Immer wieder wird Schmuck von den Gräbern gestohlen. Die betroffenen Hinterbliebenen sind ratlos. Technische Betriebe wollen genauer hinschauen.
Als Renate Kurths Mann Helmut vor gut sieben Jahren starb, war der Velberterin klar: „Er soll es auf dem Waldfriedhof schön haben.“ Dafür wollte die heute 81-Jährige sorgen und schmückte stets liebevoll die letzte Ruhstätte ihres Mannes – auch ihre Enkelkinder legten hübsche Figuren ab. Doch lange blieben diese dort nicht liegen: „Immer wieder wird der Grabschmuck gestohlen. Wer macht denn so etwas?“, zeigt sich Renate Kurth ganz bestürzt.
Auch Tobias Schiffer von den Technischen Betrieben Velbert (TBV), die für die städtischen Friedhöfe zuständig sind, kann eine solche Pietätlosigkeit kaum fassen. Er will die Friedhofsmitarbeiter nun anhalten, genauer hinzuschauen.
Vogeltränken und Laternen verschwanden
Das würde auch Renate Kurth sehr begrüßen. Sie zählt auf, was in den letzten zwei, drei Jahren alles entwendet wurde: „Gestohlen wurden etwa drei kleine Ton-Vögel, zwei Vogeltränken, ein Engel und eine Laterne.“ Auf einer Vogeltränke habe sogar gestanden, zu welchem Grab sie gehöre. „Das war den Dieben egal, sie haben sie trotzdem mitgenommen.“
Stadt ist machtlos
Das tut Tobias Schiffer auch sehr leid – er verantwortet bei den TBV den Bereich öffentliches Grün und Friedhöfe. Allerdings sei er bei solchen Taten recht machtlos, wie er ausführt: „Bei den Friedhöfen handelt es sich um einen öffentlichen Raum, den wir natürlich nicht immer überwachen können.“ Zudem würden die Friedhöfe nicht zu einer bestimmten Zeit geschlossen oder gar abgeschlossen (siehe Infokasten). „Das wäre nicht zielführend“, erklärt Schiffer weiter. Daher könnten dann insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit oder nach dem Schichtende der Friedhofsbediensteten Diebe zuschlagen.
Friedhof wird irgendwann stillgelegt
Allgemein trete in Velbert der Diebstahl von Grabschmuck nicht allzu gehäuft auf, so Schiffer. Doch nun, nachdem er von Renate Kurths Fall gehört habe, wolle er die Mitarbeiter noch einmal zur besonderen Aufmerksamkeit während ihrer Arbeitszeiten auffordern. „Am besten wäre es natürlich, jemanden in flagranti bei einer Tat zu erwischen“, meint Schiffer und ergänzt: „Aber es ist leider so: Wer ein Grab mit etwas Schönem schmückt, muss damit rechnen, dass es nicht immer dort bleibt. Am besten sollte man, so traurig es ist, eher weniger als mehr hinlegen.“
Friedhöfe sind ganztägig zugänglich
Die städtischen Friedhöfe sind rund um die Uhr für jedermann zugänglich. Öffnungs- beziehungsweise Schließzeiten gebe es nicht, erläutert Tobias Schiffer von den Technischen Betrieben Velbert.
Auf diese Weise werde man allen Wünschen und Bedürfnissen gerecht: „Manche Leute gehen beispielsweise schon vor der Arbeit morgens um sechs auf den Friedhof. Andere kommen erst abends um 18 oder 19 Uhr“, schildert Schiffer.
Immer weniger Gräber
Dem stimmt nun auch Renate Kurth zu: „Jetzt habe ich eine eher einfache Laterne auf das Grab gestellt“, schildert sie. Die letzte Ruhestätte ihres Mannes liegt auch am Rand des Friedhofs, kann also schnell von außen erreicht werden – was Dieben eben zu Pass kommt. Zudem wird der Waldfriedhof nach und nach stillgelegt, bereits seit einigen Jahren werden dort keine neuen Gräber mehr angelegt. Grund dafür ist eine veränderte Bestattungskultur, immer mehr Menschen wünschen beispielsweise eine Urnen- statt Sargbeisetzung – in Velbert herrsche daher eine Überkapazität auf den Friedhöfen, was eine erhebliche Kostenbelastung nach sich ziehe, erklärten die TBV im Jahr 2015 bei der Entscheidung, den Waldfriedhof stillzulegen.
Viele Gräber wurden eingeebnet
Gräber, deren Laufzeit beendet ist, werden nun eingeebnet – bis der Waldfriedhof in einen Park umgewandelt wird, werden allerdings nach Auskunft der TBV noch Jahrzehnte vergehen. Auch Renate Kurth beobachtet Veränderungen: „Rings um das Grab meines Mannes gibt es auch immer weniger Gräber. Nun ist letzte Woche das Nachbargrab eingeebnet worden“, sagt sie. Und das bedeutet auch, dass immer weniger Menschen auf den Friedhof kommen und die Augen offen halten, dass nichts gestohlen wird.