Sprockhövel. Wie aus einem Action-Film-Drehbuch: Durch einen Maskierten verletzt, hilft ein 55-Jähriger in Sprockhövel der Polizei beim Ergreifen der Täter.
Carsten Heile und seine Firma sorgen in Sprockhövel und der Region für Sicherheit. Beim Stadtfest war er dabei, auch die Flüchtlingsunterkunft in der Haßlinghauser Sporthalle wird durch seine Mitarbeiter bewacht. Gelernt hat er seinen Job bei der Polizei und als Beamter eines Sondereinsatzkommandos. Doch auch Menschen wie Heile können Opfer von Gewalt und Kriminalität werden. So wie am Abend des 7. November 2023, der nicht für Carsten Heile völlig anders verlaufen ist als gedacht.
Zwei Überfälle an einem Abend
An besagtem Abend sind es zwei Überfälle, die auf Tankstellen in Sprockhövel verübt worden sind. Zuerst ist es die Aral-Tankstelle an der Bochumer Straße in NIedersprockhövel, wo ein maskierter Mann gegen 21 Uhr mit Pistole versucht, die Kasse zu öffnen. Vergeblich, der Täter flüchtet zu Fuß.
Heile will sein Auto waschen lassen
Eine gute Dreiviertelstunde später dann ein Raubüberfall auf die Oil-Tankstelle an der Schmiedestraße in Haßlinghausen. Carsten Heile ist vor Ort, weil er zu später Stunde noch sein Auto waschen lassen will. Den Verkaufsraum betritt er mit dem Portemonnaie in der Hand, doch irgendetwas stimmt hier nicht, fährt es ihm instinktiv durch den Kopf. „Überall lagen Zigarettenschachteln auf dem Boden herum, hinter dem Tresen hockte eine etwa 30-jährige Frau, die unsicher und ängstlich zu mir herüberschaute“, sagt Heile.
Kaltes Metall an seinem Auge
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Heile erinnert sich an einen Mann, der auf ihn zueilt, maskiert mit Sonnenbrille, Kapuze und Sportjacke, Handschuhen. In der linken Hand hält er eine Pistole, die er mit Wucht gegen Heiles Kopf, gegen sein Auge drückt. „Ich spürte das kalte Metall, der Mann ging mit Brutalität vor“. In dieser Pose fordert er den Sprockhöveler auf, seine Geldbörse in einen Plastikeinkaufskorb zu werfen, den der Mann in der rechten Hand hält.
Schlag auf den Kopf
Heile wirft das Portemonnaie absichtlich auf den Boden vor die Füße und kassiert dafür einen herben Schlag mit dem Magazinboden der Waffe auf den Kopf, sodass er zu Boden geht und spürt, wie ihm Blut über das Gesicht läuft. Der Täter ergreift die Geldbörse, wendet sich zum Ausgang und läuft hinaus. „In diesem Augenblick war ich wieder ,on‘ und rannte hinterher“, so Heile. Er verfolgt ihn Richtung Haßlinghausen, ruft aber noch den Anwesenden auf dem Tankstellengelände zu „Überfall! Sofort Polizei anrufen!“
Wiedersehen in der Weststraße
Heile springt in sein Auto, kann aber auf der Schmiedestraße den Täter nicht mehr sehen. Überzeugt davon, dass der Flüchtende eine Seitenstraße nutzen wird, fährt Heile mit Fernlicht in die schmale Weststraße, und dort sieht er ihn wieder. Sofort dreht sich der Maskierte um und zielt auf Heiles Auto. Heile stoppt, zehn Meter mag die Distanz zum Täter sein. Der steigt in einen geparkten Wagen ein, der sich sofort in Bewegung setzt.
Haupttäter klettert über die Leitplanke
Carsten Heile folgt dem Fahrzeug mit Fernlicht und unter dauerndem Hupen, um die hoffentlich bald eintreffende Polizei aufmerksam zu machen. Nach einer Weile bremst das Fahrzeug wieder, der Täter steigt aus, droht von Ferne mit der Waffe und fährt wieder weiter. Dann hält er auf dem Seitenstreifen der Mittelstraße kurz nach dem Kreisverkehr erneut an, verlässt über die rechte Tür das Fahrzeug, klettert über die Leitplanke und verschwindet in den Büschen.
Polizeistreife trifft ein
„Ich entschied, diese Verfolgung zu Fuß nicht aufzunehmen“, sagt Heile. Aber er folgt nun dem weiterfahrenden Auto Richtung Innenstadt von Haßlinghausen. Kurz hinter Rewe bremst das Täterfahrzeug wieder und bleibt auf der Fahrbahn stehen. Zwei Männer stiegen aus. Heile springt aus seinem Auto und herrscht die beiden an, sich sofort auf den Boden zu legen. Sie geben an, den eben Ausgestiegenen nicht zu kennen, Heile muss einen der beiden selbst in Liegeposition bringen. In diesem Augenblick erreicht ein Polizeiauto die Szene, die Beamten fesseln die beiden und nehmen sie mit.
Haupttäter in Ennepetal gefasst
Zweifellos: Ohne das Eingreifen des verletzten Heiles hätte die Polizei mit großer Wahrscheinlichkeit die beiden Mittäter nicht gefasst und auch nicht die Tatwaffe gefunden, die die Gangster während der Fahrt aus dem Autofenster geworfen hatten. Der Haupttäter wurde übrigens später in Ennepetal von der Polizei gefasst.