Sprockhövel. Führungen, Kindergeburtstage und bald ein Museum gibt es im Erbstollen-Besucherbergwerk in Sprockhövel. Tierisch geht’s bei der Renaturierung zu.
Es gibt Neuigkeiten beim Besucherbergwerk Stock und Scherenberger Erbstollen: Der Betreiberverein Bergbau Aktiv Ruhr plant ein Museum, das die Geschichte des 276 Jahre alten Bergwerks zeigen soll, sagt Dennis Lambrecht, stellvertretender 1. Vorstandsvorsitzender von Bergbau Aktiv Ruhr. Außerdem bekommt der Verein tierische Hilfe beim Naturschutz.
Der Bauantrag für das Museum sei bereits genehmigt, zweimal 21 Quadratmeter Fläche soll es haben, wenn es fertig ist.
Die Kosten liegen bei 100.000 Euro
„Diese zwei Flächen werden in den Hang geplant und mit einer Treppe verbunden, um den Höhenunterschied zu überbrücken“, erklärt der 35-Jährige, „die Kosten liegen bei 100.000 Euro, zehn Prozent übernehmen wir als Verein, für den Rest haben wir einen Förderantrag gestellt.“
Oben soll das Museum reinkommen, unten das Vereinsheim und ein Materiallager. „Eigentlich ist das Museum in zwei Containern geplant, aber da klären wir gerade, ob wir noch was anderes nehmen können, was optisch besser aussieht.“
Der Erbstollen ist 276 Jahre alt
Der Erbstollen an der Helsbergstraße 25 in Sprockhövel ist das 30. Besucherbergwerk in NRW. Der Stollen für das Bergwerk wurde 1746 angelegt, ab 2015 war der Erbstollen wieder zugänglich.
Den Verein Bergbau Aktiv Ruhr haben die Ehrenamtlichen 2018 vor Ort gegründet. Die 50 Mitglieder pflegen den Erbstollen und halten ihn für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Verein arbeitet eng mit dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier zusammen.
Etwa 650 Meter kann man in den Erbstollen hineingehen bei einer Durchschnittshöhe von 1,70 Metern. Die Ehrenamtlichen bieten etwa 25 Führungen monatlich an, jeweils gegen eine Spende und für Gruppen bis zu sechs Personen.
Termine und Informationen finden sich auf der Homepage: stock-und-scherenberg.de. Willkommen sind auch weitere ehrenamtliche Mitarbeiter, Kontakt via E-Mail: info@stock-und-scherenberg.de
Ziel sei, das Projekt Ende des Jahres in Angriff zu nehmen, vorausgesetzt, der Förderantrag ist bewilligt und der Verein hat den Eigenanteil von 10.000 Euro zusammen.
Kindergeburtstag im Bergwerk
Weiterhin finden monatlich etwa 25 Führungen, jeweils gegen eine Spende, im Erbstollen statt. „Der Erbstollen ist wie eine Zeitreise“, so Lambrecht. 2021 hätten trotz Pandemie etwa 400 Personen den Stollen besucht, schätzt er. „Die besten Reaktionen kommen von Menschen, die in der Nähe wohnen, sie wissen meist gar nicht, was es unter ihren Füßen zu entdecken gibt.“
Um das 30. Besucherbergwerk Nordrhein-Westfalens bekannter zu machen, habe man sich vor einem halben Jahr neu aufgestellt: „Wir alle kümmern uns ehrenamtlich um den Erbstollen, jeder bringt neue Ideen ein – wir müssen uns nur immer fragen: Ist das durchführbar und haben wir genug Manpower?“
Vor zwei Monaten, zur Wiedereröffnung nach der Pandemie, hat eine Grundschulklasse den Erbstollen besichtigt. Auch ein Kindergeburtstag sei kürzlich im Stollen gefeiert worden.
Besucherbergwerk Scherenberg Erbstollen
Dritte Überwachungskamera installiert
„Unserem Verein geht es zwar finanziell gut, aber er lebt von Spenden, deshalb bemühen wir uns um Förderungen.“ Denn neben Kosten zur Instandhaltung müssten auch immer mal wieder ungeplante Ausgaben finanziert werden.
Zur Sicherung des Stollens wurde gerade eine dritte Videokamera installiert, auch diese wurde durch ein Förderprogramm ermöglicht. „Umso bekannter wir werden, desto mehr Leute werden neugierig. Auf unserem Parkplatz wird immer mehr Müll hinterlassen.“ Auch wenn das noch kein schlimmer Fall von Vandalismus sei, so wolle man mit den Überwachungskameras eine abschreckende Wirkung erzielen, erklärt Lambrecht.
Elf Heidschnucken für die Feuchtwiese
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Das Thema Umweltschutz wird beim Erbstollen groß geschrieben. Deshalb weiden seit ein paar Wochen elf sogenannte Heidschnucken, also hornlose Kurzschwanz-Schafe, auf einer Wiese auf dem Erbstollen-Areal, um sie zu renaturieren. „Wir kooperieren dafür mit zwei Sprockhöveler Schäfern, die Tiere sorgen dafür, dass wieder eine richtige Feuchtwiese entsteht.“
Heidschnucken sind gerade für diese Wiesen perfekt, da sie sich von krautigen Pflanzen ernähren und sehr genügsam sind, erläutert Lambrecht, – „das sind unsere ökologischen Rasenmäher, viele Pflanzen der Feuchtwiesen stehen unter Naturschutz, mit den Heidschnucken können wir sicherstellen, dass das ökologische Gleichgewicht nicht durcheinander gebracht wird.“ In näherer Zukunft sei auch die Renaturierung einer weiteren Wiese am Erbstollen geplant.
„Wir haben ein tolles Team, alleine wäre das alles auch nicht zu stemmen, es ist eine Mammutaufgabe, sich um so einen Erbstollen zu kümmern.“ Alleine die Koordination mit mittlerweile neun verschiedenen Behörden nehme viel Zeit in Anspruch, erklärt Lambrecht. „Deshalb würden wir uns über weitere ehrenamtliche Kollegen sehr freuen.“