Velbert/Wuppertal. . Die sechs in U-Haft sitzenden Jugendlichen waren der Polizei bislang nicht bekannt. Zwei Verdächtige haben sich mit ihren Familien abgesetzt.

Nach dem mutmaßlichen schweren Missbrauch einer 13-Jährigen in Velbert haben sich zwei der Tatverdächtigen zusammen mit ihren Familien abgesetzt. „Die sind einfach verschwunden“, sagt Wolf-Tilman Baumert, der Pressesprecher der zuständigen Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Offen ist derzeit, ob die Familien nach Bulgarien gereist sind. Da haben sowohl die beiden Flüchtigen wie auch die übrigen sechs Tatverdächtigen, die in Untersuchungshaft sitzen, ihre Wurzeln. Ob die Staatsanwaltschaft in Bulgarien oder anderen Ländern um Rechtshilfe ersucht hat oder ob etwa ein Europäischer Haftbefehl erwirkt worden ist, sagt Baumert nicht, nur: „Wir fahnden.“

Die acht in Velbert gemeldeten Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren sollen am 21. April eine 13-Jährige erst in einem Bad belästigt, auf dem Nachhauseweg abgefangen und dann in einem Waldstück missbraucht haben. Zwei sollen das Mädchen vergewaltigt, die anderen zugesehen und gefilmt haben. "Sukzessive" seien die Verdächtigen in den Tagen danach festgenommen worden. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter, sagt Baumert, seien unter den Untersuchungshäftlingen. Die Jugendlichen sind bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten, was den Fall noch erschreckender macht: „Das sind alles unbeschriebene Blätter.“ In ihren Vernehmungen bei der Polizei haben sie Aussagen „unterschiedlicher Güte“ gemacht. Teilweise seien die Vorwürfe bagatellisiert oder bestritten worden, teilweise hätten die Verdächtigen eingeräumt, in der Nähe des Tatorts, aber nicht beteiligt gewesen zu sein.

Auswertung des Videos von der Tat dauert an

Dabei werden sie vergleichsweise eindeutig belastet. „Ihr Problem ist, dass wir dieses Video in die Hände bekommen haben“, sagt Baumert. Das zeigt mehrere Minuten lang den Missbrach der 13-Jährigen, die seit dem Vorfall schwer traumatisiert ist. Der Film wurde auf dem Handy eines der Jugendlichen sicher gestellt. Hinweise darauf, dass es über soziale Medien verbreitet worden sei, gibt es bislang nicht. Der Film dokumentiere verschiedene Arten der Tatbeteiligung, sagt der Staatsanwalt. Allerdings dauere die kriminaltechnische Auswertung des Videos noch an. Bislang habe die Polizei vor allem mit Standbildern aus dem Beitrag gearbeitet. „Aber wir arbeiten daran, das ganze Video wieder herzustellen.“

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Wohl vor Schlimmerem bewahrt hatte eine Spaziergängerin das Opfer. Die 47-Jährige sei „energisch dazwischen gegangen“, als sie sah, wie die Jugendlichen die verstörte 13-Jährige durch das Waldstück zerrten. Baumert spricht von einer „Heldentat“. Die Passantin war zufällig auf die Gruppe getroffen. Zuvor hatte die Frau mitbekommen, dass das Mädchen bereits von seiner Familie vermisst und gesucht worden war.

Der eigentliche Vorfall war erst nach Wochen bekannt geworden. Polizei und Staatsanwaltschaft waren zunächst nicht an die Öffentlichkeit gegangen, um das Opfer zu schützen. Auch das Alter der mutmaßlichen Täter spielte dabei eine Rolle. Die WAZ hatte zuerst sehr zurückhaltend über den Fall berichtet. Die in Haft sitzenden Jugendlichen müssen nun mit einer Anklage seitens der Staatsanwaltschaft rechnen, unabhängig davon, ob ihre mutmaßlichen Komplizen noch gefasst werden oder nicht. „Der Abschluss der Ermittlungen wird nicht allzu lange auf sich warten lassen“, kündigt Baumert an.