Sprockhövel. Nie wieder im Sommer vor verschlossener Freibadpforte in Sprockhövel stehen. Ein Betreiberverein soll das Bad fit machen. Und so funktioniert es.

Am Mittwoch wird es wieder um die Jahresbilanz des Freibades in Sprockhövel gehen. Zu erwarten ist ein Betriebsergebnis mit weit über 300..000 Euro Minus. So wie jedes Jahr. Nicht, dass die beliebte Einrichtung an der Bleichwiese umstritten wäre. Aber es mehren sich die Stimmen, die etwas ändern möchten. Denn zufrieden sind die meisten Sprockhöverlinnen und Sprockhöveler nicht, wenn sie - wie so oft - bei schönstem Sommerwetter wieder mal vor verschlossenen Türen stehen. Nun gibt es eine Idee.

Am Mittwoch wird ein Antrag vorgestellt

CDU und Grüne haben für den Freizeitausschuss am Mittwoch einen Antrag gestellt, der einen Ausweg sucht aus der ewigen Misere der Personalknappheit im Freibad. Im Kern ihrer Betrachtung steht die Gründung eines Betreibervereins, den es in zahlreichen öffentlichen Bädern auch der Umgebung bereits gibt, und von dem sich die Politik einige Verbesserungen erhofft. „So ein Verein kann deutlich flexibler handeln, als es die Stadt tut“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Waschke. Einem solchen Verein können im Idealfall Leute angehörren, die gut qualifiziert sind, kurzfristig bei Aufsichtsproblemen einspringen können, „die einfach bereit sind, die Ärmel hochzukrempeln“, sagt Waschke.

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Schnelle Entscheidungen könnten deutlich unbürokratischer ausgeführt werden, Kosten wie die für Personal könnten nach dem Kalkül von CDU und Grünen deutlich gesenkt werden, wenn mehr ehrenamtlich geschähe. Ein Betreiberverein hätte demnach auch bessere Chancen, Fördermittel für das Bad zu beantragen. „Wir sind es einfach leid, dass der mittlerweile überall anzutreffende Fachkräftemangel eine so wichtige Einrichtungen immer wieder lähmt und trotzdem so teuer ist“, sagt auch der grüne Fraktionschef Thomas Schmitz. „Aber kein Missverständnis: unser Freibad wird niemals ohne Minus laufen können, auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass die Belastung, auf die Bürgerinnen und Bürger umgerechnet, so hoch dann auch nicht ist“, betont Schmitz.

Vorgelegt wird ein Nutzungskonzept

Wie künftige Aufgaben an der Bleichwiese dann zwischen der Stadt als Eigentümerin und dem Verein aufgeteilt werden sollten, müsste noch festgelegt werden. Ein Betreiberverein soll nach Vorstellungen der Politik das Bad mit einem neuen Nutzungskonzept in die Zukunft führen. „Ein Bad mitten in der Stadt hat in Zeiten des Klimawandels eine sehr wichtige Funktion“, führt der Grüne Thomas Schmitz aus. Hier ist Abkühlung möglich, ein Bad der Zukunft, so die Vorstellungen im Antrag, muss natürlich weitgehend klimaneutral betrieben werden.

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Und es soll viel mehr bieten als das eher beschauliche Bad von heute: Perspektivisch sollte es Überlegungen geben, das Freibad nicht nur als Sportstätte und Freizeiteinrichtung zu betrachten, sondern als integrierter Baustein einer resilienten und nachhaltigen öffentlichen Gesundheits- und Klimainfrastruktur. Ausgereift ist das alles natürlich noch nicht: „Die Verwaltung muss erst prüfen, ob diese Veränderungen rechtlich möglich sind - und dann müsste so ein Verein auch erst aus der Taufe gehoben werden“, gibt Christian Waschke zu bedenken.

Der Fall in Minden

Im westfälischen Minden läuft die Bürgerschaft ganz gut mit diesem Modell. Dort hätte das Freibad geschlossen werden müssen, aber ein Betreiberverein hat vieles so zum Guten gewendet, dass das Bad als Einrichtung heute wieder blüht: Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge des Vereins und Einnahmen aus Werbegeldern bilden eine solide Basis. Auf dem Gelände wird kostenloses WLAN angeboten. Erwachsene zahlen in der Badesaison 2023 pro Tag bei einer Einzelkarte 4,50 Euro, Kinder von 4 bis 14 Jahre 2 Euro. Vor allem setzt der Verein auf viele Aktionen: So beginnt die Saison mit dem Osterfeuer und endet mit dem Herbstmarkt.

Zusammen mit dem bunten Jahresprogramm des in Sprockhövel bereits existierenden Fördervereins könnte das Freibad ein regelrechter Publikumsmagnet werden.