Sprockhövel. Thomas Langes Versuch, mit einem „Eventpark“ organisiertes Vergnügen nach Sprockhövel zu holen, ist gescheitert. Was aus dem Steinbruch wird.

Die Ära vom Steinbruch Lange ist vorbei. Inhaber Thomas Lange hat das Gewerbe bei der Stadt Sprockhövel nach eigener Aussage abgemeldet. Wer seine Haßlinghauser Nummer wählt, erreicht ihn in Wuppertal, wo er sich eine neue Existenz aufbaut. Dabei war der Steinbruch Weuste am Stadtrand von Sprockhövel immer eine wichtige Adresse, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch erdgeschichtlich. Jetzt soll er verkauft werden.

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Drei Ereignisse ausschlaggebend

Im Rückblick nennt Thomas Lange drei Ereignisse, die er dafür verantwortlich macht, dass er vom Konzept des reinen Steinebrechens immer mehr abgerückt ist. „Da war die Pandemie, in deren Folge die Nachfrage nach Stein nachgelassen hat. Auch der Krieg gegen die Ukraine hat sich schlecht auf die Verkaufszahlen von Baumaterial ausgewirkt. Die Langes ächzen zudem sehr unter den Diesel- und Strompreisen. Gerne hingegen berichtet Lange von seiner Erfahrung, als er nach der Flut im Ahrtal 2021 mit seinen Maschinen vor Ort war um zu helfen. „Die Leute sollten lernen, einen Bagger zu bedienen“, meint er. Dann könnten Hilfseinsätze deutlich effektiver ablaufen.

Idee einer Baggerschule

Erdgeschichte im Steinbruch

1955 entdeckte der Heimatforscher Erich Schultze-Gebhard im Steinbruch Weuste eine Steilwand aus Feinsandstein, in der Wellenrippelmuster zu sehen sind. Damit wurde der Steinbruch in Sprockhövel weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt.

Um diese erdgeschichtliche Bedeutung besser an die interessierte Bevölkerung vermitteln zu können, haben Geologen und Geologinnen wie etwa Antje Selter Führungen angeboten. Ob das unter einem neuen Eigentümer noch möglich sein wird, ist unklar.

Nach dem Ahrtal-Einsatz entwickelte er die Idee einer Baggerschule, die er – fürs bessere Marketing, räumt er ein – „Eventpark“ nannte. „Die Bagger stehen im Alltag viel rum, die könnten besser genutzt werden“, argumentiert Lange. Das Werbekonzept im Internet zielte jedoch eindeutig auf den Freizeitspaß. Lange kalkulierte wohl nicht zu Unrecht mit dem Reiz für viele PS-Fans, mit den tonnenschweren Geräten auf dem Betriebsgelände herumheizen zu können.

Querelen mit der Verwaltung und der Nachbarschaft

Er hatte aber die Rechnung ohne die Stadtverwaltung gemacht, die nach seiner Aussage zuerst Interesse an der Metamorphose des Steinbruchbetriebs gezeigt hatte, dann aber wegen der Nutzungsänderung die nötige Baugenehmigung nicht erteilte. Auch die Nachbarschaft legte sich quer angesichts feierlustiger Gruppen von nah und fern, die sich immer häufiger lautstark mit ihren Autos vor dem Steinbrucheingang einfanden. Klagen vor dem Verwaltungsgericht folgten, um den „Eventpark“ zu stoppen; zurzeit ist noch eine Berufung Langes vor dem Oberverwaltungsgericht anhängig.

„Sausen“ laufen weiter

Zwischenzeitlich hat er weiter Angebote für „Sausen“ im Steinbruch gemacht, zuletzt eine, wo die Gäste dem Vernehmen nach nicht auf ihre Kosten gekommen sind und mit rechtlichen Schritten drohen. Thomas Lange, seine Frau und sein Sohn scheinen angesichts von so viel Gegenwind die Lust an „innovativen Ideen für Sprockhövel“ verloren zu haben. Versuche, die Bürgermeisterin als Vermittlerin zumindest an der Front mit den Nachbarn zu gewinnen, laufen nach Langes Auskunft ins Leere. „Ich bin sehr enttäuscht von der Stadt und der Wirtschaftsförderung.“

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Generationswechsel ist gescheitert

Auch der Plan eines Generationenwechsels, wo der Sohn den Steinbruch weiter betrieben hätte und der Vater – nunmehr auf einem Grundstück in Wuppertal – seine Baggerschule (mit allem schweren Gerät aus dem Steinbruch) sein neues Geschäftsmodell errichtet hätte, ließ sich nicht wie gewünscht umsetzen. „Die Geräte werden ja dann an beiden Standorten benötigt, was einen dauernden Hin- und Hertransport zur Folge gehabt hätte“, sagt Lange.

Lange hat Kaufinteressenten

Nun also am Ende doch der Versuch mit einer „Baggerschule Bergisch Land“ plus Spaß in der Nachbarstadt. „Die Stadtverwaltung dort hat mir dafür den Teppich ausgerollt“, sagt Thomas Lange. Für den Steinbruch habe er bereits Interessenten, an die er verkaufen möchte.

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