Velbert. . Die Stadt Velbert möchte für die Nutzung städtischer Immobilien Geld verlangen. Verantwortliche von Vereinen befürchten nun Nachteile für die Jugendarbeit.

Die Stadt Velbert will in Zukunft von Vereinen, die städtische Immobilien nutzen, Miete verlangen. „Den Vorschlag hat die Verwaltung unterbreitet, die Politik ist dem gefolgt“, erläutert Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Hintergrund dafür ist der Sanierungsplan für den Haushalt.

„Die Nutzung der städtischen Immobilien – es geht hier um fast 70 einzelne Räume oder Gebäudeteile – kostet uns pro Jahr rund eine Million Euro“, sagt Andreas Sauerwein vom Immobilienservice der Stadt. „Dass wir die Räume zur Verfügung stellen, ist eine freiwillige Aufgabe. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung kamen solche Aufgaben auf den Prüfstein.“ Das Ergebnis: „Die Vereine sollen anteilig an den Kosten beteiligt werden“, so Sauerwein. „Die Betriebskosten werden nach Betriebskostenverordnung umgelegt, dazu kommt eine Kaltmiete.“ In drei Stufen sollen die Vereine dann zahlen – vor allem um diejenigen zu entlasten, die die Räume für ihre Jugendarbeit nutzen: „Je höher der Anteil an Jugendlichen im Verein ist, desto geringer fällt die Kostenbeteiligung aus.“

Beitragserhöhungen nötig

Bei den Vereinen wiederum regt sich Widerstand. „Es betrifft ja nicht nur die Sportvereine, sondern alle“, sagt Dirk Graedtke, Vorsitzender des SC Velbert. „Und der Vorschlag trifft vor allem die Jugendarbeit.“ Beim SC etwa würde die Miete für Kabinen, Duschen oder Technikräume fällig. „Gut die Hälfte unserer 800 Mitglieder sind Kinder oder Jugendliche, um die sich überwiegend Ehrenamtliche kümmern. Das ist eine enorme soziale Aufgabe“, sagt Graedtke. Die Arbeit der Vereine mache zudem eine Stadt auch attraktiv.

„Wir werden praktisch dafür bestraft, dass wir gute Jugendarbeit leisten“, bekommt Graedtke Unterstützung von Holger Kocherscheidt. „Denn genau dafür nutzen wir als VSG die Räume“, sagt der Vorsitzende des mitgliederstärksten Sportvereins Velberts. Komme nun die Miete – „die meiner Ansicht nach seriös berechnet worden ist“ – müssten die Vereine die Beiträge anheben. „Wir haben viele Jugendliche, die ihre Beiträge über das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert bekommen“, so Kocherscheidt. „Erhöhen wir die Beiträge, reichen diese Zuschüsse nicht.“ Als Folge würden entweder die betroffenen Kinder und Jugendlichen sich den Verein nicht mehr leisten können, „oder wir müssten den Fehlbetrag zuschießen, was auch nicht geht.“

Dirk Graedtke sieht ein weiteres Problem: „Passive Mitglieder machen so eine Erhöhung nicht unbedingt mit und kündigen. Dann habe ich zwar höhere Beiträge, aber weniger Mitglieder und komme am Ende auf den gleichen Betrag.“ Die Miete würde also trotzdem zur zusätzlichen Belastung.

Allerdings: Dass die Miete kommt, daran hegt der VSG-Vorsitzende Holger Kocherscheidt keine Zweifel. „Ich denke, es wird nur noch darum gehen, an der ein oder anderen Stelle nachzujustieren.“