Velbert. . Alle Vereine sollen rückwirkend zum Januar 2016 Miete für genutzte Immobilien zahlen. Je größer die Nachwuchsabteilung, desto höher der Zuschuss.
- Rückwirkend zum Januar 2016 sollen Velberter Vereine Miete für städtische Immobilien zahlen
- Je höher der Anteil von Kindern und Jugendlichen ist, desto höher fällt der Zuschuss der Stadt aus
- Immobilienservice weist die Kritik der Vereine an mangelnder Kommunikation zurück
Der Aufschrei unter den Velberter Vereinen vor gut einem Jahr war groß: Da hatte die Stadt just angekündigt, in Zukunft für die Nutzung ihrer Immobilien Miete zu verlangen (die WAZ berichtete). Dadurch werde vor allem die Jugendarbeit bestraft, so der Tenor.
Inzwischen ist die Miete nicht nur geplant, sondern vom Rat beschlossen und soll rückwirkend zum 1. Januar 2016 bezahlt werden. „Die Maßnahme hätte auch schon letztes Jahr greifen sollen“, erläutert Andreas Sauerwein vom Immobilienservice der Stadt, „aber der Abstimmungsprozess war langwierig“. Dennoch solle es keine Doppelbelastung für die Vereine geben: „Zahlungsziel ist das zweite Quartal 2017. Diese Regelung werden wir dann auch beibehalten.“ Das heißt: Bis Ende Juni wird die Zahlung für 2016 fällig, bis Ende Juni 2018 die Miete für dieses Jahr und so fort.
Kritik an der Kommunikation
Kritik hatte es von einigen Vereinen an der Kommunikation gegeben. Ein Punkt, den Andreas Sauerwein nicht unwidersprochen stehen lassen möchte: „Bevor das Thema aufkam, haben wir alle Vereine angeschrieben, dass sich etwas ändern wird.“ Die erste Information sei im November 2015 erfolgt, ergänzt Niko Thissen (Immobilienservice). „Ich will auch keinem zu nahe treten“, fährt Sauerwein fort, „aber es gab eine Diskrepanz zwischen dem, was am runden Tisch besprochen und was anschließend von einigen in die Öffentlichkeit transportiert wurde.“
Denn alles in allem habe er den Eindruck, „dass wir gut kommuniziert haben.“ Man könne im Nachhinein immer Punkte finden, die besser hätten laufen können. „Es gibt auch sehr kritische Stimmen, aber mit den meisten Vereinen haben wir uns einigen können.“
Miete wird in drei Kategorien eingeteilt
Und so sieht das Modell aus: Die Miete wird in drei Kategorien erhoben. Vereine, die mehr als 20 Prozent Kinder und Jugendliche unter ihren Mitgliedern haben, zahlen zehn Prozent der Miete und der Betriebskosten. Liegt der Anteil unter 20 Prozent, muss ein Drittel vom Verein getragen werden. Vereine ohne Jugendabteilung zahlen 90 Prozent. Zur Einordnung: Würden alle Vereine den vollen Betrag zahlen, dann ginge es um Mieteinnahmen von rund einer Million Euro.
Betroffen von der neuen Regelung sind 47 Nutzer und 70 Objekte – viel Arbeit für den Immobilienservice, der einen standardisierten Mietvertrag und Zeichnungen aller Objekte als Abrechnungsgrundlage erstellen musste. Diese Pläne und die Betriebskostenabrechnungen liegen derzeit bei den Vereinen, die noch einmal prüfen sollen. „Ist da etwas aus Sicht der Vereine nicht stimmig, setzen wir uns gerne zusammen und klären das“, bietet Andreas Sauerwein an.
Positiver Nebeneffekt
Einen positiven Nebeneffekt habe das neue System auch: „Manche Vereine haben festgestellt, dass sie einen bestimmten Raum fast gar nicht nutzen und dann gesagt: ,Den brauchen wir nicht mehr.’“ Das sei auch ein wichtiger Aspekt, denn die Betriebskosten hätte die Stadt ja trotzdem bezahlen müssen. „Und das kann sich eine Stadt im Haushaltssanierungsplan nicht erlauben.“
<<< KOMMENTAR: Ein guter Kompromiss
Es ist für Vereine nicht schön, wenn – aus welchem Grund auch immer – zusätzliche Kosten entstehen. Schließlich wird dort ehrenamtliche Arbeit geleistet, für Kinder und Jugendliche sehr viel getan. Dass eine Raummiete daher auf wenig Gegenliebe stoßen würde, war eigentlich klar.
Trotzdem ist die Maßnahme der Stadt nachvollziehbar: Bislang gab es Vereine, die Räume nutzten, aber keine Miete zahlten und sich auch nicht an den Betriebskosten beteiligten. Andere wiederum zahlten, obwohl sie in den Räumen Jugendarbeit machten.
Nun werden alle gleich behandelt. Schöner wäre es sicher gewesen, wenn niemand Miete zahlen müsste. Doch für eine Stadt mit Haushaltssanierungsplan ist das nicht machbar. Daher ist der jetzige Weg ein guter Kompromiss.