Kreis Mettmann. . Arbeitsagenturen im Bergischen gehen in die Offensive. Für Lehrgangskosten und Lohnzuschüsse stehen pro Jahr zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Weiterbildung ist für die Arbeitsagenturen kein neues Geschäft. Standen jedoch früher vorrangig geringqualifizierte und ältere Menschen im Fokus, so ist das Ganze nunmehr breiter gefasst. Zudem kommen kleinere Betriebe mit maximal zehn Leuten in Betracht, ist mitunter eine Förderung zu 100 Prozent machbar, wird nicht nur Weiterbildung, sondern auch Ausbildung unterstützt. Die Agenturen Bergisch Gladbach, Mettmann und Solingen-Wuppertal haben sich zur „Weiterbildungsinitiative Bergisches Land“ zusammengetan. Unter dem Motto „Weiterbilden – weiterkommen“.

Lieber jetzt vorbeugen als später reparieren

Selbstverständlich sei das eigentlich eine Aufgabe der Arbeitgeber, antwortet Karl Tymister. Aber es sei gut, dass der Gesetzgeber seit einiger Zeit den Gedanken verfolge, nicht zu warten, bis Beschäftigte arbeitslos würden, sondern in Qualifizierung zu investieren. „Es ist schlauer“, bekräftigt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mettmann, „lieber Prävention zu betreiben, als als Reparaturbetrieb zu fungieren.“

Ein Gewinn für beide Seiten

Kreisweit scheiden außerdem von den aktuell rund 187 000 Beschäftigen in den nächsten zehn Jahren etwa 39 000 aus dem Erwerbsleben aus. Umso wichtiger ist es, Ressourcen zu erschließen – hier kommen die Beschäftigten in den Unternehmen ins Spiel. Im Kreis Mettmann arbeiten rund 19 000 Frauen und Männer ohne Ausbildung auf Helferniveau. Viele sind in den Betrieben anerkannte und zuverlässige Arbeitskräfte. Dennoch droht ihnen oft der Verlust ihrer Beschäftigung, da gerade im industriellen Sektor Helfertätigkeiten der wachsenden Automatisierung zum Opfer fallen werden. Andererseits benötigen aber die Unternehmen höher qualifizierte Arbeitskräfte, um mit den Anforderungen der Arbeitswelt 4.0 klar zu kommen.

Wie lange die Offensive der Arbeitsagenturen laufen wird, ist offen. „Wir haben kein Verfallsdatum vereinbart“, sagte der Mettmanner Chef, Karl Tymister.
Wie lange die Offensive der Arbeitsagenturen laufen wird, ist offen. „Wir haben kein Verfallsdatum vereinbart“, sagte der Mettmanner Chef, Karl Tymister. © Heinz-Werner Rieck

Je weiter weg man von einer Helfertätigkeit sei, umso sicherer sei man am Arbeitsmarkt, sagt Tymister: „Das Risiko für geringer Qualifizierte arbeitslos zu werden, ist drei mal höher.“ „Man verdient eindeutig auch besser“, ergänzt Stefan Konzak. „das ist einfach eine Win-Win-Situation.“ Bei den Inhalten achte die Agentur darauf, was wirklich weiterführend und verwertbar sei. Es dürfe auf keinen Fall nur für einen Arbeitgeber interessant sein, erklärt Konzak. Er ist bei der Agentur einer der zentralen Ansprechpartner für Weiterbildung und Umschulung. Ein geradezu klassisches Feld sei der Bereich der Altenpflege, ebenso das Erlangen eines Lkw-Führerscheins; man habe aber auch die Beispiele eines Fahrlehrers oder einer ehemaligen Praktikantin eines Gartencenters.

Notwendiges Budget ist vorhanden

„Wir können je nach Konstellation z. B. Lehrgangskosten fördern oder einen Zuschuss zum Lohn zahlen“, berichtet Karl Tymister. Schließlich müsse der Arbeitgeber ja die Leute freistellen. Im Topf der drei Agenturen seien per anno zehn Millionen Euro: „Am Geld scheitert das bestimmt nicht. Wir haben das notwendige Budget.“

FÜR JEDE FRAGE GIBT’S DIE PASSENDE ANLAUFSTELLE

  • Unternehmen, Betriebsräte und einzelne Arbeitnehmer können sich bei Fragen zur Förderung von Weiterbildung melden: per E-Mail an Weiterbildung.BergischesLand@arbeitsagentur.de, unter der Servicenummer für Ausbildungssuchende ( 0800 4 5555 00) und der für Unternehmen und Betriebs räte ( 0800 5 5555 20).
    Ansprechpartner für finanzielle Förderung von Weiterbil dung und Umschulung von Beschäftigten ist Stefan Konzak, (02103) 9595-15.