Kunden kaufen die Leuchtmittel, die bald aus den Regalen verschwinden sollen, auf Vorrat. Ihren Kronleuchter mit Energiesparlampen zu bestücken, können sich die wenigsten vorstellen.

„Ich möchte einen Hamsterkauf machen”, kündigt die Kundin von Elektro Drinhaus in Langenberg an: 40 matte Glühlampen in Kerzenform hätte sie gerne. „Ich habe zu Hause einen schönen, alten Kronleuchter – da sehen die anderen Birnen nicht aus.”

Kein Einzelfall: „Es wird ganz schön zugeschlagen”, weiß Inhaber Rolf Drinhaus. Das sei aber kein Problem: „Ich habe noch jede Menge Glühbirnen auf Lager, und es gibt auch noch Vorräte beim Großhandel.” Was nichts daran ändert, dass Drinhaus rein gar nichts von der neuen EU-Verordnung hält. „Es gibt Leuchter, da sehen Sparlampen einfach nicht aus.” Außerdem kritisiert er das Quecksilber in den Energiesparlampen: „Quecksilber-Thermometer dürfen nicht mehr verkauft werden, und die Lampen werden sogar gefördert?”

Gerade ältere Kunden bevorzugen matte Birnen

Auch Brigitte Boesch, Verkäuferin bei Elektro Dopstadt in Neviges, kritisiert die neue EU-Verordnung, nach der die traditionelle Glühbirne stufenweise abgeschafft werden soll. „Wir werden ein riesiges Umweltproblem bekommen”, prophezeit sie. „Wo sollen wir denn hin mit dem ganzen Sondermüll?” Vor allem älteren Menschen könne man kaum vermitteln, dass die neuen Leuchtmittel nicht in den Hausmüll gehören. Boesch ist überzeugt: „Dieses Gesetz ist die idiotischste Entscheidung des Jahrhunderts!”

Gerade älteren Kunden verkauft Brigitte Boesch hauptsächlich die matten Birnen, die jetzt aus dem Sortiment verschwinden sollen. „Schauen Sie in so helle Birnen mal rein”, schimpft sie. „Unsere ganze Kultur geht den Bach runter, wenn man auf einmal Energiesparlampen in Kronleuchter schrauben soll!” Und wenn ihr dann jemand erklären wolle, statt matter 40-Watt-Birnen könne man doch auch klare 25-Watt-Birnen nehmen, „da fehlt mir wirklich jedes Verständnis”.

Insgesamt sei durch die EU-Verordnung alles nur komplizierter geworden: „Die Leute haben Angst, dass sie keine passenden Birnen mehr finden.” Es gebe zwar Alternativen zur ungeliebten Energiesparlampe, zum Beispiel Halogen, aber die seien deutlich teurer. „Das macht einfach keinen Spaß mehr”, kritisiert Boesch. „Die Leute sollten auf die Straße gehen und gegen diese unsinnige Entscheidung protestieren.”

Hamsterkäufe im Lampenladen

Dass den Menschen die Verordnung des „richtigen” Lichts nicht behagt, zeigen Hamsterkäufe: „Wir konnten bei sämtlichen Standardglühlampen, die vom Verbot betroffen sind, einen deutlich zweistelligen Mengenzuwachs zum Vorjahresvergleichszeitraum feststellen”, heißt es bei OBI. „Des Weiteren lassen sich eindeutige Hamsterkäufe bei diesen Artikeln feststellen, was auf eine Bevorratung schließen lässt. Die größten Mengenverlagerungen finden derzeit bei den matten Glühlampen statt.”

Noch gebe es aber keine Engpässe: „Der Kunde kann weiterhin die klare 100-Watt-Glühbirne und auch die matten Glühlampen kaufen.” Auch beim Discounter Kodi fragen die Kunden gezielt nach den „alten” Glühbirnen und kaufen sie dann en gros. „Wir haben erst gestern welche bekommen, aber es sieht schon wieder schlecht aus”, sagt Verkäuferin Melanie Metzke. Es könne aber nachbestellt werden. Darauf kann sich auch die Kundin in Langenberg verlassen: Zwar sind nur noch zehn 40-Watt-Birnen vorrätig, aber Rolf Drinhaus beruhigt: „Ich kann Ihnen welche bestellen.”