Duisburg. In Zukunft sollen Tierfreunde erst beweisen müssen, dass sie über das nötige Grundwissen verfügen, um exotische oder gar giftige Tiere zu halten. Immer wieder setzen überforderte oder überdrüssige Halter ihre Schützlinge aus, darunter Schildkröten, Schlangen und Spinnen.

Es ist wirklich einfach, im Internet an eine Vogelspinne zu kommen. Das Kleinanzeigenportal eines großen Internet-Auktionshauses bietet die Vielbeiner schon ab vier Euro plus Versandkosten an. Niemand prüft dabei, ob der potenzielle Halter überhaupt in der Lage ist, dem Tier eine artgerechte Umgebung zu bieten. In vielen Fällen passiert dann das, was passieren muss: Das Lebewesen wird dem Kurzzeit-Tierfreund lästig – und es muss verschwinden.

Häufig genug kontaktieren die Betroffenen daraufhin Jochen Reiter, den wissenschaftlichen Leiter des Duisburger Zoos: „Wir haben schon die unglaublichsten Angebote bekommen, darunter auch Schildkröten, natürlich Vogelspinnen und einmal sogar ein Nasenbär“, erzählt er. Vor allem bei giftigen Tieren wie der Vogelspinne hat Reiter eine einfache Lösung parat, wie in Zukunft Missverständnisse vermieden werden können: „Ich bin für eine Art Führerschein für die Tierhaltung. Die Menschen müssen erst beweisen, dass sie wissen, was so ein Tier frisst und wie es leben sollte. In NRW ist es meiner Meinung nach viel zu leicht, an ein Gift-Tier zu kommen“, so Reiter.

"Ich finde, das reicht völlig aus"

Norbert Zajac verkauft in seinem Geschäft in Neumühl selbst Vogelspinnen. Er hält einen Führerschein allerdings für übertrieben: „Wenn die Halter für den Kauf einer Vogelspinne jetzt schon eine lange Prozedur über sich ergehen lassen müssen, werden sie sich die Tiere eben auf illegalem Weg besorgen.“ Zajac hat selbst an einem Gesetz mitgearbeitet, das Verkäufer verpflichtet, den Tierhaltern beim Erwerb ihres neuen Mitbewohners mündlich und auf einem Merkblatt über die Haltungsbedingungen aufzuklären: „Ich finde, das reicht völlig aus“, meint Zajac. Außerdem arbeite er sehr eng mit dem Veterinäramt zusammen.

Hoher Aufwand für die Stadt

Das Amt hält einen Führerschein für wirklich giftige Tiere für umsetzbar: „Das wäre dann allerdings mit einem erheblichen Aufwand für uns verbunden“, so Stadtsprecher Falk Firlus. Menschen, die ihre Tiere weggeben möchten, rät er: „Die Tiere müssen zu einem verantwortungsbewussten Nachfolger gebracht werden.“

Solch ein verantwortungsbewusster Nachfolger ist auch Jochen Reiter, der dann aber oft Schlimmes sieht: „Ich entdecke häufig Missbildungen durch falsches Futter oder andere haltungsbedingte Krankheiten und Verletzungen.“, klagt er an.

Reiter weist auch darauf hin, dass der Zoo nicht zur Aufnahmestation für Haustiere werden kann, dazu fehlen die Kapazitäten. Noch wichtiger ist ihm aber ein Sinneswandel bei vielen Menschen: „Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass man es mit einem Lebewesen zu tun hat – und nicht mit einem Spielzeugauto.“