Neviges. . Seit 2003 ist das Nevigeser Schloss für die Öffentlichkeit unzugänglich. Zum Tag des Denkmals wurde nun eine Ausnahme gemacht.

Die Besuchergruppe ist sich direkt am Treffpunkt vor dem Eingang einig: Es ist ein wahrlich prachtvolles Gebäude, das ehemalige Wasserschloss Hardenberg, die verbliebenen Türme und Mauerreste lassen erahnen, welch imposante Erscheinung es erst gewesen sein muss, zu Zeiten Mitte des 17. Jahrhunderts, als die gesamte Anlage noch intakt war. „Man kennt das Schloss natürlich vom Sehen“, sagt ein Nevigeser Teilnehmer, „aber es dann doch nochmal über längere Zeit zu betrachten hat noch einen ganz anderen Charme. Man sieht Details, auf die man sonst nicht achtet“. Rund 20 Besucher, junge und ältere, wollen heute die Gunst der Stunde nutzen und sich das Schloss vor allem von innen anschauen- seit es 2003 geschlossen werden musste, haben nahezu nur Bauarbeiter die Räumlichkeiten betreten und das nun auch schon länger nicht mehr. „Hier ist seit Jahren Stillstand“, erklärt Gerhard Haun vom bergischen Geschichtsverein, „weil die Stadt Velbert einfach nicht weiß, wie sie das Schloss nutzen könnte. Und ohne Nutzungskonzept keine Sanierung, so einfach ist das.“

Ein Nutzungskonzept der Stadt fehlt

Den Anblick kennt man als Besucher: Schloss Hardenberg von außen.
Den Anblick kennt man als Besucher: Schloss Hardenberg von außen. © Ulrich Bangert

Der Ärger des Experten ist deutlich herauszuhören, schließlich stünden Fördergelder in Höhe von 4,4 Millionen vom Bund bereit, die Stadt stelle nochmals die gleiche Summe zur Verfügung. Und tatsächlich: beim Eintritt ins Innere wird schnell klar: Dies ist keine Schlossbesichtigung, sondern eine Baustellenbegehung. Auffallend viele Holzbarren stützen Wände und Decken, deren Mauerwerk frei liegt und teils bröckelt. Teile der Böden sind provisorisch erneuert, ansonsten liegt die Assoziation zur Begrifflichkeit „Ruine“ nahe. Natürlich, es ist nicht alles schlecht, gerade für Geschichtswissenschaftler liefern etwa die Mauerstrukturen wertvolle Informationen über Bauzeiten und Baugewohnheiten.

Gerhard Haan führt die Gruppe in einen anderen großen Saal. „Wen man genau hinschaut sieht man, dass das Schloss im Westflügel dreigeschossig ist, im Ostflügel zweigeschossig, obwohl es augenscheinlich die gleiche Höhe hat. Daher wissen wir, dass es sich beim östlichen Teil um einen Anbau handelt, der erst später dazu kam. An dieser Stelle hier“, er zeigt auf Stellen im Mauerwerk, „kann man das sehr genau erkennen.“

In die Kasematten

Und dann kommen die beide Experten natürlich nicht umher, der Besuchergruppe die Besonderheit zu präsentieren, die dieses Schloss einzigartig macht: die Wehranlage. Es geht durch in die Katakomben, ein großer Besucher hat Mühe und Not sich dort zu bewegen, aber die Neugierde ruft.