Velbert-Mitte. . Durch die Rekordtemperaturen und die Dürre sind Fichten von Ungeziefer betroffen. Auch Laubbäume haben gelitten

Ein Waldspaziergang ist in jeder Jahreszeit erholsam. Besonders im Herbst begeistern die bunten Blätter. Für die meisten Besucher sieht es aus wie ein ganz normaler Herbst. Das ist es aber nicht, denn Hitze, Trockenheit, Sturm Frederike und Co. haben den Velberter Wäldern stark zugesetzt.

Die verheerende Dürre stellt die Forstmitarbeiter der Technischen Betriebe (TBV) vor besondere Aufgaben und Herausforderungen. Es gibt viel Fallholz, abgebrochene Äste, die Holzstruktur wird spröder und Schädlinge haben leichtes Spiel. „Die Schäden werden sich in 10 Jahre noch zeigen“, erklärt Dipl. Forstwirt Peter Tunecke, Geschäftsbereichsleiter der TBV.

Borkenkäfer vermehren sich stark

Die Borkenkäfer bohren zur Eiablage kleine Gänge in die Rinder, sagt Stadtförster
Die Borkenkäfer bohren zur Eiablage kleine Gänge in die Rinder, sagt Stadtförster © Manfred Sander

Viele Bäume sterben durch diese Probleme ab, sind sehr anfällig oder müssen gefällt werden. Die Fichte wird von Schädlingen geplagt. Die Bestände werden dadurch kleiner: „Aktuell sind 15 Prozent des Bestandes Fichten. Das wird sich gegen Null etablieren. Gegen Ende des nächsten Jahres sind wir Fichten-frei“, so Tunecke. Die Borkenkäfer hätten sich bei der Hitze wohlgefühlt. Die Fichte könne aufgrund des Wassermangels weniger Harz herstellen, um sich vor den Borkenkäfern zu schützen. „Wir bräuchten zwei bis drei Monate Landregen, um die Boden aufzuweichen und zu bewässern“, betont der Förster.

„So eine Population hatten wir seit 1947 nicht mehr“

Auf einen Baum kommen 10.000 Käfer – und aus nur einem Käfer können 100.000 werden. „So eine Population hatten wir seit 1947 nicht mehr“, sagt Tunecke mit besorgtem Unterton, „wöchentlich verändert sich das Bild im Wald.“

Der Holzschlag fällt größer aus als üblich

Auch der Oktober sei zu warm und trocken gewesen. Es würden täglich neue Befallsherde in Privatgärten und in Wäldern entdeckt. Der derzeitige Holzschlag werde zum Schutz des überlebenden Bestandes höher als üblich ausfallen – rund 1900 Hektar Gesamtfläche müssten aus Sicherheitsgründen gefällt werden. „Ist der Wald auf einem Hang, ist es schwieriger, die Fichten zu bergen. Wenn die Bäume stehen bleiben, können sie zur Waldbrandgefahr werden.“

Das geschädigte Holz findet keine Abnehmer

Der Borkenkäfer in der Forstwirtschaft

Der Borkenkäfer ist einer der gefährlichsten Schädlinge für den Forst. Die Fichte ist von der Borkenkäferart „Kupferdreher“ betroffen.

Zur Eiablage bohrt der Borkenkäfer Gänge in die Bäume. Die Tiere sterben im Winter nicht aus. Sie überwintern und fahren im Frühjahr mit ihrer Vermehrung fort.

Durch die große Holzernte entsteht ein weiteres Problem: Der Holzmarkt ist gesättigt und das überwiegend durch Borkenkäfer geschädigte Holz findet keine Abnehmer. „Die Papierindustrie nimmt nur frisches Holz und keine trockene Fichten“, erklärt der Förster. Zudem lägen die Sägewerke im Sauerland und der Eifel. Aufgrund von überfüllten Lagern durch den Sturm Frederike fehle es insbesondere an Transportkapazitäten: „Die Fahren nur einen Radius von 50 Kilometern an.“

Bäume sind nicht ausreichend vor Wind geschützt

Das liegende Holz ist dann ein gefundenes Fressen für die Borkenkäfer. Deshalb wird es dann zum größten Teil zu Holzpellets verarbeitet, die zum Beispiel zum Heizen verwendet werden. Ein weiteres Problem, das durch die Rodung entsteht, ist der mangelnde Windschutz. „Wenn nochmal ein Sturm kommt, brechen viele Jungbäume ab“, so Tunecke.

Baumschulen kommen nicht hinterher

Das befallene Holz findet keine Abnehmer und wird zu Pellets verarbeitet.
Das befallene Holz findet keine Abnehmer und wird zu Pellets verarbeitet. © Manfred Sander

Hinzu kommt, dass die Baumschulen nicht auf so eine Nachfrage nach neuen Bäumen eingestellt sind und somit kaum Nachschub liefern können. Die Hitzeperiode habe auch dort Spuren hinterlassen. „Die Baumschulen stehen vor den gleichen Problemen“.

Nicht nur Nadelhölzer haben unter den Bedingungen gelitten. Auch Laubbäume sind betroffen. Das wirkliche Ausmaß der Waldschäden im Laubholz wird sich erst im Frühjahr zeigen, wenn viele Bäume nicht mehr neu austreiben. Schäden lassen sich jetzt noch nicht bestimmen. „Früher war Waldpflege planbar, heute kann man nur noch reagieren“, erklärt Tunecke. Bis zum Frühjahr müssten Waldbesucher und Spaziergänger mit punktuellen Sperrungen im Wald rechnen.