Velbert-Mitte. . Ein NRW-weit einzigartiges Projekt nimmt der Hospizverein in Angriff – den Bau eines Hospiz- und Palliativzentrums. Dafür gab’s jetzt eine Spende
Mit einer dicken Finanzspritze unterstützt der Förderverein Palliativversorgung Kreis Mettmann den Neubau des Hospiz- und Palliativzentrums an der Cranachstraße. Dr. Markus Funk, Vorsitzender des Fördervereins, und seine Schatzmeisterin Andrea Blumenthal überreichten dem Hospizverein Niederberg nun einen Scheck über 50 000 Euro.
Neubau ist ein Pilotprojekt in NRW
„Dieser Neubau ist für uns ein besonderes Anliegen“, sagt Markus Funk. Denn der Bedarf sei hoch: Bislang gibt es im Kreis Mettmann zehn Plätze im Hospiz in Erkrath – „aber wir benötigen 25 bis 30 Betten“, fügt Dr. Johann Campean an. Der Palliativmediziner ist im Vorstand des Hospizvereins und für die Spezialisierte ambulante palliative Versorgung (SAPV) in Niederberg unterwegs.
Zudem sei das Projekt in Nordrhein-Westfalen einzigartig, „eventuell sogar in ganz Deutschland“, sagt Campean. Denn am Standort Cranachstraße entsteht nicht nur ein Hospiz, auch die SAPV ist in dem Komplex untergebracht. „Dass diese beiden Institutionen unter einem Dach sitzen, das ist wirklich neu“, sagt Campean.
Die Vorarbeiten sind zudem schon weit fortgeschritten, sagt Peter Jansen, erster Vorsitzender und Gründungsmitglied des Hospizvereins. „Wir sind mit dem Architekten so gut wie durch, es geht derzeit nur noch um Details.“
Lebensqualität steht im Mittelpunkt
Am heutigen Donnerstag steht der Notartermin an, um eine gGmbH zu gründen. „Die wird Bauherr, für den Hospizverein wäre das schwierig geworden“, erläutert Jansen. Verläuft alles nach Plan, soll im Frühjahr 2019 der Spatenstich auf dem Gelände an der Cranachstraße erfolgen. „Februar, März wäre optimal“, so Jansen.
Mit dem Bau des Hospiz- und Palliativzentrums will der Verein aber auch Vorurteilen vorbeugen und Hemmschwellen abbauen. „Viele Menschen denken, dass wir nur Sterbebegleiter sind und dass eine Palliativstation nichts anderes als eine ,Sterbestation’ ist“, sagt Markus Funk. Doch dem sei nicht so. „Bei uns geht es um Lebensqualität. Die steht im Mittelpunkt. Natürlich ist die SAPV auch Sterbebegleitung – aber eben nicht ausschließlich.“
Änderung im politischen Denken
Viel mehr gehe es darum, schwer kranken Menschen das Leben zu erleichtern, sagt auch Peter Jansen: „Keine Schmerzen, keine Angst, Unangenehmes wie etwa Erbrechen möglichst gering halten. All das gehört dazu.“ Auch wolle man den Gästen – so werden die Menschen bezeichnet, die in einem Hospiz unterkommen – Kontrolle über ihr Leben geben, ihnen ihre Eigenständigkeit wiedergeben.
Im politischen Denken habe sich in den letzten Jahren „glücklicherweise einiges getan“, fährt Jansen fort. Natürlich sei es der Wunsch, dass Menschen zu Hause, in ihrem Umfeld, ihre letzten Tage erleben. „Nur manchmal geht das eben nicht – wenn zum Beispiel pflegende Angehörige an ihre Belastungsgrenze stoßen.“ Und genau dann sei das Hospiz als zweite Alternative langsam akzeptiert.
<<< SPENDEN FÜR NEUBAU BENÖTIGT
Der Hospizverein Niederberg ist auch weiter auf Spenden für die Finanzierung des Neubaus angewiesen. Bislang sind rund 90 Prozent der benötigten Summe zusammen, etwa 900 000 bis eine Million Euro fehlen noch.