Sprockhövel. Drei Monate fräsen, walzen, laut. Bei großen Baustellen zeigen sich viele Sprockhöveler gereizt. Nun ist die Wuppertaler Straße dran.

Am Montag hat Straßen NRW seine neue Großbaustelle in Sprockhövel eröffnet. Über rund viereinhalb Kilometer wird die Wuppertaler Straße zwischen Schee und Kreisverkehr Umgehungsstraße komplett erneuert. Der Aufwand für die Baumaßnahme (Zeitplan: drei Monate) ist groß: Die Arbeiten erfolgen abschnittsweise bei Vollsperrung dieser wichigen Verkehrsader, die Belastung für Anwohner wie ansässige Firmen ist enorm. Eine Besichtigung vor Ort.

Baustellenfahrzeuge im Minutentakt

Wer in der nächsten Zeit von Wuppertal kommend über Schee nach Niedersprockhövel will, muss an der Kreuzung Nockenbergstraße/Wuppertaler Straße eine Schleuse durchfahren: Denn ab hier dürfen seit Wochenbeginn nur noch Anliegerfahrzeuge, Busse, Rettungsfahrzeuge und quasi im Minutentakt Baustellenfahrzeuge passieren. Alle anderen werden zur Umkehr aufgefordert und zum Ausweichen über die Quellenburgstraße und die Haßlinghauser Straße gelotst.

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Von hier bis zur Bushaltestelle Dräing einige Kilometer weiter hat eine Baufirma mit erheblickem Tempo bereits begonnen, den Asphalt abzufräsen. „Ich hab das im Vorfeld überhaupt nicht gewusst“, sagt ahnungslos Lucas Gericke, der zur Miete in der Wuppertaler Straße 239 wohnt. Am Montag hat er dann Mitarbeiter der Baufirma angesprochen, als diese die Baustelle vor Gerickes Haus einrichteten. „Da war von fünf bis sechs Monaten die Rede“, sagt der Mieter, wahrscheinlich aber haben sie übertrieben, denn in der Mitteilung vorn Straßen NRW ist ledigleich von drei Monaten Sanierungszeit die Rede.

Hinter der Haltestelle Dräing endet der erste Abscnitt, hier werden passierende Fahrzeuge kontrolliert und die Vollsperrungüberwacht.
Hinter der Haltestelle Dräing endet der erste Abscnitt, hier werden passierende Fahrzeuge kontrolliert und die Vollsperrungüberwacht. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„So überrascht ich war, so froh bin ich, dass hier endlich was passiert“, sagt Lucas Gericke. Ein paar Häuser weiter Richtung Obersprockhövel wohnt Stephan Brakelmann, der bis zu seinem Ruhestand einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb leitete. Der resolut auftretende Mann weist auf den Straßenabschnitt vor der Haustür. „Hier ist alles Schrott, und das seit Jahrzehnten.“ Aus der Zeitung hatte der Sprockhöveler schon vor einigen Wochen erfahren, dass hier Großes bevorsteht. „Um das ganz genau zu wissen, habe ich dann bei Straßen NRW angerufen. Dort war man zunächst nicht genau im Bilde, hat mir aber dann den Baustart bestätigt“, sagt Brakelmann.

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Wofür er kein Verständnis hat, ist die Aufregung insbesondere bei einigen ansässigen Firmen in Obersprockhövel, über die die WAZ berichtet hat. „Wenn der neue Asphalt aufgebracht und gewalzt wird, dann wird es keine Fahrzeuge geben, die darüber fahren dürfen.“ Da sei aber allenfalls eine Sache von zwei Tagen. „Ansonsten wird die Baufirma für alle Anlieger Passagen freihalten, damit wir unsere Häuser und auch die Firmen erreichen.“ Außerdem gebe es ja noch die Möglichkeit, die Haßlinghauser Straße zu nutzen, um von der anderen Seite das Industriegebiet Bosse zu erreichen, sagt der Bewohner der Wuppertaler Straße 226.

Busse und Rettungsfahrzeuge dürfen auf die Wuppertaler Straße in Sprockhövel.
Busse und Rettungsfahrzeuge dürfen auf die Wuppertaler Straße in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Eine paar Häuser weiter wohnt Anne-Marie Gräser. Sie fühlt sich gut informiert durch Straßen NRW und wusste, was sich da die nächsten Wochen und Monate vor ihrem Haus Wuppertaler Straße 223 tut. „Es ist selten so ruhig hier gewesen wie jetzt“, berichtet die junge Frau. Nachts sei die Wuppertaler Straße für viele eine Art Rennstrecke, da knallte es oft wegen der Schlaglöcher. „Jetzt herrscht Stille und ich genieße das“, sagt Gräser.. Und viel mit dem Auto sei sie wegen ihres Berufes ohnehin nicht unterwegs, da sie in Home Office arbeite.

Wuppertaler Straße war ein „Desaster“

Ähnlich sieht das auch Barbara Berg. Die Seniorin wohnt in einem Abschnitt der Straße, der erst im nächsten Bauabschnitt erneuert wird. „Wie gut, dass das endlich passiert. Die komplette Wuppertaler Straße sei schon seit vielen Jahren ein „Desaster“ gewesen. Bernd Wichelhaus hingegen nervt, dass Straßen NRW nicht konsequent handele. „Da wird die Haßlinghauser Straße als Ausweichroute ausgewiesen. Und dann muss man feststellen, dass dort auch Baustellen den Verkehr behindern.“