Sprockhövel. Die Musikschule Sprockhövel steht unter dem Zwang, zunehmend auf freie Lehrkräfte zu setzen. Doch der Markt ist leer. Und gute Ideen fehlen.
Die städtische Musikschule Sprockhövel steht an einem Scheideweg: Sie muss seit einem Ratsbeschluss von 2016 hauptamtliches Personal reduzieren, indem frei werdende Stellen grundsätzlich mit Honorarkräften besetzt werden. Doch die lassen sich immer seltener finden. Kann die Musikschule attraktiv bleiben, wenn das Angebot zunehmend eingeschränkt wird?
58 Prozent noch fest angestellt
Aktuell liegt der Anteil festangestellter Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer bei der städtischen Einrichtung bei etwa 58 Prozent der vertraglichen Gesamtstunden, so halten sich die nicht weisungsgebundenen freien Kräfte, die sich bei besseren Arbeitsangeboten auch gerne wieder aus Sprockhövel verabschieden, mit den kontinuierlich fest Beschäftigten in etwa die Waage.
Lehrermangel in NRW
So lange auf dem Markt genügend frische Freie rekrutierbar sind, könnte die Rechnung aufgehen, durch die wegfallenden teuren Festen Mittel einzusparen. Doch es gibt ein Problem, auf das die Musikschulverwaltung die Entscheiderinnen und Entscheider der Kommunalpolitik aufmerksam macht. Demnach herrscht in NRW schon seit längerem ein Musikschullehrermangel.
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JeKits-Offensive bindet Lehrkräfte
Seit die Landesregierung beschlossen hat, das Konzept „JeKits – Jedem Instrumente, Tanzen, Singen“ um weitere Jahre auszudehnen und zusätzlich eine „Musikschuloffensive“ mit zusätzlichen Stellen auf den Weg gebracht hat (die ja in Sprockhövel nicht besetzt werden dürfen), ist es nach Auskunft der Musikschule Sprockhövel „fast unmöglich, entsprechend auch pädagogisch ausgebildetes Lehrpersonal auf Honorarbasis zu finden“.
Überlegungen der Musikschule
Auswege aus der abzusehenden Tendenz, dass der Lehrkörper insgesamt schrumpft und mit ihm notgedrungen irgendwann auch das Lehrangebot, sieht die Musikschule entweder in der Einrichtung von zwei zusätzlichen Vollzeitstellen, dem Ausstieg aus dem JeKits-Programm oder der Reduzierung des „normalen“ Musikschulangebotes.
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Unterschiedliche Vorstellungen der Parteien
Das Problem ist noch nicht gelöst, auf Vorschlag der CDU soll für eine Beratung der Landesverband der Musikschulen ins Boot geholt werden. Die FDP hatte vorgeschlagen, den städtischen Musikschulbetrieb ganz einzustellen; aktuellen Schülern sollten demnach private Alternativangebote unterbreitet werden. Für JeKits sollte nach liberaler Vorstellung eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen gesucht werden.
Musikschule im Urteil der Bürger
JeKits-Abschlusskonzerte
Zum Schuljahresende finden die Abschlusskonzerte der Kinder, die am Programm „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ an den Grundschulen in Sprockhövel teilnehmen, statt. Die JeKits-Kinder werden dort ihr Können in kleinen Instrumentalgruppen und Orchestern präsentieren.
Dies sind die Termine der diesjährigen Konzerte: Grundschule Haßlinghausen: Montag, 12. Juni, 17 Uhr (Pausenhalle), Grundschule Hobeuken: Dienstag, 13. Juni, 12 Uhr (Turnhalle), Grundschule Gennebreck: Mittwoch, 14. Juni, 11.35 Uhr (Turnhalle), Grundschule Börgersbruch: Mittwoch, 14. Juni, 18 Uhr (Forum).
Wie sehen die Menschen in Sprockhövel die Situation der Musikschule? „Mit der Entscheidung, alles auf die Karte freiberuflich zu setzen, hat sich die Musikschule keinen Gefallen getan“, meint Hans-Peter Hammerding. „Ich halte den Versuch, Kultur schuldenfrei zu bekommen, für einen Trugschluss.“ Andere neigen eher zur Beschneidung. „Wenn es weniger Fachkräfte gibt, sollte das Instrumentalmusikangebot eingeschränkt werden“, sagt Wencke Hermannspann. Außerdem könne niemand erwarten, dass sich eine Kommune hoch verschulde, nur um die Musikliebe weniger zu bedienen. Den FDP-Vorschlag, Musikunterricht komplett zu privatisieren, sehen einige eher kritisch. „Es sind doch überwiegend Kinder, die unterrichtet werden. Wenn da alle Nas lang die Lehrkraft wechsle, trage das nicht zur Motivation der Schüler bei.
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Problem: Umzug der Musikschule
Ein weiteres Problem besteht in Folge des Umzugs des städtischen Kindergartens KiFaz Miteinander ins Bürgerhaus Hauptstraße 6. Da müssen Musikschulangebote aus dem Dachgeschoss raus, als Ersatzräume werden die Burgschützenhalle, die Anneke-Schule oder das Kulturhaus Haßlinghausen angeführt. Im Vorlagentext für die letzte Ratssitzung machte die Musikschulverwaltung aber deutlich, dass diesen Alternativen räumliche Grenzen gesetzt seien und bei einigen Objekten bauliche Veränderungen notwendig würden.