Sprockhövel. An zehn Standorten im Stadtgebiet zeigt Sprockhövel klare Kante und stellt sich gegen Rassismus. Eine Tafel ist verschwunden. Was jetzt passiert.

„Sprockhövel hat keinen Platz für Rassismus.“ Zehn solcher Schilder wurden Ende September 2020 an den Ortseingängen der Stadt aufgestellt. Jetzt kam eines in Niedersprockhövel auf der Hattinger Straße auf merkwürdige Weise abhanden.

„Mit den Schildern haben wir in Sprockhövel ein Zeichen gesetzt. Man kann Schilder entfernen, aber nicht das Zeichen, das mit ihnen gesetzt wird“, stellt Bürgermeisterin Sabine Noll (CDU) in aller Klarheit fest. Ein neues Schild wird dort wieder seinen Platz haben.

Im Wiederholungsfall will die Stadt über weitere Schritte nachdenken

Wann und von wem das Zeichen der klaren Kante gegen Rassismus abmontiert wurde, weiß die Stadt nicht. „Sollte das noch einmal vorkommen, werden wir über weitere Schritte nachdenken“, erklärt das Presseamt.

„Man kann Schilder entfernen, aber nicht das Zeichen, das mit ihnen gesetzt wird“, sagt Sabine Noll, Bürgermeisterin der Stadt Sprockhövel.
„Man kann Schilder entfernen, aber nicht das Zeichen, das mit ihnen gesetzt wird“, sagt Sabine Noll, Bürgermeisterin der Stadt Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Grundlage, diese Schilder anfertigen und aufhängen zu lassen, war ein Antrag der Flüchtlingshilfe und der evangelischen Kirchengemeinde Sprockhövel-Bredenscheid. Sie hatten am 29. Juni 2020 an den damaligen Bürgermeister Ulli Winkelmann geschrieben.

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Daraufhin hatten alle politischen Vertretungen der Stadt die Thematik aufgegriffen und gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus in der Stadt gesetzt. Dieser Antrag wurde in der Ratssitzung am 3. September 2020 einstimmig beschlossen.

Es war die letzte Ratssitzung vor der Kommunalwahl, als die Ratsfraktionen spürbar in Wahlkampfstimmung waren und Einigkeit in Sachfragen eher schwierig zu erzielen waren. Die Verständigung über die gemeinsame Abwehrhaltung gegen Rassismus in Sprockhövel war dann allerdings doch möglich.

Einmütige Abstimmung im Rat der Stadt

„Wenn wir uns umschauen, müssen wir feststellen, dass Rassismus etwa in den USA, aber auch in Deutschland wieder auf dem Vormarsch ist“, hatte Miriam Venn gesagt. Sie arbeitet als ehrenamtliche Koordinatorin der Flüchtlingshilfe.

Weltoffen, vielfältig, tolerant, international

Der Antrag, den die Flüchtlingshilfe Sprockhövel und die evangelische Kirchengemeinde Sprockhövel-Bredenscheid am 29. Juni 2020 an den Bürgermeister stellten, hat eine eindeutige Aussage. Er verdeutlicht, dass „Extremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit die Würde des Menschen und damit die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland in ihren Grundfesten berührt.“

Daher bekannte sich der Rat der Stadt Sprockhövel zu folgenden Grundsätzen: „Sprockhövel ist eine weltoffene, vielfältige, tolerante und internationale Stadt, die von unterschiedlichen Kulturen und einem friedlichen Zusammenleben aller ihrer Menschen profitiert.“

Sehr zeitnah nach der einmütigen Abstimmung im Rat brachten dann die Mitarbeiter des Bauhofs an zehn Stellen am Ortseingang an den Grenzen zu Nachbarstädten diese Botschaften an. Da aber niemand, auch nicht eine Kommune, ohne Erlaubnis eigene Schilder an Wegen aufstellen darf, die im Verantwortungsbereich von Straßen NRW sind, musste zunächst die Behörde zustimmen. Das war allerdings kein Problem. Die Stadt erhielt die Erlaubnis, die Hinweistafeln zu montieren.

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Für Ulli Winkelmann begann der letzte Monat seiner Amtszeit. „Da ist es eine schöne Aufgabe, nach dem einstimmigen Votum des Stadtrates ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen“, sagte der parteilose Bürgermeister. Es sei befriedigend gewesen, dass sich die 41 Mitglieder des Rates ohne jegliche Diskussion einig gewesen seien.

Die Initiative für das Zeichen kam aus dem Café Miteinander, das in kombinierter Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel und der Flüchtlingshilfe Sprockhövel im Gemeindehaus am Perthes-Ring betrieben wird. Auch Bürgermeisterin Sabine Noll steht mit fester Überzeugung hinter der Aussage, dass es in der Stadt keinen Platz für Rassismus gibt.