Tönisheide. . Mit viel Herzblut sanieren Handwerker die evangelische Kirche in Tönisheide. Wie auf jeder Baustelle gab es dabei auch manche Überraschung.

Hell ist es hier, freundlich, und das sogar an diesem grieselgrauen Regentag. Strahlend weiß die Wände, elegantes Grau betont die Kirchbögen. Und legt man im Chorraum den Kopf in den Nacken, entdeckt man zarte Blätter in rostigen Tönen. „Da gehen wir zum Schluss dran, ist mühevolle Handarbeit“, sagt Dominik Schiffers, Chef der gleichnamigen Malerfirma. Seit drei Wochen gehen seine Männer, dazu gehört auch sein Großvater, in der evangelischen Kirche in Tönisheide ein und aus. Ihr Job: Das Schmuckkästchen an der Kuhlendahler Straße noch schöner zu machen.

Die verblichenen Kirchenbänke werden neu lasiert

Ein Auftrag, den sie gerne und mit Herzblut erfüllen: So heiter die Atmosphäre dieses streng gotischen Kirchenbaus anmutet, so fröhlich ist auch die Stimmung unter den Handwerkern. Und wenn Dominik Schiffers von „mühevoller Handarbeit“ spricht, dann geht ein Lächeln über sein Gesicht. Denn das hier, das ist seine Kirche. Hier wurde er getauft und konfirmiert, hier hat er mit seinem CVJM so manchen Gottesdienst auf abgewetzten Kirchbänken verbracht. Die werden sich nun bald wieder in sattem Mahagoni zeigen. „Ich kenne das hier alles von der Pike auf. Hier zu arbeiten, so etwas kommt nicht alle Tage vor, das ist schon etwas Besonderes.“

Zarte Blätter zieren die Kuppel über dem Altar

Zum Beispiel das nur noch rudimentär vorhandene Blattwerk in der gesamten Kuppel über dem Altar zu vervollständigen. Natürlich alles mit speziellen, denkmalschutzgerechten Farben.

„Das ist eine Schablonenmalerei aus dem 19. Jahrhundert, die ist erst bei der letzten Sanierung 1974 wieder entdeckt worden“, sagt Baukirchmeister Stefan Kacmarek und zeigt dabei nach oben. Nunmehr 43 Jahre ist das her. Das ist auch der Grund, weshalb die Gemeinde die Kapelle für 150 000 Euro auf Vordermann bringen lässt: Nach so langer Zeit ist einfach überall ein wenig der Lack ab.

Trotz Scheidung bleibt die Hochzeit in guter Erinnerung

Aber nicht mehr lange: Sorgfältig pinselt Jens Burger aus dem Team der Firma Schiffers die Lasur auf die Lehne der Kirchenbank, damit der ursprüngliche, warme Holzton der Maserung wieder sichtbar wird. Abgeschliffen hat er sie schon, später kommt zum Schutz noch Klarlack drauf. Auch er verbindet mit dieser Kirche eine besondere Geschichte, einen besonderen Tag: „Ich hab hier geheiratet“, sagt der Maler und Lackierer und grinst ein bisschen. „Die Ehe besteht zwar nicht mehr, aber die Hochzeit hier war schön.“

In der Kirche dominieren die Farben der Gotik

Kollege Francisco Lao-Franke balanciert derweil auf der Hebebühne: Zwar hat die Kirche im Zuge der Außenrenovierung vor drei Jahren wunderbare neue Fenster bekommen, doch muss das Maßwerk noch beigespachtelt und dann farblich beschichtet werden. In der gesamten Kirche herrscht das Farbkonzept aus der Gotik vor, so Baukirchmeister Stefan Kacmarek: „Ocker, Rot, Goldtöne, das sind die Farben der Reformation.“

„Wunderbar, was hier passiert, das macht Spaß“

Jeden Tag schaut der Maschinenbau-Ingenieur nach der Arbeit kurz an der Baustelle vorbei. „Wunderbar, was hier passiert, das macht Spaß“, dabei geht ein breites Lächeln über sein Gesicht. Auch Kacmarek hat hier Teile der Kindheit und Jugend verbracht. „Bei so einem Projekt, da müssen Sie einfach viel vor Ort sein, das können Sie nicht vom Telefon aus regeln.“

Und wie auf jeder Baustelle ist man vor Überraschungen nicht sicher: „Wir hatten als Farbe für das Blattwerk und für die Absetzung an den Säulen Ochsenblut ausgewählt. Aber das sah hier aufgetragen fast schwarz aus, eine Katastrophe, das ging gar nicht.“ Also wurde so lange gemischt und experimentiert, bis ein rostig-oranges Rot gefunden wurde.

Die klaren Linien des Gotteshauses betonen

Die klaren Linien der Kirche zu betonen steht bei allen Arbeiten im Vordergrund. Daher freut sich der Baukirchmeister schon auf die modernen, schnörkellosen Pendelleuchten. „Dazu kommen passende Wandlampen. Man braucht ja nicht immer das große Flutlicht.“

Kapelle war einst dem Heiligen Antonius geweiht

Die im Jahr 1448 erstmals erwähnte Kapelle war ursprünglich dem Eremiten St. Antonius geweiht, daraus leitet sich auch der Name des Ortsteiles Tönisheide ab. Der heilige Antonius gehörte zu den sogenannten Heiligen Vier Marschällen (Antonius, Cornelius, Hubertus, Quirinius), die der bergische Herzog Gerhard II. besonders verehrte. So dürfte die Kapelle auf St. Antonius Heide auf eine Stiftung des Herzogs zurückgehen. Der einschiffige gotische Bau hat einen eingezogenen Hauptchor, an dem um 1700 im Norden ein kleiner Kapellenchor angebaut wurde.

Vorbei und Sakristei entstanden erst viel später

Der Vorbau mit Eingangshalle und Sakristei ist dagegen erst bei der Restaurierung der Kapelle in den Jahren 1971-1974 entstanden. Die mit der Kapelle verbundene Vikarie wurde 1626 an den evangelischen Pastor in Neviges vergeben. 1892 erreichte die Kirchengemeinde Tönisheide ihre Selbstständigkeit. Für die Außen,- und Innenrenovierung hat die Gemeinde zehn Jahre lang gespart, so kamen rund 160 000 Euro zusammen.