Velbert-Mitte. . Organisatoren sehen schwarz: Standort Velbert muss Ende Dezember aufgegeben werden. Suche nach dauerhafter Alternative seit Monaten ergebnislos.

Schon Mitte April, als sich nach dem unfreiwilligen Umzug von der Friedenskirche, Nevigeser Straße, die Gäste erstmals an der oberen Friedrichstraße einfanden, war sonnenklar: Dieser Standort von der Tafel für Niederberg für Velbert-Mitte in der bis dato leerstehenden Kita St. Joseph der Kirchengemeinde St. Michael und Paulus ist nur eine Übergangslösung. Mehr nicht. Denn schon Ende Dezember ist auch hier an der Friedrichstraße 320 wieder Schicht am Schacht. Deshalb haben sich die Tafel-Verantwortlichen bereits Monate zuvor auf die Suche nach einem Standort auf Dauer gemacht. Trotz aller Bemühungen bis heute ohne jeglichen Erfolg. Und die Tage sind gezählt, die Zeit drängt.

„Wir sind echt ratlos“

Lange Schlange vor dem Standort an St.Joseph. Im Dezember ist auch hier Schluss.
Lange Schlange vor dem Standort an St.Joseph. Im Dezember ist auch hier Schluss. © Uwe Möller

„Unsere Kunden sind in Sorge und fragen jede Woche, was nun wird“, erzählt Tanja Högström. „Natürlich wollen auch die Ehrenamtler wissen, was es Neues gibt.“ Sie habe wiederholt geglaubt, etwas Passendes gefunden zu haben, so die Tafel-Koordinatorin weiter. Aber immer wenn es letztlich – mit Privatleuten oder Immobilienmaklern – „zum Schulterschluss“ habe kommen sollen, „klappte es dann doch nicht“. „Wir sehen uns schon im Januar mit einem Transporter und den Ehrenamtlern auf irgendeinem Platz stehen“, beschreibt Renate Zanjani (Tafel-Leitung) die Stimmung. „Wir sehen im Moment echt schwarz und sind ziemlich ratlos.“ Eine Verlängerung der jetzigen Unterbringung sei nicht drin, die Gebäude seien bereits zum Jahresende verkauft.

Velbert-Mitte ist der größte Tafelstandort

Nach Angaben der Bergischen Diakonie, Trägerin der Tafel, ist Velbert-Mitte der größte Standort mit bis zu 110 Gästen an jedem Tafel-Tag, wenn Lebensmittel ausgegeben und eine warme Mahlzeit aufgetischt werden. Falle dieses Angebot fort, würde das einen starken Einbruch in die wöchentliche Planung der Lebensmittel und folglich auch in die des verfügbaren Geldes bedeuten. „Tafel ist aber viel mehr als Lebensmittel“, betont Zanjani. Als geschützter sozialer Treffpunkt sei sie für viele ebenfalls fest im Wochenkalender verankert: „Man kennt sich, tauscht sich aus und einen guten Rat oder eine Idee gibt es immer.“

Der Standort Birth in der Apostelkirche habe nicht das Volumen, das notfalls mit zu schultern und zu schaffen. Zudem brauchten die Ehrenamtlichen länger für die Ausgabe, kämen sie womöglich an ihre körperlichen Grenzen und die ihrer Belastbarkeit. Weiter befürchten Högström und Zanjani, dass die Lebensmittel nicht für alle reichen, wenn tatsächlich alle kämen. Erschwerend hinzu träten noch Kosten fürs Busticket und weitere Wege für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

Gesucht: Etwa 250 Quadratmeter Fläche

„Wir können keine ortsübliche Miete zahlen, wir schieben mit jeder festen Ausgabe das Ding an den Rand, aber wir haben mal scharf kalkuliert“, erläutert die Leiterin. Demzufolge könne man Mietkosten zu einem kleinen Teil zahlen: 2,50 Euro pro qm oder einen geringen Pauschalpreis. Und das wird gesucht: eigene Räume oder eine Mitnutzung; jeden Dienstag, ggf. auch an zwei Wochentagen; etwa 250 qm Gesamtfläche. Bei einer größeren Fläche würde eventuell das Tafellager ebenfalls umziehen. „Wir würden auch eine Lagerhalle nehmen“, wirft Högström ein, wichtig seien auf jeden Fall die Erreichbarkeit und der Aspekt, dass die wartenden Menschen nicht wie auf dem Präsentierteller seien.

Kontakt für Tipps und Hinweise: Tafel Niederberg, Tanja Högström, (0171) 5618886, E-Mail an tanja.hoegstroem@bergische-diakonie.de.

<<< TAFEL ARBEITET AN SECHS STANDORTEN

Die Tafel für Niederberg finanziert ihre Arbeit in Heiligenhaus, Wülfrath und Velbert mit insgesamt sechs Standorten für bedürftige Menschen vollständig über Spendengeld und ist darauf bedacht, den Anteil der festen Kosten in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Das funktioniert vor allem, weil viele Menschen mit ehrenamtlichem Engagement und Sponsoren durch finanzielle Unterstützung und Einsatz von Sachmitteln helfen.

Das „Dalki Restaurant“ (Thomasstraße 2 b, zwischen Rathaus und Fußgängerzone) verkauft am 25./26. September von 11 bis 17 Uhr „Schawarma“-Sandwiches für einen Euro. „Alle Einnahmen“, heißt es in der Ankündigung der Aktion, „gehen als Spende an die Tafel Niederberg.“