Neviges. Die schwere Gewalttat an der neunjährigen Kassandra S. beschäftigt auch die Nevigeser Schulen. Doch wie vermittelt man Kindern, was sich hinter der Turnhalle abgespielt hat?

Wie vermittelt man den Grundschulkindern, was sich am frühen Montagabend hinter der Turnhalle an der Tönisheider Straße abgespielt hat? Spricht man die Gewalttat an dem neunjährigen Mädchen überhaupt vor Kindern im Altern von sechs bis zehn Jahren an? Christa Schreven, Rektorin der katholischen Grundschule, hätte vor allem auf schnellere Information Wert gelegt. „Ich bin am Dienstagvormittag noch in den Unterricht gegangen, ohne auch nur eine Ahnung davon gehabt zu haben, was sich hier nachts ereignet hatte”, kritisierte sie gestern im WAZ-Gespräch.

Sonst, so Christa Schreven, hätte sie bereits am frühen Vormittag gemeinsam mit dem Lehrerkollegium beraten können, wie und auf welche Art sie die Problematik in die Klassenzimmer transportieren würde. „Außerdem hätte ich den Kindern schon am Mittag einen Elternbrief mitgeben können”, klagt sie.

Offenes Ohr

Den Brief hat sie dann gestern mit auf den Weg gegeben. Die Eltern werden darin gebeten, ihre Kinder von der Schule abzuholen, ein offenes Ohr für geäußerte Nöte zu haben und sie damit nicht allein zu lassen. Nachmittags habe Pater Damian einige Kinder mit in den Mariendom genommen. „Sie haben Kerzen angezündet und gebetet”, berichtet die Schulleiterin. Als Gegenstand des Unterrichts tauge die Straftat bislang nicht, meint die Rektorin. „Der oder die Täter sind noch nicht ermittelt und überall im Stadtteil kochen Gerüchte hoch”, sagt sie.

Auch ihre Kollegin Anke Vollmer von der städtischen evangelischen Grundschule setzt in dieser Situation auf sachliche Information. In ihrem Elternbrief beruft sich die Schulleiterin auf die Information der Polizei, wonach es „für die Nevigeser Kinder kein erhöhtes Sicherheitsrisiko” gebe. Anke Vollmer fordert die Eltern auf, behutsam in regelmäßigen Abständen über „richtige Verhaltensweisen auf dem Weg zur Schule und generell im Lebensalltag” zu reden.

Vorsicht, aber keine Panik

Die Kinder sollten „sensibilisiert, aber nicht verschreckt” werden. Bärbel Emersleben, Rektorin der Grundschule in Tönisheide, sieht das ähnlich: „Ich rate zur Vorsicht, um auf keinen Fall bei den Kindern Panik zu erzeugen. Aber wenn Schüler bei uns von sich aus das Verbrechen ansprechen, werden wir es im Unterricht erläutern.”