Denkmal auf dem Rathausplatz erinnert an den Arbeiter Franz Frerich, der 1944 hingerichtet wurde. Kirchenkreis sieht Bedarf für weitere Steine.

  • Stadt und Kirchenkreis haben nun am Rathausplatz den nächsten Stolperstein verlegen lassen
  • Er erinnert an den Arbeiter Franz Frerich, der 1944 wegen abfälliger Äußerungen hingerichtet wurde
  • Bürgermeister, Gewerkschafter und Kirche loben die Erinnerungskultur und sehen weiteren Bedarf

Fast 73 Jahre ist es her, dass der Heiligenhauser Dreher Franz Frerich dem Regime der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Am 28. August 1944 wurde er im Alter von 61 Jahren vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet. Doch Frerich gehörte – wie unzählige andere Menschen auch – bisher zur Gruppe von Opfern der NS-Herrschaft, deren Namen nur wenigen bekannt sind. Das soll sich nun ändern: In Namen der Stadt und des Kirchenkreises Niederberg verlegte Künstler Gunter Demnig am Montag einen Stolperstein ins Pflaster des Rathausplatzes, der an das Schicksal des Heiligenhauser Arbeiters erinnert.

Franz Frerich war damals für die Firma A. Kiekert Söhne tätig, wie das Stadtarchiv bereits für die Ausstellung „Heiligenhaus in der NS-Diktatur 1933 bis 1945“ im Herbst 2013 recherchiert hat. Im Januar 1944 wurde der Dreher in Untersuchungshaft genommen – wegen „Wehrkraftzersetzung“. Er „soll während der Arbeitszeit Äusserungen gegen Hitler und gegen das 1000 jährige Reich gemacht haben“, heißt es in einer Aktennotiz von damals.

Kollegen verpfiffen Franz Frerich

Ein weiteres Dokument aus der NS-Zeit weist darauf hin, Frerich habe „abfällige Bemerkungen über die sogenannt Befreiung Mussolinis gemacht“. Ein anderer Arbeiter will seine Äußerungen gehört und an einen Kollegen weitererzählt haben, der zum Betriebsobmann gegangen sei. Auf Hinweis des Personalchefs sei Frerich dann von der Gestapo verhaftet worden. In knappen Worten gibt der Stolperstein auf dem Rathausplatz nun Eckpunkte seines Schicksals wieder.

„Ein besonderer Moment für Heiligenhaus“

Bürgermeister Jan Heinisch sprach von einem „besonderen Moment für Heiligenhaus“. Denn „wir haben das Problem, dass die Erinnerung an eine immer weiter entfernte Zeit zunehmend verblasst.“ Umso wichtiger sei es, die Erinnerung wach zu halten, besonders „an einem so zentralen Platz in Heiligenhaus.“

„Wir als Gewerkschafter sind froh über die Stolpersteine“, sagte Rainer Köster, langjähriger DGB-Vorsitzender im Kreis Mettmann. Der Kirchenkreis Niederberg beschäftige sich seit mehreren Jahren mit der Recherche zur den Stolpersteinen, sagte Dr. Paul-Jürgen Stein vom Kirchenkreis. „Juden, KPD-Mitglieder, Homosexuelle – bis auf die Sinti und Roma haben wir nun nahezu alle Gruppen mit den Stolpersteinen abgebildet“.

Weitere Stolpersteine sollen folgen

Doch auch der fünfte Stolperstein werde in Heiligenhaus nicht der letzte sein. „Es werden sich noch weitere Fälle auftun“, so Stein. Er warb darum, den Stolperstein aus Messing regelmäßig zu putzen, denn mit der Zeit werde das Metall dunkler. Dazu sind nun Schüler oder Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde im Gespräch, die die Stolpersteine bisher ohnehin schon symbolisch putzen, wie Pfarrerin Kirsten Düsterhöft berichtete.

Künstler Gunter Demnig, der regelmäßig Stolpersteine in vielen Städten verlegt, hatte dazu noch einen guten Tipp: „Essig mit Salz, das funktioniert gut.“

>>>DIE STANDORTE DER FÜNF STOLPERSTEINE IN DER STADT

  • Der neue Stolperstein liegt auf dem Rathausplatz, östlich des Stadtwerke-Pavillons.
  • Zwei Steine erinnern an der Hauptstraße 252 an Karl Aron und Rosa Aron, geborene Ziegelstein.
  • Der Stolperstein an der Hauptstraße 165 ist Adele Jacobs gewidmet, der am Südring 183 Artur Jacobs.