Heiligenhaus. Kinder von psychisch kranken Elternhaben ein hohes Risiko selbst zu erkranken. Jugendhilfetag in Heiligenhaus zeigte Hilfsmöglichkeiten auf
Der 11. Jugendhilfetag am Wochenende hatte die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern zum Thema. Welche Hilfsangebote es für Betroffene mit einer im ursprünglichen Wortsinn „ver-rückten Kindheit“ gibt und bei welchen Anzeichen Lehrer, Erzieher, Fachkräfte der Jugendhilfe und Jugendbetreuer besonders aufmerksam sein sollten, darum ging es in der Mensa der Gesamtschule.
130 Teilnehmer beim Jugendhilfetag
Und das Thema „trifft den Nerv der Zeit“, wie Jugenddezernent Thomas Langmesser angesichts der vollen Reihen sagte. Rund 130 Teilnehmer hatten den Weg zum Jugendhilfetag gefunden: „So viele waren noch nie da“, war Langmesser über die hohe Resonanz froh.
Wenn die Mama immer schläft
„Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen, und die Kinder dieser Menschen haben selbst ein erhöhtes Risiko zu erkranken oder Entwicklungsrückstände zu entwickeln“ machte Bürgermeister Michael Beck bei seiner Begrüßung noch einmal auf die Brisanz des Themas aufmerksam.“
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Und mit einem Mini-Theaterstück führten die Mitarbeiterinnen des Jugendamts sehr emotional und eindringlich in das Thema ein: „Immer schläft meine Mutter“, „Ich schaff das alleine“, „Nie kann ich jemanden zum Spielen mitbringen“, „Gib Klopfzeichen, wenn Du vom Einkaufen zurückkommst“, „Sind meine Hände jetzt wohl sauber?“ – auch diejenigen, die noch nicht so viel mit dem Thema psychische Erkrankungen zu tun hatte, bekamen so eindrucksvoll eine Ahnung von den vielfältigen Schwierigkeiten, die es geben kann.
Hohes Risiko für Kinder erkrankter Eltern
Tiefer ins Thema führte dann der Experte Prof. Albert Lenz vom Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie der Katholischen Hochschule NRW ein: Circa die Hälfte der psychisch kranken Kinder und Jugendlichen lebe mit einem ebenfalls betroffenen Elternteil zusammen. Kinder psychisch kranker Eltern hätten also ein hohes Risiko zu erkranken. weil bei ihnen genetische Risiken und psychosoziale Belastung zusammentreffen würden. Auch Kinder suchtkranker Eltern hätten ein besonders hohes Risiko für eine eigene Suchterkrankung.
Wichtig sei es, die Resilienz der Kinder zu stärken, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne Beeinträchtigung zu überstehen, und Sprachlosigkeit und Tabuisierung in der Familie entgegenzuwirken.
Konkrete Hilfsangebote vor Ort
Den Besuchern des Jugendhilfetags boten sich noch andere Möglichkeiten der Vernetzung und Information, Ulrike Bowi vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreisgesundheitsamtes informierte über konkrete bereits bestehende Hilfsangebote vor Ort und auch die Bergische Diakonie sowie der Paritätische waren mit Infoständen vertreten.
„Wir nutzen die Chance, mehr Hintergrundwissen zu bekommen“, so Sabine Eidner, Leiterin der Kita „Steppkeshaus“, die mit großen Teilen des Erzieher-Teams gekommen war, „denn wir müssen erspüren können, wer vielleicht Hilfe braucht.“