Sprockhövel. Woher komme ich? Fréderic Renault aus Lille weiß um seine deutsche Herkunft. Er möchte viele Verwandte in Sprockhövel finden. Stadtarchiv hilft.

Die Familiengeschichte ist ein wichtiger Teil der Identität. Viele Menschen interessieren sich dafür, woher der Vater stammt, die Mutter, und dann geht’s stufenweise zurück zu den Ahnen, die Wurzeln entlang bis in die tiefen Schichten. Spannend ist das in den meisten Fällen, manchem wird das zu einem mit viel Akribie verbundenen Hobby. So wie für Fréderic Renault aus Lille in Frankreich, den seine Nachforschungen irgendwann auch nach Sprockhövel führten.

Elfy Langer aus Sprockhövel aufgespürt

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Doch zunächst war da Elfy Langer, die in der Nähe von Cuxhaven lebt und vor einigen Monaten von ihrem ältesten Sohn angesprochen wurde. „Ich habe hier eine Nachricht von einem Mann aus Frankreich, der behauptet, ein entfernter Verwandter von dir zu sein.“ Elfy Langer fand das interessant. Fred, wie er sich fortan per Whatsapp bei ihr meldete, wusste schon einiges über die frühere Sprockhövelerin, die vor Jahren der Liebe wegen nach Norddeutschland gezogen war.

Familiäres Band zwischen Elfy und Fred

Kontakt zu Fred

Grundsätzlich erfreue sich Ahnenforschung wachsender Beliebtheit, berichtet Stadtarchivarin Marlene Klutzny. Beim Stadtarchiv Hattingen/Sprockhövel sei eine eigene Stelle dafür eingerichtet worden – auch, um in Erbschaftsangelegenheiten Licht in Familienverhältnisse zu bringen.

Zudem gebe es heute immer bessere Recherchemöglichkeiten etwa durch Suchmaschinen im Internet. „Und es gibt mittlerweile Dienste, die sehr professionell ihr Hilfe beim Erstellen von Stammbäumen behilflich sind“, sagt Klutzny.

Wer Fred bei seinen Recherchen zur Familie Sauerbrey in Sprockhövel helfen kann, mag ihm eine E-Mail schicken: renaultsauerbrey@gmail.com

Denn in der Tat – Fred und Elfy haben zumindest zum Teil eine gemeinsame Familiengeschichte. Sie verbindet Elfys Geburtsname Sauerbrey mit Freds, dessen Großmutter diesen Namen auch trug. Fred Renault, der nach eigener Auskunft nur spärlich deutsch spricht (aber schriftlich erstaunlich gewandt formuliert), breitete in der Folge seinen genealogischen Untersuchungsergebnisse aus, um Elfy teilhaben zu lassen. „Es ist schon erstaunlich, wie weit er gekommen ist in einem Land, dessen Sprache er nicht sonderlich gut beherrscht.“

1971 in Nordfrankreich geboren

Fred, ein französischer Biertrinker – mit deutschen Wurzeln.
Fred, ein französischer Biertrinker – mit deutschen Wurzeln. © Fréderic Renault / Fréderic Renault

Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt Fréderic Renault von sich. Geboren wurde er 1971 in Nordfrankreich, er leitet ein Altenheim. Er ist überzeugter Franzose, das hört man aus seiner Selbstbeschreibung heraus. Doch auch das sagt er: „Meine Wurzeln kommen aus Deutschland, darauf bin ich sehr stolz.“ Seine Großmutter hieß Théodoré Sauerbrey, gebürtig aus Andernach. Deren Vater, Freds Urgroßvater, hieß Théodor Sauerbrey und hatte nach Angaben von Fred 14 Geschwister. Der jüngste Bruder, Heinrich, fiel mit 21 Jahren 1915 bei der Schlacht von Tahure in Frankreich. Das war die Zeit, als Frankreich in der Sicht vieler Deutscher noch Erbfeind war.

Fred hat sich tief ins Thema Ahnenforschung hineingekniet, er opfert seinen Großteil seiner Freizeit dafür. Sein Ziel: So viele Sauerbreys wie möglich ausfindig machen. Und weil die Familien drei bis vier Generationen zuvor nicht selten sehr groß waren, sind es viele Spuren, denen der 52-jährige Franzose nachspürt. „Es ist oft schwierig, mich verständlich zu machen“, schreibt Fred. Er habe viele E-Mails an Archive in Deutschland geschrieben. „Mit viel Ausdauer gelang es mir, viele Familienmitglieder zu finden“, so Fred. Was ihn schmerzt: Von vielen der verstorbenen Sauerbreys ist es ihm noch nicht gelungen, Fotos zu bekommen.

Wunsch nach Familienzusammenführung

Doch im Kern ist sein Wunschziel ein anderes: „Bei meinen Recherchen habe ich neue deutsche Cousins gefunden, vor allem in den Städten Köln, Bochum, Berlin, Recklinghausen: Eva, Thomas, Sabine, Bettina, Rolf – und natürlich Elfy aus Osten in Niedersachsen habe ich kennengelernt.“ Eine Art Familienzusammenführung schwebt ihm vor. „Sie sind jetzt Teil meines Lebens und ich hoffe, sie alle eines Tages zusammenbringen zu können.“ Seine Forschung sei seine Möglichkeit, die Erinnerung an die Vorfahren zu bewahren.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Sprockhövel verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Annäherung an Sprockhöveler Sauerbreys

Über Elfy Langer pirschte sich Fred auch an die Sprockhöveler Linie der Sauerbreys heran. „Er hat bereits 2014 begonnen, Kontakt zum Stadtarchiv Sprockhövel aufzunehmen“, berichtet Stadtarchivarin Marlene Klutzny, auch die Hattinger Kollegen haben den Herrn aus Lille bereits kennengelernt. Gerne helfe das Archiv Fred Renault weiter, wo es könne. „Leider sind seine Sprachkenntnisse nicht so gut, das erschwert die Verständigung.“

Eine kinderreiche Familie

Nun verhalte es sich so, dass auch die Sprockhöveler Sauerbreys kinderreich gewesen seien, die Archivmitarbeiter durchsuchen nun Personenstandsregister, um Namen und Daten nach Frankreich übermitteln zu können. „Dafür fallen Gebühren an, auch wenn manche Recherchen ergebnislos bleiben sollten“, sagt Klutzny.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel