Wuppertal. . Mit einem Polizistentrick sollen sich sechs Männer fast 250.000 Euro ergaunert haben. Nun werden am Landgericht lange Haftstrafen gefordert.

Im Großprozess um mutmaßlich bandenmäßige Betrugsanrufe bei Senioren hat die Staatsanwaltschaft hohe Haftstrafen beantragt. Der Hauptangeklagte (31) soll für insgesamt achteinhalb Jahre ins Gefängnis. Fünf Mitangeklagte (25 bis 52 Jahre alt) soll das Landgericht in Wuppertal zu Strafen zwischen viereinhalb und sieben Jahren verurteilen. Staatsanwalt Daniel Otto: „Die Vorwürfe haben sich im Wesentlichen bestätigt.“

In Neviges und an 38 weiteren Tatorten bundesweit

Durch Geständnisse und Zeugenaussagen sei erwiesen, dass die sechs Männer in wechselnder Beteiligung in Neviges und an 38 weiteren Tatorten bundesweit betagte Opfer angerufen haben. Die Angeklagten – Cousins und ein Onkel – hätten sich als Polizisten und Bankmitarbeiter ausgegeben. Unter massivem Druck und dem Vorwand, zu Straftaten zu ermitteln, hätten sie die Herausgabe von geschätzt fast einer Viertelmillion Euro erreicht – als Bargeld, Schmuck und Münzen.

Staatsanwalt Otto: „Die Angeklagten haben sich zur Bande zusammengeschlossen. Sie haben 10. 000 bis 15 .000 Euro pro Tat erwartet und sie haben sich gezielt schwache Opfer gesucht.“

Mehrere Taten blieben im Versuch stecken, weil Angerufene misstrauisch wurden. Mindestens einer der Angeklagten wurde auf frischer Tat gestellt. Der jüngste Angeklagte (24) wurde sogar während einer Prozesspause erneut in Berlin festgenommen, unter neuen Vorwürfen. Er war vorübergehend auf freiem Fuß gewesen.

Urteil am nächsten Montag

Als einer der Verteidiger widersprach Anwalt Jochen Thielmann der Staatsanwaltschaft: „Als wenn es Strafmilderung gäbe, wenn sich ein Täter starke, junge Opfer aussucht. Aus meiner Sicht sind das keine ,besonders verwerflichen’ Taten. Es sind Betrugsfälle.“ Darüber hinaus seien die Angeklagten nicht als Bande anzusehen. Ihr Zusammenhalt sei familiär.

Das Urteil wird für den 8. Mai erwartet.