Im Zweiten Weltkrieg schufteten viele Menschen aus den eroberten Gebieten auch in Velbert. Was sich heute in den Zwangsarbeiterbaracken befindet.

Zwangsarbeiter gab es während des Zweiten Weltkriegs in allen deutschen Städten und natürlich auch auf dem Land. Die Wehrmacht hatte diese Frauen und Männer bei ihren Eroberungszügen ins Deutsche Reich verschleppt. Dort mussten die „Fremdarbeiter“ in Fabriken und Betrieben schuften sowie auf Höfen oder in Privathaushalten mitarbeiten. Untergebracht waren sie in der Regel in Baracken, oft nicht weit entfernt von ihrem Arbeitsort. Diese Befehlsbauten waren aus Materialien wie Holz oder Wellblech zusammengezimmert und wurden nach dem Ende des Kriegs meist relativ schnell entsorgt.

Zwei der Baracken blieben bis heute stehen

Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass im Industriegebiet Langenbergs noch immer zwei solcher Baracken stehen. „Hier gab es ein Zwangsarbeiterlager, das von der Stadt Langenberg und mehreren Industriebetrieben bis April 1943 errichtet wurde, und zwar zur Unteranbringung russischer Zivilarbeiter für die Industrie“, sagt der Buchautor und ehemalige Schulpfarrer des Gymnasiums Langenberg, Frank Overhoff. Eine Luftaufnahme der alliierten Truppen vom 25. März 1945 zeigt, dass auf dem Gelände an der Uferstraße ursprünglich acht Baracken standen, zwei sind bis heute erhalten.

Heute Lagerräume

Allerdings nicht als historische Erinnerungsorte, wie man vielleicht vermuten könnte. „Nach 1945 wurden in den Baracken zunächst für ein paar Jahre deutsche Flüchtlinge untergebracht“, weiß Frank Overhoff. Dabei handelte es sich vermutlich um Vertriebene aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches, die in den Westen geflohen waren. In den 1960er-Jahren seien dann sechs der acht Bauten abgerissen worden.

„Die beiden übrigen wurden von einer Firma für Haushaltswaren zu Lagerräumen umfunktioniert“, erzählt der ehemalige Schulpfarrer. Sie sind Teil des Gewerbegebiets und werden nach wie vor von den Firmen, die hier inzwischen ihren Sitz haben, genutzt. Der Heimatforscher hat herausgefunden, dass während des Zweiten Weltkriegs mehr als 1.300 Menschen in Langenberg gegen ihren Willen festgehalten worden waren und Zwangsarbeit hatten leisten müssen.

Ein Lager für 200 Personen, die hier arbeiten mussten

„Das Lager an der Uferstraße wurde für 200 Personen eingerichtet, die in den metallverarbeitenden Betrieben in der Nähe arbeiten mussten“, sagt Frank Overhoff. Die Arbeit war körperlich sehr schwer und auch gefährlich. Denn die Zwangsarbeiter waren nur unzureichend mit Schutzkleidung ausgestattet und liefen deshalb stets Gefahr, sich an dem heißen Metall zu verbrennen. Hunger war dabei ihr ständiger Begleiter, da sie meist nur eine dünne Suppe zu essen bekamen. Die Arbeitsämter verteilten diese kostenlosen Hilfskräfte je nach Bedarf auf die Firmen.

Ein Massenphänomen

„Das war ein Massenphänomen. Es gab kaum ein Unternehmen, das keine Zwangsarbeiter hatte“, sagt der Buchautor. Nur so konnte das Regime der Nationalsozialisten die Wirtschaft trotz des Kriegs am Laufen halten und die Versorgung der eigenen Bevölkerung sicherstellen. Der ehemalige Schulpfarrer spricht von „Vernichtung durch Arbeit“. Denn etwa zweieinhalb Millionen Menschen kamen dabei zwischen 1939 und 1945 im Deutschen Reich ums Leben, vor allem sowjetische Kriegsgefangene und Häftlinge in den Konzentrationslagern.

Wie gewöhnliche Industriebauten

Wenn die Maschinen in den Langenberger Fabriken in der Nacht stillstanden, wurden die Zwangsarbeiter in ihre Unterkünfte gebracht. Im Lager, das umzäunt und dauernd bewacht war, befanden sich laut Frank Overhoff auch Arrestzellen. „Das sind Standardbaracken des NS-Regimes“, sagt der Geschichtskenner mit Blick auf die beiden noch vorhandenen Bauten. „Die Fabrikeigentümer konnten sie in Berlin bestellen, und sie wurden mit dem Zug angeliefert.“ In leuchtendem Rot und schlichtem Grau angestrichen, sind die ehemaligen Zwangsarbeiterunterkünfte heute nicht mehr als Baracken zu erkennen. Sie wirken wie gewöhnliche Industriebauten.