicht bewusst“, sagt sie. Da habe sie aber mit der Aktion „Vorsicht, toter Winkel“ begonnen.“

Zunächst fanden dafür vier Veranstaltungen pro Jahr statt – was aber kontinuierlich ausgebaut wurde. „2017 ist das THW als Partner hinzugekommen, da haben wir neun Aktionen anbieten können.“ Auch das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange: „Unser Ziel sind mindestens 25 Veranstaltungen dieser Art jährlich“, erläutert Tanja Smigoc weiter. Es könnten bei jedem Termin auch mehrere Klassen gleichzeitig teilnehmen. das Ganze sei kindgerecht aufgearbeitet.

An der Aktion können Schüler aus dem ganzen Kreisgebiet teilnehmen.
An der Aktion können Schüler aus dem ganzen Kreisgebiet teilnehmen. © Heinz-Werner Rieck

Abbiege-Assistent bedeutet nicht immer Sicherheit

Dabei sei es ganz wichtig, dass – trotz des technischen Fortschritts – möglichst viele Kinder mitmachen würden, denn: „Zwar sind immer mehr Lastwagen mit einem Abbiege-Assistenten ausgestattet, das bedeutet aber noch keine vollkommene Sicherheit“, schildert die Projektkoordinatorin.

So seien immer noch viele Lastwagen ohne diese technische Hilfe unterwegs. Zudem könne es selbst bei einem Abbiege-Assistenten mit Kameras und mehreren Monitoren noch einen toten Winkel geben. Und: „Das System muss der Fahrer auch immer per Knopfdruck aktivieren“, berichtet Tanja Smigoc – was dann auch nicht immer gewährleistet sei.

Schulen, die an der Aktion „Vorsicht, toter Winkel“ teilnehmen möchten, können sich bei der Kreisverkehrswacht melden unter der Telefonnummer 02104/991652.

>>GRUNDSCHULE NORDSTADT BEDANKT SICH

  • Wie gut die Aktion bei den Schulen und den Kindern ankommt, verdeutlicht ein Dankesschreiben der Grundschule Nordstadt an die Kreisverkehrswacht. Darin heißt es: „Es war sehr beeindruckend, so nah am Lkw die realen Gefährdungen zu erleben. Die Kinder waren hoch motiviert und haben viel gelernt und erfahren“, so die Schulleitung.
  • Und weiter: „Auch die begleitenden Herren von der Polizei und der Spedition waren sehr geeignet, diese pädagogische Aufgabe zu übernehmen. ..und diese Geduld! Fast 60 Kinder konnten nach und nach im Lkw sitzend alles genau fragen und selbst sehen. Mit den Wärmepads war auch die Tieftemperatur von -2°C besser zu ertragen.“