Kreis Mettmann. . Jahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt: Handwerk und IHK melden Zuwächse bei Verträgen. Arbeitsagentur warnt vor Nachbesetzungsproblemen

Wenn es darum geht, Lage und Entwicklungen auf dem regionalen Ausbildungsmarkt zu bilanzieren und bewerten, machen Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf, Kreishandwerkerschaft (KH) und Agentur für Arbeit Mettmann stets gemeinsame Sache. Denn erstens haben sie zusammen einen nahezu kompletten Marktüberblick – und zweitens zeichnen sie mitunter ein recht differenziertes Bild, so auch aktuell.

Erwartungen nicht erfüllt

„Ich bin ausgesprochen zufrieden“, sagt Norbert Woehlke, und berichtet von einem Plus in Höhe von 4,9 Prozent bei den abgeschlossenen Verträgen (1673) im Neanderland. 82 Leute mehr seien immerhin vier Berufsschulklassen, rechnet der stv. IHK-Geschäftsführer (Berufsbildung/Prüfungen) um.

„Ich bin mit 2,8 Prozent Zuwachs auch ganz glücklich“, setzt Gabriele Leßel fort und nennt kreisweit 574 neue Ausbildungsverträge. Und das ist noch nicht das Ende. „Im Handwerk ist noch was drin“, prophezeit die Abteilungsleiterin Berufsbildung.

Es entsteht eine Lücke

„Die Jahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt bleibt hinter den Erwartungen zurück“, resümiert hingegen Karl Tymister. „Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist zwar etwas günstiger geworden“ Das liege aber nicht an einem Plus bei den Offerten, sondern einem leichten Rückgang der Bewerber. Nach Auffassung des Chefs der Agentur für Arbeit müsste deutlich mehr ausgebildet werden, um die Fachkräfte der geburtenstarken Jahrgänge zu ersetzen, die demnächst in den Ruhestand gehen: „Der Nachbesetzungsbedarf steigt. Es entsteht unweigerlich eine Lücke“, warnt er.

© Heinz-Werner Rieck

Das Plus in den IHK-Berufen und im Handwerk seien gute und wichtige Schritte, „aber die Schrittlänge reicht noch nicht. Es ist wichtig, dass Unternehmen verstärkt ausbilden, ansonsten werden ihnen die Fachkräfte schon mittelfristig ausgehen. Jugendliche, die ihre Ausbildung in anderen Städten absolvieren, kehren in der Regel nicht mehr in den Kreis zurück.“

Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Ausbildungsjahr (Oktober 2017 bis September 2018) 2308 Ausbildungsplätze gemeldet, genauso viele wie vor einem Jahr. In den Geschäftsstellen Langenfeld und Velbert waren es mehr als zuvor, hingegen gab es in den anderen drei Geschäftsstellen einen Rückgang. Dem standen 3224 Bewerber gegenüber. Das sind 146 weniger als im Jahr zuvor. Die Jugendlichen wollten vermehrt weiterführende Schulen besuchen, erklärt Karl Tymister. Nach Agentur-Angaben blieben bislang mit 248 vergleichsweise weniger Stellen unbesetzt; 253 Jugendliche haben keine Stelle gefunden.

Rennen ist noch nicht gelaufen

Norbert Woehlke zufolge liegt die Zahl der Neuabschlüsse im Kreis Mettmann weit über dem IHK-Landesdurchschnitt von nur 1,6 Prozent Vertragswachstum. Wer bis jetzt noch keine Lehrstelle gefunden habe, könne auch über eine Einstiegsqualifizierung den Weg in die Ausbildung finden. Vereinzelt gäbe es auch noch freie Ausbildungsplätze (www.duesseldorf.ihk.de, Nummer 3031). Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Düsseldorf, die Auskunft über freie Lehrstellen in mehr als zehn Berufen hier im Kreisgebiet geben kann, ist Rainer Weißmann, (0211) 8795-604. „Das Rennen ist noch nicht gelaufen“, betont auch der Chef der Arbeitsagentur. Bis zum Jahresende könnten Verträge geschlossen werden.

Auch in Niederberg wird noch gesucht

Im Raum Niederberg werden u. a. noch Hörakustiker, Fachverkäufer (Bäckerei), Beamte Steuerverwaltung (gehobener Dienst), Kaufleute Einzelhandel, Verkäufer, Industriemechaniker, Bankkauf- und Automobilkaufleute, Elektroniker (Betriebstechnik), Industriekaufleute, Werkzeugmechaniker sowie Maschinen- und Anlagenführer gesucht.

>>>ANSPRECHPARTNER FÜR ANBIETER UND SUCHENDE<<<

  • Arbeitgeber erreichen die Ausbildungsvermittlung unter der Nummer ihres Ansprechpartners im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit oder unter (0800) 4555520 (kostenlos).

  • Die Agentur für Arbeit bietet Jugendlichen ihre Berufsbera tung an. Einen Termin für ein Beratungsgespräch gibt’s unter (0800) 4555500 (kostenfrei).