Sprockhövel. In der „Galleria Riccio“ in Sprockhövel gibt es Designklassiker des 20. und 21. Jahrhunderts. Möbel, Lampen, Kunstwerke – und Jan-Kath-Teppiche.

Es ist ein besonderes Objekt für ein besonderes Warensortiment, in dem Julia Gagg und ihr Partner Gereon Josephs ihren Geschäftstraum leben: In den Räumen der ehemaligen Kornbrennerei „Hiby“ an der Wittener Straße präsentieren sie ausgewählte Designklassiker des 20. und 21. Jahrhunderts.

Ausgefallene Möbel und Lampen, besondere Teppiche und Kunstwerke

Das Ambiente des Gebäudes, das mit hohen Decken und groben Steinfußböden besticht, passt dabei trefflich zu den hier ausgestellten ausgefallenen Möbeln und Lampen, den besonderen Teppichen und Kunstwerken. Julia Gagg (53) und Gereon Josephs (59), die mit der „Galleria Riccio“ bis zum Sommer 2020 noch in der Nachbarstadt Bochum ansässig waren, fanden die neue Geschäftsbleibe im Internet. „Bei Ebay Kleinanzeigen“, sagt Julia Gagg.

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Ursprünglich sollte die Brennerei, in dem 1992 der letzte Tropfen Alkohol gebrannt wurde, der Grafik- und Webdesignerin und dem Tischlermeister dabei nur als Lagerstätte für ihre vor allem übers Internet vertriebenen Antiquitäten dienen. Doch längst ist klar, dass die Räumlichkeiten – in denen auch schon mal ein Künstlerehepaar ansässig war, später ein Möbelhändler und schließlich „Tausendschön“, ein Unternehmen für Gartenkonzepte – auch für die Kundschaft zugänglich sind.

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Gereon Josephs zeigt im Antiquitätengeschäft „Galleria Riccio“ in der Alten Kornbrennerei in Sprockhövel einen Stuhl aus der Donau-Kollektion von Ettore Sottsass & Marco Zanini in türkis-metallic und rosafarbener Lackierung.
Gereon Josephs zeigt im Antiquitätengeschäft „Galleria Riccio“ in der Alten Kornbrennerei in Sprockhövel einen Stuhl aus der Donau-Kollektion von Ettore Sottsass & Marco Zanini in türkis-metallic und rosafarbener Lackierung. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die sollte übrigens etwas Zeit mitbringen für einen Besuch in diesem besonderen Möbelgeschäft. Denn es gibt viel zu bestaunen. Die zwei „Lounge Chairs 164“ aus massivem Teakholz etwa direkt hinter der Eingangstür. Absolute Danish-Design-Klassiker aus den 1960er-Jahren, entworfen von Arne Vodder, einem dänischen Architekten und Möbeldesigner des 20. Jahrhunderts. Oder den Stuhl aus der Donau-Kollektion von Ettore Sottsass & Marco Zanini in türkis-metallic und rosafarbener Lackierung, die Sitzlehne aus Wurzelholzfurnier im Memphis-Milano-Stil der 1980er-Jahre. Die Kinobank aus einem Theater bei Düsseldorf aus den 1970ern. Eine italienische Sputnik-Lampe von Zero Quattro, ein Exemplar der Tischleuchte Cubosfera von Alessandro Mendini aus massivem Kristallglas, beide aus den 1960ern. Und viele andere Antiquitäten mehr.

Unter den Fundstücken: ein Bobby-Car von Philippe Starck und eine Wahlurne von Opel

Dazu haben Julia Gagg und Gereon Josephs in der alten Kornbrennerei teils recht augenfällige Kunstwerke vorrätig: eine von Hand gefertigte Gustave-Flaubert-Büste aus Stoff etwa, gefertigt von Anne-Valérie Dupond, deren Arbeiten sie vor einigen Jahren in einer Galerie in Nizza entdeckt haben. Oder einen der auf zehn Exemplare limitierten Drucke „Le slip de Trump“. Eine Arbeit, bei der der belgische Künstler Jan Bucquoy dem früheren US-Präsidenten eine sehr spezielle Kopfbedeckung „verpasst“ hat. Weitere Fundstücke: ein Bobby-Car von Philippe Starck, mehrere AEG-Lampen, eine Wahlurne von Opel, ein Pirelli-Kalender von 1985.

