Velbert. . Seit gut einem Jahr wird am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium nach der Dalton-Methode unterrichtet. Schüler können entscheiden, was sie wann erarbeiten

Der Sechstklässler sitzt in dem hellen Klassenraum neben einem Mitschüler, der im nächsten Jahr sein Abitur macht. Während der Kleine über seinen Matheaufgaben sitzt, schreibt der Große an einem Essay und nebenan die Mitschülerin büffelt Latein. Es ist Dalton-Stunde im Nikolaus-Ehlen-Gymnasium. Seit gut einem Jahr unterrichtet die Schule an der Friedrich-Ebert-Straße nach diesem reformpädagogischen Ansatz, seit diesem Schuljahr sind nun auch die Oberstufenschüler mit von der Partie.

Reform von Außen unbemerkt vollzogen

„Von Außen beinahe unbemerkt wurde bei uns diese Reform vollzogen, Dalton bereichert das Schulangebot in der Stadt“, sagt Schulleiter Michael Anger.

Täglich die dritte und die sechste Stunde sind dem Dalton-Prinzip gewidmet, die übrigen Unterrichtseinheiten laufen nach dem gewohnten Prinzipien ab.

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Freies Lernen

Beim Dalton-Prinzip sollen die Schüler das selbstständige Lernen lernen. Deshalb bekommen sie von ihren Lehrern in jedem Fach – außer Sport – einen Plan mit den Unterrichtsinhalten und Aufgaben für die nächsten fünf Wochen angefertigt. Die Schüler können dann selbst aussuchen, an welchem Wochentag sie welches Fach machen möchten. Das Besondere: Sie wählen sich ihre Lehrer aus, bei dem sie ihre Stunde verbringen möchten. Am Ende der Stunden zeichnet der Lehrer auf dem Arbeitsblatt ab und macht eventuell Anmerkungen zum Arbeitsverhalten.

Kaum noch Proteste

„Wir verabschieden uns dabei vom Frontalunterricht, die Schüler sollen weg von einer Bedienmentalität“, erklärt Schulleiter Anger. Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Freiheit sollen gefördert werden, so die Zielsetzung des Dalton-Prinzips.

Die Schüler suchen sich den Lehrer aus, bei dem sie ihre Dalton-Stunde verbringen möchten.
Die Schüler suchen sich den Lehrer aus, bei dem sie ihre Dalton-Stunde verbringen möchten. © Uwe Möller

Die Schüler der Sekundarstufe I, die bereits seit einem Jahr dabei sind, haben sich an die neuen Art des Unterrichts bereits gewöhnt, es gibt kaum noch Proteste. Auch ihre Eltern zeigen sich nicht unzufrieden. Die Oberstufenschüler allerdings fremdeln im Moment noch ein wenig. Die Notenbilder, so Anger, hätten sich in dem einen Jahr nicht verschlechtert. Auch für sein Lehrerkollegium war Dalton eine große Umstellung. „Der Unterricht muss sehr viel genauer geplant werden und die Erstellung der Arbeitsblätter braucht auch viel Zeit“, erklärt der Direktor.

Lernatmosphäre an der Schule hat sich verbessert

Was er aber festgestellt hat ist, dass sich die Lernatmosphäre verbessert. Weil alle Altersgruppen gemischt im Dalton-Unterricht sitzen, entstehe ein größerer Zusammenhalt zwischen den Schülern. Auf der anderen Seite forderten die Oberstufenschüler von ihren jüngeren Mitschülern Ruhe in den Lerngruppen ein.

Und zwischen den Schülern und den Lehrern in der Oberstufe entsteht auch ein neues Verhältnis. „Wir haben für die Oberstufe ein Tutorensystem eingeführt. Jeder Lehrer kümmert sich um fünf Schüler“, sagt Stefanie Schlaak. „Wir treffen uns jede Woche 45 Minuten lang, da baut sich dann ein Vertrauensverhältnis auf.“ Beim Tag der offenen Tür am 1. Dezember können sich Eltern über Dalton informieren, in der Woche ab 26. November können Viertklässler in den Unterricht hineinschnuppern.