Neviges. Hohe Auszeichnung für Landschaftsarchitekten Martin Straßen: Sein Konzept für den Park einer Hamburger Villa bekam den Preis „Garten 2018“.

Diesen Moment wird Martin Straßen, Landschafts-Architekt mit Büro und Wohnsitz im Herzen von Neviges, nie vergessen: „Als die Jury auf Schloß Dyck in Jüchen meinen Namen nannte, hab’ ich meine Frau nur angeguckt und gedacht: Die haben sich versprochen.“ Haben sie aber nicht: Der 50-Jährige hat im feinen Hamburger Vorort Blankenese den „Garten des Jahres 2018“ geschaffen.

Ein Verlag schlug ihn für den Wettbewerb vor

Mit seinem Entwurf für die Grünanlage einer denkmalgeschützten Jugendstil-Villa setzte sich Martin Straßen gegen 100 Bewerber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Vier weitere Kollegen dürfen sich ebenfalls über den „Oscar der Gartenkunst“ freuen, wie der Wettbewerb in der Branche laut Straßen genannt wird. Ausrichter sind die Berufsverbände und die Fachpresse. „Unser Garten ist der einzige, der völlig neu angelegt wurde“, sagt der 50-Jährige stolz, der sich noch nicht einmal selbst für den Wettbewerb gemeldet hatte. Ein Verlag hatte ihn vorgeschlagen.

Zurzeit betreut das Büro zwölf Projekte

Martin Straßen, gebürtig auf dem Dönberg, hat sein Büro seit 2011 in dem denkmalgeschütztem Haus Tönisheider Straße 2.

Aktuell plant das Büro zwölf Grünanlagen bundesweit. Unter anderem die Neugestaltung des Vorwerk-Werksgeländes in Wuppertal sowie eine Wohnanlage in Mainz, die in das Flussbett des Rheins hineinragt.

Was typisch für den bescheiden auftretenden Experten ist, der zusammen mit Ehefrau Astrid und einem engagierten Team von seinem gemütlichen Fachwerkhaus aus Grünanlagen in ganz Deutschland plant. Sein Erfolg ist die beste Werbung, wie auch der Auftrag jenes Hamburger Großindustriellen zeigt, der jetzt seinen Tee im „Garten des Jahres 2018“ zu sich nimmt. „Das war eine Empfehlung. Wir hatten in Köln für die Hauptverwaltung eines Chemiekonzerns eine Dachlandschaft gemacht“ erzählt Martin Straßen. Was einem der hohen Herren so gut gefiel, dass er fragte: „Können Sie auch Gärten?“

Kleiner Baum für großes Schaffen: Das Ehepaar Astrid Born-Straßen und Martin Straßen aus Neviges freuen sich über ihren „Gartenkunst-Oscar“.
Kleiner Baum für großes Schaffen: Das Ehepaar Astrid Born-Straßen und Martin Straßen aus Neviges freuen sich über ihren „Gartenkunst-Oscar“.

Knapp zwei Jahre lang düsten die Straßens zweimal wöchentlich nach Hamburg. Mit großer Freude, denn was sich der Auftraggeber wünschte, das passt auch wunderbar zu der Philosophie des Nevigeser Planungsbüros: „Der total verwilderte Garten sollte so hergestellt werden, wie er ursprünglich zur Bauzeit des Hauses, also um 1910, aussah.“ Heißt: mit Hecken, Nischen, viel Grün und Pflanzen satt. Und da Martin Straßen den derzeit angesagten Trend „Kiesbeet mit einem Besenstil in der Mitte“, wie er es nennt, eh nicht besonders mag, legte er im Norden mit besonders viel Herzblut los. Mit ins Boot holte Straßen die Nevigeser Firma Hüttenmeister, die nach historischem Vorbild eine Orangerie baute.

Die Orangerie wurde von Nevigeser Firma neu gebaut

„Da mussten besondere Steine verarbeitet werden, das kann nicht jeder“, weiß der Landschaftsarchitekt, der mit den Hüttenmeisters bereits bei der Sanierung seines eigenen Wohn,- und Bürohauses an der Tönisheider Straße beste Erfahrungen gemacht hat. Die 15 Bäume auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück stammen aus einer speziellen Baumschule in Neuss und wurden per Tieflader nach Hamburg transportiert.

Symmetrisch und kunstvoll wurde der Jugendstil-Garten gestaltet.     
Symmetrisch und kunstvoll wurde der Jugendstil-Garten gestaltet.    

Seine Philosophie „das Haus fängt nicht an der Haustür, sondern am Gartentor an“, konnte Martin Straßen bei der Planung dieses hoch herrschaftlichen Anwesens besonders ausleben: „Es gibt eine Gesellschaftsterrasse, also einen repräsentativen Teil, und einen Nutzgarten mit alten Obstsorten. Und vom Kräutergarten aus ist der Weg nur kurz bis zur Küche.“ So, wie es zur Jahrhundertwende angedacht war. Und vom Speisesaal aus schaut man auf Spalierobst, das umrankt wird von Unmengen an Hortensien.

Das ganze Jahr hindurch blüht es irgendwo

Ein Garten, der nicht nur zu diesem alten Haus passt, sondern Teil des Ganzen ist – all das hat die Jury überzeugt. Ganz nebenbei, so Martin Straßen, gebe es das ganze Jahr hindurch irgendwelche bunten Hingucker. „Ganz grau ist es nie.“

Die Straßens selbst freuen sich über ihren kleinen, feinen Garten im Herzen der Nevigeser Altstadt. „Die Grünanlage rund ums Schloss zu gestalten, das würde mich schon auch reizen.“