Sprockhövel. Nach dem Skandal um den früheren Vorsitzenden entzündet sich nun Kritik an Oliver Flüshöh, künftiger Chef der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel.

Nach der gelungenen Fusion der beiden Sparkassen Schwelm und Sprockhövel war der Hinauswurf des Vorstandsvorsitzenden Michael Lindermann im vergangenen Jahr wie eine Bombe eingeschlagen. Und auch an der Nachfolgeregelung, die der Verwaltungsrat der Sparkasse im Anschluss an ein Wahlverfahren präsentiert hat, entzündet sich nun eine heftige Kontroverse: Neuer Chef soll Oliver Flüshöh werden, mächtigster CDU-Mann im Ennepe-Ruhr-Kreis. Weil er noch nachqualifiziert werden muss, tritt er den Spitzenjob erst 2025 an.

Oliver Flüshöh im Bewerbungsverfahren

Während die gerichtliche Auseinandersetzung mit dem früheren Skandal-Chef noch dauerte, lief bereits das Bewerbungsverfahren für dessen Nachfolge – mittendrin Oliver Flüshöh, CDU-Fraktionsvorsitzender im Schwelmer Stadtrat, eng verbunden mit der Sparkasse und dem Fall Lindermann durch seine Funktion als Vorsitzender des Risiko-Ausschusses und des Hauptausschusses. Das letztgenannte Gremium entscheidet die Neubesetzung des Vorstands.

200 Kandidaten, am Schluss keiner mehr

Aus dem Verwaltungsrat, bei dem das Bewerbungsverfahren lief, war zu hören, dass für die Neubesetzung 200 Kandidaten ihr Interesse bekundet hatten. Der Vorsitzende Hans-Werner Kick informierte darüber, dass am Ende drei Personen übrig blieben, wobei nach einer Absage bei zweien die Anreise nach Schwelm zu lang schien und Zweifel bestanden, ob sie sich mit der Region würden identifizieren könnten. „Wir hatten bei keinem Bewerber das Gefühl, dass es passen würde“, sagte Kick. Es sei dann ein Vorstoß des FDP-Verwaltungsrates Roland Zimmer gewesen, Oliver Flüshöh für den Vorstandsposten vorzuschlagen.

Flüshöh Teil des Verfahrens

Als problematisch wird gewertet, dass Flüshöh an vielen entscheidenden Stellen in dieser Entwicklung selbst mitgewirkt hat und sich erst aus der Entscheidungsfindung zurückzog, als er selbst der letzte Kandidat für den Chefposten war. Ein weiteres Problem: Der 47-jährige Schwelmer besitzt nicht die erforderliche Geschäftsleiter-Eignung.

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Qualifikationsprofile anderer Institutsleiter

Welche Qualifikationen muss der oder die Vorsitzende des Sparkassenvorstands für seine oder ihre Tätigkeit vorweisen können? Der Bankdirektor einer Regionalbank in der Nachbarschaft führt an, Betriebswirtschaftslehre studiert und danach mehrere bankinterne Fortbildungen und Seminare für Führungskräfte absolviert zu haben, bevor er den Chefsessel bekam. Vom Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert, Udo Zimmermann, wird bekannt gegeben, dass er diplomierter Sparkassenbetriebswirt ist.

Brauksiepe traut es ihm zu

Reicht da die Ausbildung zum Bankkaufmann, die der Volljurist Flüshöh neben seiner praktischen Erfahrung mit der Sparkasse hat? Ralf Brauksiepe, der frühere Hattinger Bundestagsabgeordnete und Vorgänger Flüshöhs als CDU-Kreisvorsitzender, will sich kein Urteil über sparkasseninterne Vorgänge anmaßen. Aber bei der Beurteilung Flüshöhs stellt er klar: „Flüshöh ist ein höchst integrer Mann, der sich gewiss in diese neue Aufgabe einarbeiten kann.“

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Nötiges Wissen wird nachgeholt

Flüshöh soll nun zum 1. April als Generalbevollmächtigter der Sparkasse antreten und die zwei Jahre, bis der bisherige kommissarische und jetzt neue Vorstandsvorsitzende Christoph Terkuhlen in den Ruhestand geht, quasi zum künftigen Vorstandschef aufgebaut werden. Bis Ende März gibt Flüshöh alle politischen Ämter und Aufsichtsratsmandate zurück und verlässt seinen Job als Landesgeschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung NRW.

Außergewöhnliche Situation für die Sparkasse

Terkuhlen zur WAZ: „Die Sparkasse stand vor einer außergewöhnlichen Situation, für die der Verwaltungsrat eine sehr gute Lösung gefunden hat. Die parteipolitische Diskussion, die jetzt in Schwelm geführt wird, sollten wir von der Entscheidung über den weiteren Weg der Sparkasse trennen. Letztere sicherzustellen, darauf liegt mein Blick als Vorstandsvorsitzender.“

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