Sprockhövel. Vielleicht versteckt er ja gerade bunte Eier und macht sich deswegen rar. Fachleute sagen: Der Feldhase ist selten geworden. Hier die Gründe.

Feldhasen drohen zur Seltenheit zu werden, so viel ist von Fachleuten zu hören. Nun gut, in diesen Tagen hat Meister Lampe saisonal bedingt besonders viel zu tun. Es gilt nach gutem Osterbrauch, dass er bunt bemalte Ostereier versteckt, die kleine Menschen danach mühsam finden müssen. Vielleicht ist er deswegen in der freien Natur zurzeit so wenig zu sehen. Oder? Ein Gespräch mit dem Fachmann gibt Aufschluss.

Jäger schauen anders auf die Hasen

Für Ostern und Osterbräuche ist Ekkehart Brakelmann nicht zuständig. Er ist Jäger und Hegeringleiter für den Bereich Sprockhövel und hat einen völlig anderen Blick auf Wildtiere der Heimat und eben auch auf den Feldhasen. „Es gibt immer mehr Tierarten, deren Bestände rückläufig sind, und meist ist der Mensch für diese Entwicklungen die Ursache“, sagt der Sprockhöveler.

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Hasenleid wegen der intensiven Landwirtschaft

Feldhasen leiden unter vielen Veränderungen, ganz besonders in der intensiven Landwirtschaft, berichtet Brakelmann. Wiesen, wo sich Hasen für gewöhnlich verstecken, werden zu häufig gemäht, so dass sie keinen Schutz mehr bieten. „Und den brauchen sie, im Gegensatz zu Kaninchen leben sie nicht in Erdhöhlen, sondern über Tage“, sagt der Waidmann. Ein weiteres Problem lauert auf den Äckern: Die hatten früher deutlich tiefere Furchen, so dass auch hier ein Rückzugsgebiet für die Hasen bereit stand. Heutige Ackerflächen sind eher flach und Hasen nicht mehr sichtgeschützt. Die für die Tiere wichtigen Randstreifen fehlen.

Gefahr durch Landmaschinen

Die rollende Waldschule des Hegerings Haßlinghausen, hier zu Gast in der Förderschule Hiddinghausen, hilft, das Bewusstsein für heimische Wildtiere zu fördern. Hier präsentiert Udo Brackelmann den interessierten Kindern einen ausgestopften Feldhasen.
Die rollende Waldschule des Hegerings Haßlinghausen, hier zu Gast in der Förderschule Hiddinghausen, hilft, das Bewusstsein für heimische Wildtiere zu fördern. Hier präsentiert Udo Brackelmann den interessierten Kindern einen ausgestopften Feldhasen. © Fischer / FUNKE Foto Services | Fischer

Hinzu kommt, dass auch Landmaschinen enorm aufgerüstet worden sind. Einige hundert Pferdestärken arbeiten sich heute als Traktoren und Erntemaschinen über die genutzten Flächen. „Die Mähwerke sind so groß, dass sie eine akute Gefahr darstellen für die Junghasen, die sich nur wegducken“, erläutert Ekkehart Brakelmann. Der flächenfressende Straßenverkehr tut ein Übriges: gut 60.000 Feldhasen sterben jährlich bei der Begegnung mit Autos – mit oder ohne Eier im Gepäck.

Mensch bringt Natur aus dem Gleichgewicht

Der Mensch bringe die Natur an vielen Stellen aus dem Gleichgewicht, sagt er. Selbst harmlos wirkende Spaziergänger können zur Gefahr für wildlebende Tiere werden. „Das Phänomen hat mit der Pandemie noch einmal zugenommen, wo die Menschen immer häufiger in die Wälder und auf Wanderwege geströmt sind, um sich dem Risiko der Ansteckung zu entziehen“. Aber, so Brakelmann, die Zeitgenossen seien der Natur ziemlich entwöhnt. Insbesondere Hundehalter, die ihre Vierbeiner von der Leine lassen und so die Wildtiere verschrecken, sind dem Jäger – und den Tieren – ein Graus.

Wildtiere beobachten

Herkunft des Osterhasen

Über die Herkunft des Osterhasen kursieren verschiedene Erklärungen. In einer davon wird gesagt, dass der Osterhase wohl ein misslungenes Ostergebäck sei, denn ursprünglich galt das Lamm als österliches Symbol.

Bis heute hat sich die Tradition gehalten, Brot und Kuchen in Lämmerform zu backen. Angeblich hat sich einmal beim Backen ein Osterlamm im Ofen so verformt, dass es einem Hasen ähnelte.

Wahrscheinlich ist jedoch, dass der Osterhase, der die Eier färbt und versteckt, ein protestantischer Brauch ist, der sich im 18. Jahrhundert vor allem in städtischen Regionen durchsetzte.

Dennoch gibt es den Wunsch bei vielen, mit der nötigen Rücksichtnahme Wildtiere zu beobachten. Hegeringleiter Ekkehart Brakelmann gibt Tipps: Der Feldhase bevorzugt trockene, offene Flächen wie Äcker, Weiden oder Wiesen, wo man ihn jetzt zur Frühlingszeit nicht nur in der Morgen- und Abenddämmerung, sondern auch tagsüber beobachten kann. Konkrete Hinweise, wo es in Sprockhövel aussichtsreich ist, kann der Jäger indes nicht geben.

Seit acht Jahren keine Treibjagden mehr

Hege und Pflege, das sind die Tätigkeitsschwerpunkte der Jägerinnen und Jäger im Hegering Sprockhövel. „Angesichts der dezimierten Bestände bei den Feldhasen haben wir seit acht Jahren keine Treibjagden mehr veranstaltet“, sagt Brakelmann. Er könne sich gerade noch an fünf Hasen erinnern, die er die letzten Jahre geschossen habe. Im aktuellen Handbuch des Deutschen Jagdverbandes ist es nachzulesen: Vor 20 Jahren hoppelten noch rund 570.000 Feldhasen auf deutschem Boden, in 2021 ist der Bestand gerade noch mit 145.000 Löfflern angegeben. Der Hase teilt das Schicksal mit Rebhühnern und Fasanen, beim Schwarzwild, also den Wildschweinen, und bei den Rehen zeigen die Kurven dagegen steil nach oben.

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Feldhasen sind keine Schädlinge

Die nachtaktiven Feldhasen schaden niemandem, knabbern vielleicht mal an Möhren oder Kohl, ernähren sich ansonsten von Wurzeln, Gräsern und Kräutern – ganz im Gegenteil zu Wildschweinen, die nachts gerne in größeren Verbänden ganze Felder durchwühlen. Unter den heimischen Wildtieren gelten Hasen als Athleten, auch wegen ihrer überlangen Hinterläufe. Wenn sie also nicht gerade schwere Körbe mit Ostereiern schleppen müssen, springen sie gerne bis zu drei Meter weit und zwei Meter hoch. Auf der Flucht erreicht das hakenschlagende Tier ein Tempo bis zu 80 Stundenkilometer, Hasen sind schneller als jeder internationale Spitzensportler.

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