Kreis Mettmann. Im Kreis Mettmann und in Düsseldorf sind 2500 gemeldete Lehrstellen noch unbesetzt. Dies dürfte laut IHK den Fachkräftemangel weiter verschärfen.

Noch immer gibt es laut Industrie- und Handelskammer (IHK) über 2500 freie Ausbildungsplätze im Kreis Mettmann und in Düsseldorf. Sollten diese Lehrstellen nicht besetzt werden, dürfte sich der Fachkräftmangel verschärfen. Das sagen die IHK und die Handwerkskammer für den Kammerbezirk Düsseldorf, wozu der Kreis Mettmann zählt.

In so gut wie allen Sparten sind noch Lehrstellen frei

Frei seien noch Lehrstellen für das bereits laufende Ausbildungsjahr in so gut wie allen Sparten, egal ob im kaufmännischen, handwerklichen oder industriellen Bereich. „Es gibt für fast jeden Bewerber einen freien Ausbildungsplatz“, sagt Antje Mahn, Sprecherin der IHK zu Düsseldorf.

Dafür werden die jungen Menschen von der IHK, der Handwerkskammer sowie der Agentur für Arbeit beraten und nach ihren Neigungen befragt. Anschließend wird ein geeignetes Unternehmen gesucht – gegebenenfalls zunächst für ein Praktikum, bei dem sich potenzielle Bewerber und Betriebe kennenlernen können. Zudem gibt es Beratungsveranstaltungen mit Infoständen, wie etwa im Juli in der Velberter Innenstadt. Des Weiteren findet am 5. September von 9 bis 12.30 Uhr ein „Azubi Speed Dating“ in der Ratinger Stadthalle mit vielen Firmen statt. Für weitere Informationen sind bis Ende August Telefon-Hotlines geschaltet: bei der IHK unter der Nummer (0211) 3557-448, bei der Handwerkskammer unter (0211) 8795-604 sowie bei der Agentur für Arbeit: (0800) 4555500.

Es drohen weitreichende Folgen für die Wirtschaft

Sollten die Ausbildungsplätze nicht hinreichend besetzt werden, drohen weitreichende Folgen für Industrie und Wirtschaft, wie IHK-Bereichsleiter Jens Peschner ausführt: „Dann wird sich der bereits herrschende Fachkräftemangel in vielen Berufen weiter zuspitzen.“ Schon heute dauere es besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen oft mehrere Monate, bis eine offene Stelle wieder qualifiziert besetzt werde. In dieser Zeit könnten häufig Aufträge nicht bearbeitet werden, was zu Umsatzeinbußen führe.

Auch das „Azubi Speed Dating“, das das nächste Mal am 5. September in der Ratinger Stadthalle stattfindet, bringt potenzielle Azubis und Unternehmen zusammen.
Auch das „Azubi Speed Dating“, das das nächste Mal am 5. September in der Ratinger Stadthalle stattfindet, bringt potenzielle Azubis und Unternehmen zusammen. © Alexandra Roth

Gründe für die vielen offenen Ausbildungsplätze gebe es einige, erläutert Peschner weiter. So würden die Jugendlichen oft einzelne Berufsbilder gar nicht kennen: „Wer weiß zum Beispiel von den jungen Leuten, was ein Müller oder Lebensmitteltechniker macht? Diese Berufe müssen erlebbarer und bekannter gemacht werden, etwa über Plattformen wie Youtube.“ Zudem müssten die Konditionen in manchen Berufen verbessert werden – etwa in der Gastronomie oder der Hotelbranche, wo starker Azubi-Mangel herrscht.

Auch eine artverwandte Lehrstelle nehmen

Daneben müssten junge Menschen auch mal auf eine artverwandte Ausbildung ausweichen, sollte ihre Wunsch-Lehrstelle doch nicht klappen. „So unterscheiden sich beispielsweise Ausbildungsinhalte von Automobil- oder Immobilienkaufleuten nicht so groß von denen von Groß- und Außenhandelskaufleuten“, meint Peschner. Und an die Adresse der Unternehmen gerichtet, sagt er: „Betriebe müssen verstehen, dass sie nicht immer perfekte Auszubildende bekommen. Ausbilden heißt auch investieren, zudem gibt es von der Arbeitsagentur Unterstützung wie ausbildungsbegleitende Hilfen.“

Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze wohl noch höher

Auch Handwerkskammer-Sprecher Alexander Konrad sorgt sich um den Fachkräftenachschub: „Allein im Kreis Mettmann sind noch rund 200 offene Ausbildungsplätze im Handwerk gemeldet“, schildert er. Vermutlich sei die Zahl aber deutlich höher, denn eine Meldepflicht für unbesetzte Lehrstellen bestehe nicht. Besonders dramatisch sei es etwa um den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik bestellt. „Hier gibt es großen Bedarf an Auszubildenden“, so Konrad. Dabei sei dies ein Beruf mit Zukunft, der mit Energie und Klima zu tun habe. Fehlten hier Fachkräfte, sei das ein großes Problem.

>>VIELE LEHRSTELLEN AUCH AUF DEM BAU

  • Auch Gewerkschaften betonen, dass es noch viele offene Lehrstellen im Kreis Mettmann gibt. So gilt es nach Angaben der IG Bauen-Agrar-Umwelt zum Start des neuen Ausbildungsjahres 76 Ausbildungsplätze in der Branche zu besetzen.
  • Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ruft dazu auf, sich auch in der Lebensmittelbranche umzugucken, da die Ernährungswirtschaft Perspektiven und einen überdurchschnittlichen Verdienst biete. Im Kreis seien dafür 2 0 Lehrstellen offen.