Tönisheide. Feuerwehreinsatz in einer Wohnung in Tönisheide: Der Wohnungsbesitzer hielt die Vogelspinne an der Wand zunächst für eine Deko-Idee seiner Frau.
Als Christian Matyssek am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr ins Wohnzimmer kommt, vermutete er zunächst eine neue Deko-Idee seiner kreativen Ehefrau. „Ich dachte, was hat sie da Neues hingeklebt oder hingehängt?“ Er geht näher heran, meint, eine Eidechse zu sehen, ruft seine Frau Karin. Die fängt gleich an zu zittern. Und plötzlich ist auch Christian Matyssek klar: In der Ecke des gemütlichen Wohnzimmers in der Kantstraße sitzt eine fette Vogelspinne.
„Die hatte schwarz-gelbe Beine“, erzählt der Tönisheider, der zum Glück seinen verwegenen Plan schnell verwarf, das Tier in ein Weckglas zu packen und es dem Nachbarn zu zeigen. Stattdessen alarmierte jener Nachbar nach der ersten Beschreibung sofort die Feuerwehr. Genau die richtige Entscheidung, wie Feuerwehr-Sprecher Reinhard Lüdecke bestätigt: „In so einem Fall immer uns anrufen. Auch, wenn Schlangen entdeckt werden, nicht selbst handeln. Wir haben dann die richtigen Gerätschaften.“
Experte sieht Nachzucht-Exemplar
Es war in diesem Fall zwar nur ein unspektakulärer Pappkarton, für den sich Brandinspektor Manuel Schoch und seine Kollegen entschieden hatten, als sie am Sonntag über die Zentrale den Einsatz „vermutlich nicht ortsübliches Spinnentier in Wohnung“ bekamen, aber die Wahl war goldrichtig. „Wir haben sanft nachgeholfen, dann krabbelte das Tier sofort hinein“, berichtet Manuel Schoch. „Für uns war von Anfang an klar, die Spinne nicht zu töten, sondern einem Experten zu übergeben.“
Mit sechs Mann rückte die Feuerwehr aus, mit der üblichen Einsatzgröße, was auch die Spinne beeindruckt haben muss. „Die plusterte sich richtig auf und war auf einmal groß wie ein Handteller,“, erzählt Christian Matyssek. Nach eigener Recherche der Feuerwehr und Kontaktaufnahme mit dem Terra-Zoo in Rheinberg bestätigte sich der Verdacht, dass es sich um eine Tigervogelspinne (poecilotheria regalis) handelte. Wie der Fachmann in Rheinberg weiter herausfand, stammt der ungebetene Gast aus einer Nachzucht, sei eventuell aus einem Terrarium ausgebrochen oder vielleicht auch ausgesetzt worden.
Hiesige Tiere weniger aggressiv
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Im Gegensatz zu wild lebenden Tigervogelspinnen aus Südindien und Sri Lanka seien die Nachzucht-Tiere, so der Experte, deutlich schwächer gefärbt und weit weniger aggressiv als ihre Artgenossen, die zum Beispiel in Bananenkartons oder durch Bambus-Anlieferungen nach Europa kämen.
Woher die Spinne aus Tönisheide kam und wie sie den Weg in die Wohnung in der ersten Etage fand, ist unklar. Karin Matyssek – „Ich hab doch sowieso Angst vor Spinnen, und dann so ein Ungeheuer“ – hat jedenfalls die letzten zwei Tage die Wohnung genau inspiziert. Die Mitteilung des Rheinberger Spinnen-Experten dürfte sie ein wenig beruhigen: Da es sich um ein männliches Exemplar handelte, sei kein Nachwuchs zu befürchten.