Sprockhövel. Ralf und Ramona Rukat haben in Sprockhövel geheiratet. Die Zeremonie fand erstmals beim Besucherbergwerk statt – aus Liebe zur Tradition.
Auch standesamtlich geheiratet wird schon lange nicht mehr nur auf dem Amt im Trauzimmer: Die immer ideenreicher werdende Hochzeitsbranche bietet fein organisiert Trauungen auf Schiffen an, im Leuchtturm oder – neuerdings – in Sprockhövel auch in Bergmannstradition: Am Samstag haben sich Ralf und Ramona Rukat im Stock und Scherenberger Erbstollen das Ja-Wort gegeben.
Erbstollen war liebevoll geschmückt
Schönster Sonnenschein, die Gräser dufteten, der Erbstollen war liebevoll geschmückt, um das Ambiente festlich zu gestalten, Tische und Bänke waren aufgestellt worden, die Stimmung in der Hochzeitsgesellschaft war heiter. Vor der eigentlichen Trauung dann die so sehnlich erwartete Reise in die Tradition: Das Brautpaar fuhr in den Stollen ein und „schminkte“ sich standesgemäß mit Kohle.
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Zwei Eimer Kohle
„Wir sind mit zwei Eimern Kohle wieder herausgekommen“, berichtet Rukat. Einer wurde auf den Tisch des Brautpaares gestellt, einen erhielt die Standesbeamtin Evelyn Müller als Erinnerung an diesen nicht alltäglichen Festakt.
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40 Personen waren bei der Zeremonie dabei
Gut 40 Personen waren für diese Zeremonie auf die Wiese am Pleßbach gekommen, wo das Mundloch den Weg in den Berg und in einen wichtigen Teil Sprockhöveler Bergbaugeschichte weist. „Meine Frau und ich waren froh, dass das endlich möglich geworden ist“, sagt Rukat, immer noch innerlich bewegt. Der 56-Jährige, „auf Kohle geboren“, ist Essener (Vater und Großväter waren auf Zeche) und schon immer mit dem Bergbau verbunden. Seine Frau Ramona stammt aus Bitterfeld, ließ sich aber sehr schnell für die gelebten Traditionen ihres Mann begeistern.
Rukat ist Mitglied beim Verein Bergbau aktiv
Rukat ist aktives Mitglied im Verein Bergbau aktiv Ruhr, und somit mitverantwortlich für die Restaurierungsarbeiten rund um den Stollen, der heute wieder zugänglich ist und wertvolles Anschauungsmaterial liefert für die interessierten Menschen, die nie eine Berührung mit der Bergbautradition hatten und etwas über die Wurzeln Sprockhövels als Wiege des deutschen Steinkohlebergbaus erfahren möchten.
Zunächst Verständnislosigkeit beim Standesamt
„Wie der Erbstollen wieder zugänglich war, hatte ich die Idee, hier heiraten zu wollen“, erzählt Ralf Rukat. Eine romantische Idee, doch anfänglich war es ihm nicht klar, welche bürokratischen Hindernisse zu bewältigen waren. „Denn im Standesamt in Haßlinghausen, wo ich meinen Wunsch im letzten Jahr vorgetragen habe, gab es zunächst überhaupt kein Verständnis für meine Anfrage.“ Der Verein nahm Kontakt zu Bürgermeisterin Sabine Noll auf, die sehr schnell begriff, dass über diese Einzelanfrage hinaus hier ein sehr attraktives Angebot auch für künftige Hochzeiten gemacht werden könnte.
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Vorbereitung dauert ein halbes Jahr
Und trotzdem sollte es noch ein halbes Jahr dauern, bis sich die beiden Liebenden aus Essen-Dellwig endlich in Sprockhövel das Ja-Wort geben konnten. Der Vereinsvorsitzende Lasse Knährich war Trauzeuge für die Braut, aus den Niederlanden war für Ralf sein Kumpel John van Rooij angereist, mit dem der Bräutigam durch sein Engagement bei der Restaurierung von Feldbahnen verbunden ist.
Gelungene Premiere
Beim Bergbau-Verein herrscht nun nach der gelungenen Premiere Zufriedenheit mit der Verbindung Stollen – Hochzeit. „Die Möglichkeit, am Erbstollen zu heiraten, hat für Sprockhövel eine besondere Bedeutung“, sagt Vereinschef Knährich. Als zentraler Ort zwischen den Stadtteilen schaffe er eine Identität und bringe die Gemeinschaft zusammen. „Die Wiederbelebung der bergbaulichen Tradition gibt der Stadt eine einzigartige kulturelle Note und stärkt das historische Erbe.“
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