Langenberg. . Zum 73. Jahrestag der Pogrome in der „Reichskristallnacht“ veröffentlicht die Stadt Velbert ein neues Online-Projekt.

Jahre der Vorbereitung gingen diesem Tag voraus, Jahre der Recherche, die zuweilen an echte Detektivarbeit heranreichte. Jetzt aber ist es soweit: Am 9. November, jenem Tag, an dem sich die Gräuel der so genannten „Reichskristallnacht“ zum 73. Mal jähren, wird ein „Gedenkbuch für die Velberter Opfer des Nationalsozialismus’“ erscheinen. Nicht in gedruckter Form, nicht aus Papier wird das Buch sein, an dessen Konzeption und Realisierung Schulpfarrer Frank Overhoff viele Jahre lang arbeitete: In einer Gedenkveranstaltung im Gymnasium Langenberg wird Bürgermeister Stefan Freitag das Gedenkbuch an diesem 9. November „online“ freischalten.

„Viele Städte haben solche Gedenkbücher als Druckwerk herausgegeben, andere haben es ebenfalls als Online-Ausgabe im Internet getan, andere haben einen Mix aus beidem gewählt“, erläuterte Overhoff, als er das Gedenkbuch-Projekt und die geplante Gedenkfeier gestern mit dem neuen VHS-Leiter Rüdiger Henseling im Gymnasium Langenberg vorstellte. Er selbst habe sich entschieden, das Velberter Gedenkbuch als Online-Projekt zu veröffentlichen. Und das nicht nur, um die Druckkosten zu sparen. „Es hat den Vorteil, dass es leichter zugänglich ist, vor allem aber, dass es ständig aktualisiert und erweitert werden kann“, sagt Overhoff.

88 jüdische Opfer, 34 ausländische Arbeiter, neun alliierte Soldaten: 131 Menschenschicksale erfasst die erste Auflage dieses Gedenkbuchs. 131 Schicksale, die nicht allein auf ihre Opferrolle beschränkt sind. „Es war mir wichtig, diese Menschen in ihrer ganzen Tiefe zu zeigen, mit ihrem Leben, das sie zuvor führten, mit ihren Lebensplänen und Wünschen“, erläutert der Schulpfarrer.

Und so enthält das Gedenkbuch auch mehr als nur Namen und Todesdaten. Zu jedem Opfer, das in dem Buch aufgeführt wird, gibt es auch einen Lebenslauf und biografische Texte. „Jedenfalls so weit uns diese Informationen zugänglich waren“, so Overhoff. Und, was ihm ebenfalls wichtig ist: „Das Buch beschränkt sich nicht allein auf die jüdischen Opfer. Alle Menschen, die durch das Nazi-Regime ums Leben kamen, aus Velbert stammten oder sich zwischen 1933 und 1945 zeitweise oder ständig hier aufhielten, sollen darin Aufnahme finden.“

Wobei Grundvoraussetzung ist, dass es Menschen waren, die aus irgendeinem Grund vom damaligen Regime diskriminiert wurden. Vom „ausländischen Arbeiter“ über „Jude“ bis zur „politischen oder religiösen Überzeugung“ reichen die Kriterien, nach denen die Opfer einem bestimmten „Diskriminierungsstatus“ zugeordnet werden.

Übrigens: „Fertig“ ist das Buch noch nicht. „Wir hoffen, dass sich weitere Menschen mit neuen Informationen bei uns melden“, sagt Frank Overhoff. Diese Information zu sichten, zu bewerten und ins elektronische Buch einzuordnen, wird Aufgabe der Projektgruppe „Gedenkbuch“, die im Stadtarchiv gegründet wurde.