Neviges. . Beim Einschulungsgottesdienst der Regenbogenschule Velbert sahen Gemeindemitglieder der ev. Kirche zum ersten Mal die umgebaute Kirche im Siepen.

Einige pressen vor Aufregung fest ihre Tüte an die Brust, andere lassen Papas Hand lieber nicht los – besser ist besser. Dabei sind die Erwachsenen bei diesem Einschulungsgottesdienst im Siepen mindestens genauso gespannt wie die I-Dötze der Regenbogenschule. Wie wird sie wohl aussehen, ihre verkaufte Kirche? Was haben die Handwerker da wochenlang drin getrieben?

Das Kreuz hängt jetzt an einer anderen Wand

Gemeindehaus wird zur Wohngruppe umgebaut

Die Kirche ist offiziell noch nicht entwidmet. Aber auch nach diesem formalen Akt sind bestimmte Gottesdienste wie zur Einschulung möglich.

Das Gemeindehaus hat die Jugendhilfe Lohmühle zu einer Wohngruppe für neun Kinder umgebaut – für Kinder, die aus diversen Gründen eine Zeit lang nicht zuhause leben können.

Gott sei Dank hängt das Kreuz noch an der Wand, jetzt läuft man von der Eingangstür aus sogar mitten darauf zu. „Es ist halt nicht mehr unsere Kirche, aber es ist in Ordnung so. Und es ist wirklich nicht schlecht geworden“, meint Birgit Scherl, die heute ihre Enkelin Selina an ihrem großen Tag begleitet. „Wichtig ist, dass wir hier noch die Möglichkeit haben, Gottesdienste zu besuchen.“

Robert Nowak muss mal kurz die Schultüte seiner Tochter Sanne halten. „Ist alles ganz anders, alles neu. Aber ich finde, sehr gut gelöst, doch, ja, gefällt mir.“ Wie berichtet, hat das Ehepaar Annika und Tobias Röhrig den gesamten Kirchenkomplex im Siepen für ihre „Jugendhilfe Lohmühle“ gekauft.

Platz zum beten und für Konzerte bietet die umgebaute Kirche im Siepen.
Platz zum beten und für Konzerte bietet die umgebaute Kirche im Siepen. © Uwe Möller

Sehr behutsam wurde die Kirche zu einem Saal umgewandelt, den die Jugendhilfe und auch Externe nutzen können. So behutsam, dass mancher Gottesdienst-Besucher sich wie zuhause fühlt und gar nichts merkt. „Stimmt, jetzt, wo Sie es sagen. Irgend etwas ist anders“, meint Sabine Beckmann, Mutter von I-Dötz Jonas. Auch Ehemann Marco schaut sich jetzt um. „Hier waren früher Holzbänke. Aber man hat schon noch das Gefühl, man geht in die Kirche.“

„Der Wandel vollzieht sich hier mit viel Liebe“

Für dieses Gefühl ist Pfarrerin Stefanie Stute den Röhrigs „unendlich dankbar“, wie sie sagt. So sehr sie an dem Verkauf zu knacken hatte, so sehr habe sie nun Frieden geschlossen. „Ein Stück Trauerarbeit ist noch nötig, es ist ja auch noch nicht alles fertig. Aber das heute, das hat mich doll versöhnt.“

Die I-Dötze stampfen fröhlich mit den Füßen

Mit den Worten „Leben hat auch immer etwas mit Wandel zu tun“, hatte sie zusammen mit Bruder Frank von der katholischen Gemeinde Maria, Königin des Friedens, die Besucher des ökumenischen Gottesdienstes begrüßt. Stunden später sagt sie sichtlich bewegt im Gespräch mit der WAZ: „Der Wandel hier vollzieht sich mit viel Liebe. Allein die Blumen, die die Röhrigs für uns aufgestellt haben. Wir sind hier willkommen.“ Gestern natürlich ganz besonders die „Igelkinder“ und „Hasenkinder“, also die I-Dötze. Die sangen fröhlich mit Bruder Frank, stampften begeistert mit den Füßen, hörten von Stoffpuppe Steve, dass man in der Schule auch Fehler machen darf. Und nie allein gelassen wird.

Pfarrerin hatte Tornister mit einem blauen Dackel

Pfarrerin Stute kann sich übrigens noch bestens an ihren eigenen ersten Schultag und vor allem an den Tornister erinnern: „Der war aus gelbem Leder mit einem blauen Dackel drauf, ich war so stolz. Der Dackel hatte eine Blume im Mund.“ So unvergesslich ihr erster Schultag ist, so unvergesslich bleibt dieser erste Gottesdienst in der neuen Kirche, die eigentlich keine mehr ist. Auch, wenn Birgit Knops, Tante von I-Dötz Laura meint: „Am allerbesten gefällt mir das Kreuz in der Mitte.“