Heiligenhaus. . Gestern jährte sich die Pogromnacht. Um an die von Nazis Ermordeten zu erinnern, legten Anti-Faschisten Rosen an Stolpersteinen nieder.

  • Am Donnerstag jährte sich die Pogromnacht, dafür gab es in Heiligenhaus eine Gedenkveranstaltung
  • Organisiert wurde diese von Antifaschisten, sie legten an den Stolpersteinen der Stadt Blumen nieder
  • Unter den Ermordeten waren Menschen jüdischen Glaubens sowie Oppositionelle

Zum 79. Mal jährte sich gestern die Pogromnacht, als die Nationalsozialisten am 9. November 1938 zahlreiche Juden töteten und jüdische Geschäfte und Institutionen in Brand steckten. Zum Gedenken an die NS-Opfer aus Heiligenhaus hat die ‘Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen’ (VVN/BdA) am Donnerstag Rosen an den fünf Stolpersteinen in der Stadt niedergelegt.

Die kleinen quadratischen Stolpersteine aus Messing erinnern dabei an Bürger der Stadt, die von den Nazis wegen ihres Glaubens oder ihrer Ansichten ermordet wurden. So wie Franz Frerich (Jahrgang 1883). Der Dreher, der bei A. Kiekert Söhne arbeitete und früheres KPD-Mitglied war, wurde 1943 von Kollegen wegen vermeintlich abfälliger Äußerungen über das NS-Regime sowie über den italienischen Diktator Benito Mussolini denunziert und danach verhaftet.

Eine Bürgerin kam zu der Gedenkveranstaltung

„Obwohl Franz Frerich immer beteuert hat, dass er diese Aussagen nicht gemacht hätte, wurde er wegen Wehrkraftzersetzung verurteilt und am 22. August 1944 hingerichtet“, schilderte VVN/BdA-Mitglied Rainer Köster bei der Blumenniederlegung. Für den Politiker der Partei ‘Die Linken’ sind solche Gedenkmomente auch sehr wichtig, denn: „Mord und Terror gegenüber Andersdenkenden sind auch heute noch aktuell.“ Frerichs Stolperstein befindet sich auf dem Rathausvorplatz.

Rainer Köster (links) und Volker Stegmann vom VVN/BdA sowie die Heiligenhauser Bürgerin Ulrike Zierow legen eine Rose am Stolperstein nieder.
Rainer Köster (links) und Volker Stegmann vom VVN/BdA sowie die Heiligenhauser Bürgerin Ulrike Zierow legen eine Rose am Stolperstein nieder. © Heinz-Werner Rieck

Neben Köster und dem weiteren VVN/BdA-Mitglied Volker Stegmann war auch die Heiligenhauserin Ulrike Zierow bei der Blumenniederlegung dabei, da ihr das Erinnern an NS-Opfer ein großes Anliegen ist. „Ich habe mir meine Termine extra so eingeteilt, dass ich kommen konnte. Ich finde es aber schade, dass sonst keine Bürger anwesend sind, obwohl in den Medien auf die Gedenkveranstaltung hingewiesen wurde“, meint sie.

Täter wurden nicht identifiziert und angeklagt

Auch der Jüdin Adele Jacobs wurde an der Hauptstraße 165 gedacht. Sie sei 1939 wegen geistiger Behinderung im Zuge der Euthanasie im Alter von 51 Jahren getötet worden, berichtete Köster.

Jüdischen Glaubens war auch das Ehepaar Karl und Rosa Aron (Jahrgang 1882 und 1890), das an der Hauptstraße 252 ein Eisenwarengeschäft betrieben hatte. „Ihr Laden wurde am 10. November 1938 gestürmt. Beide wurden aneinandergekettet, ihnen wurden Jutesäcke über die Köpfe gestülpt und sie wurden vor Kettwig in die Ruhr geworfen. Die Polizei hatte Selbstmord konstatiert“, so Köster. Obwohl die Täter bekannt gewesen sein müssten, habe niemand jemals deren Identität preisgegeben und sie seien nie angeklagt worden.

„Es müsste mehr Stolpersteine in der Stadt geben“

Die letzte Rose legten die beiden VVN/BdA-Mitglieder dann am Südring 181 nieder. Dort hatte der Jude Artur Jacobs gelebt, der wegen angeblicher ‘Sozialschmarotzerei’ 1938 inhaftiert worden war. Anschließend wurde er in verschiedene Konzentrationslager deportiert, ehe er 1942 ums Leben kam.

Laut Köster müsste es in der Stadt auch noch mehr als die bisherigen fünf Stolpersteine geben. Denn: „In Heiligenhaus sind mindestens 27 Menschen, die als Juden galten, in Konzentrationslager gekommen. Davon hat höchstens der eine oder andere, wenn überhaupt, überlebt.“ Deren Schicksale gelte es noch aufzubereiten.

>>KARL FERLEMANN IN VELBERT VERHAFTET

  • Für das bekannteste NS-Opfer aus der Stadt, so Rainer Köster, gibt es hier keinen Stolperstein – sondern in Velbert. Dabei handelt es sich um den früheren KPD-Landtagsabgeordneten Karl Ferlemann, der ins KZ Sachsenhausen deportiert wurde.


  • Dieser sei im April 1945 ums Leben gekommen. Ferlemanns letzter Wohnsitz war in Velbert.