Blick in die Ausstellung der „Galleria Riccio“ in Sprockhövel, im Vordergrund das Himmelbett mit einigen der außergewöhnlichen Sitzkissen des Bochumer Teppich-Designers Jan Kath.
Blick in die Ausstellung der „Galleria Riccio“ in Sprockhövel, im Vordergrund das Himmelbett mit einigen der außergewöhnlichen Sitzkissen des Bochumer Teppich-Designers Jan Kath. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Leidenschaft für gutes Design teilen Julia Gagg und Gereon Josephs schon seit langem. Als Italienfans mit einem kleinen Ferienhaus in Piemont liegt ein Schwerpunkt ihrer „Galleria Riccio“ neben Art-Deco- und Bauhaus-Stücken dabei auf italienischen Designklassikern der 1950er bis 1970er-Jahre. „Wir haben selbst viele Designklassiker zu Hause – und wollten mit ,Riccio“ auch anderen Menschen Gelegenheit geben, sich schön einzurichten“, schmunzeln sie. Dass ihre Möbel, Lampen, Dekoartikel indes nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch den aktuell angesagten Trend nach Nachhaltigkeit erfüllen, betont Gereon Josephs. Und er fügt hinzu: „Es gäbe doch gar keine Antiquitäten, wenn es nicht Möbel mit Qualität gäbe.“

Öffnungszeiten, Ausstellung, Kreativkurse, Kontakt

Die „Galleria Riccio“, Wittener Straße 174 in Sprockhövel, ist an jedem ersten Samstag im Monat von jeweils 12 bis 17 Uhr geöffnet – oder nach Vereinbarung. Termine können per E-Mail an vereinbart werden oder telefonisch unter 0176-43226658.

Auf der Internetseite des Stores für Designklassiker des 20. und 21. Jahrhunderts (www.riccio.de) finden Interessierte detaillierte Informationen zu Herkunft und Preisen zahlreicher in der „Galleria Riccio“ erhältlichen Artikel.

Für Mai ist in der „Galleria Riccio“ eine Ausstellung mit Arbeiten des Kölner Fotografen Nick Harwart zum Thema „Grüße aus Italien“ geplant.

Und ab März bietet die Künstlerin Beata Glatthaar (www.vedicart-germany.com/) in der „Galleria Riccio“ Mal- und Kreativkurse an. Kontakt: E-Mail , Tel. 01575/1138827.

Ihre Ware findet das Paar über über Jahre aufgebaute Händlerkontakte, mitunter nehmen Sammler, die sich von einzelnen ihrer Stücke trennen möchten, mit den zweien auch Kontakt auf. Dazu kaufen Julia Gagg und Gereon Josephs Designklassiker in Auktionshäusern auf – vieles aber auch vor Ort in Italien. Manchmal übrigens suchen sie auch auf Wunsch eines Kunden, einer Kundin nach speziellen Objekten.

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Einzelne Dinge der „Galleria Riccio“, beteuern sie, seien dabei bereits für kleines Geld zu haben, für andere müsse man einen fünfstelligen Betrag hinblättern. Wobei der Wert für so manches Design-Objekt oft über die Jahre noch steigt.

Auch ausgestellt: Teppich-Kunstwerke von Jan Kath

Was auch auf die Teppiche des weltweit erfolgreichen Bochumer Designers Jan Kath zutreffen dürfte. Den roten Teppich, über den Charlène und Albert von Monaco bei ihrer Hochzeit 2011 flanierten, hat er zum Beispiel gefertigt, auch Ex-US-Präsident Bill Clinton zählt zu seinen Kunden. Wer Kaths Teppich-Kunstwerke noch nicht kennt: Auch von ihnen sind einige in der „Galleria Riccio“ ausgestellt. Und eines seiner außergewöhnlichen Sitzkissen ziert ebendort ein wunderschönes italienisches Himmelbett. „Das“, sagt Julia Gagg, „wäre mein Traum für den Garten.“

Noch mehr Design-Klassiker: vier drehbare Tulipstühle von Rudi Bonzanini im Stil von Eero Saarinen aus den 1970er-Jahren.
Noch mehr Design-Klassiker: vier drehbare Tulipstühle von Rudi Bonzanini im Stil von Eero Saarinen aus den 1970er-Jahren. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener