Velbert-Mitte. . Manon Bergmann (48) hält einige Titel bei den Highland Games. Erstmals tritt sie jetzt bei der Weltmeisterschaft an – und wirft dort Baumstämme.

Manon Bergmann stemmt schon seit vielen Jahren schwere Gewichte und das sieht man der Velberterin auch an. Wenn sie jedoch von ihrer jüngsten sportlichen Leidenschaft erzählt, erntet sie fast immer ungläubige Blicke, selbst wenn sie Beweisfotos vorzeigt. Ihre Tochter habe anfangs gelacht, als sie vom neuen Hobby erfuhr. „Aber jetzt erzählt sie jedem stolz von ihrer verrückten Mami, die Bäume schmeißt“, sagt Bergmann und lacht. Zurecht, denn die 48-Jährige errang bereits mehrere Titel bei den Highland Games. Dieses Wochenende tritt sie erstmals für Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart gegen andere Athletinnen ab 40 Jahren an.

„Was Manon leistet, ist außergewöhnlich, sie ist ein Ausnahmetalent“, schwärmt ihr Trainer Jürgen Stickelbrock, der Vorsitzende des Deutschen Highland Games Verbands. „Sie hat berechtigte Chancen auf einen Treppchenplatz.“ Und das, obwohl die Velberterin erst vor gut zwei Jahren mit diesem Sport begann, dessen Disziplinen auf Wettkämpfe schottischer Hochlandclans zurückgehen.

Vorkenntnisse aus der Leichtathletik

Doch sie hatte gute Voraussetzungen: „Sport ist für mich eine Sucht, die schönste, die man haben kann.“ Schon als Mädchen sei sie durchtrainiert gewesen und habe Leichtathletik und Kraftsport betrieben. Was sie als Jugendliche beim Speerwurf und Hammerwerfen gelernt hat, helfe Manon Bergmann jetzt bei den Highland-Disziplinen. Dieses Wochenende wird sie etwa Feldsteine stoßen, Baumstämme zum Überschlag bringen und schottische Hämmer werfen.

Dafür hat sie sich sogar drei zusätzliche Pfund antrainiert, „das ist mehr Schwungmasse.“ Allerdings sei ihr Sport, betont sie, keine Ausrede, um sich dick zu essen. „Wir müssen nämlich beweglich bleiben.“ Das sei sie, schweigt aber lieber über ihr Kampfgewicht.

„Ohne Krafttraining geht es nicht, das ist die Grundlage für jeden Leistungssport“: Manon Bergmann findet trotzdem, dass eine gute Technik wichtiger ist als reine Kraft.
„Ohne Krafttraining geht es nicht, das ist die Grundlage für jeden Leistungssport“: Manon Bergmann findet trotzdem, dass eine gute Technik wichtiger ist als reine Kraft. © Carsten Klein/FUNKE Foto Services

Stärke sei natürlich wichtig, „aber ein Großteil macht die Technik aus.“ Diese verbessert sie beim 1. Nettetaler Highlander Verein, bisher erfolgreich: Mit ihrer Mannschaft hat sie die Deutsche Meisterschaft gewonnen und im Einzel kürzlich ihren Landestitel verteidigt. Nun tritt Bergmann gegen die Weltbesten an – mit dem Bundesadler der Nationalmannschaft auf ihrem Kilt und den Strümpfen. Dabei wollte sie den Sport ursprünglich nur einmal unverbindlich ausprobieren. „Wenn man aber einmal anfängt, hört man nicht mehr damit auf.“ So sind die Highland Games für sie inzwischen mehr als ein bloßer Ausgleich zu ihrem Bürojob an einer Düsseldorfer Hochschule.

Die Gemeinschaft ist das Wichtigste

Bergmann ist bei Meisterschaften sehr ehrgeizig, „aber die anderen Turniere genieße ich einfach“. In der Saison, von Mai bis Oktober, „gibt es für mich keinen Urlaub, sondern jedes Wochenende Highland Games.“ Dort gehe es ihr dann besonders um die Gemeinschaft und ums Fairplay. „Im Kilt sind wir alle gleich, die Ärztin steht neben der Blumenverkäuferin, und unsere Turniere sind wie riesengroße Familientreffen.“

Je näher jedoch ihr WM-Debüt rückt, desto mehr Druck macht sich Manon Bergmann. „Ich bin total nervös, ich schlafe die halbe Nacht nicht. Dass ich zur WM fahre, das alles ist noch nicht real für mich.“ Doch ihr Trainer und ihre Trainingspartner sind alle sicher, dass sie in Stuttgart glänzen wird – und bestimmt mit einer Medaille nach Velbert zurückkehrt.

>>Bei der WM starten 97 Athleten, darunter 23 Frauen

  • Manon Bergmann trainiert zwei bis dreimal pro Woche, ihre Kraft und Ausdauer verbessert sie im Velberter Gym 80 (Sontumer Straße 3). Dort ist sie Trainerin für Kraft- und Rehasport, bereitet aber auch Frauen für Bodybuilding-Wettkämpfe vor.
  • Die WM findet jetzt erstmals auf dem europäischen Festland statt. In Stuttgart starten 97 Teilnehmer von vier Kontinenten, darunter 23 Frauen. Sie messen sich in acht Disziplinen. Infos: highlandgames-stuttgart.de.
  • Der Verbandsvorsitzende des DHGV, Jürgen Stickelbrock, betont, dass seine Sportart seriös sei: „Wir sind ein echter Sportverband und kein Kasperleverein.“ Der DHGV gehört zum Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverband und zum Deutschen Olympischen Sportbund. Davon abgrenzen müsse man aber Veranstaltungen mit alberne Disziplinen – etwa Huckepackrennen –, deren Teilnehmer die Kilts nur aus Jux tragen. Solche Spaßevents würden nämlich auch oft Highland Games genannt.