Sprockhövel. Nach dem Umzug einer Kita ins Bürgerhaus in Sprockhövel müssen die Musikschüler über eine Stahltreppe ins Gebäude. Einige Eltern sind verärgert.

Eltern von einigen Schülerinnen und Schülern der Musikschule Sprockhövel sind verärgert über das Krisenmanagement der Stadtverwaltung nach dem kurzfristigen Umzug der Kindertagesstätte KiFaz Miteinander ins Bürgerhaus. Sie lehnen es ab, ihre Kinder mit den Instrumenten über eine behelfsmäßige Außentreppe aus Stahlelementen an der Fassade hinauf und durch Fenster ins Innere des Gebäudes klettern zu lassen, um die Unterrichtsräume zu erreichen. Um das abzustellen, hat ein Vater einen Brief an Bürgermeisterin Sabine Noll geschrieben.

Feuchtigkeit und Schimmelbefall

Als vor gut einem Monat Feuchtigkeit und Schimmelbefall in der Kinderbetreuungseinrichtung KiFaz Miteinander festgestellt wurde, organisierte die Stadtverwaltung in bemerkenswertem Tempo einen Umzug ins direkt benachbarte Bürgerhaus, räumte zuvor Medien und Möbel der Stadtteilbibliothek aus dem Erdgeschoss, auch das Bürgerbüro am Standort Niedersprockhövel ist bis auf weiteres geschlossen.

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Kein Zugang mehr über Haupteingang

Das Bürgerhaus als Multifunktionshaus beherbergt in den oberen Etagen auch die Volkshochschule und die Musikschule. Die VHS ist ins Hauhinco-Gebäude umgezogen, die Musikschule ist dagegen mit ihren Angeboten im Dachgeschoss geblieben. Problem: Die umgezogene Kita erstreckt sich über das komplette Erdgeschoss, über den Haupteingang kann jetzt niemand mehr in die oberen Geschosse. Also, so der Entschluss von Verwaltung und Zentraler Gebäudebewirtschaftung (ZGS), müssen die Musikschüler von außen in ihre Unterrichtsräume gelangen.

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Metallkonstruktionen vors Haus gestellt

In kurzer Frist wurden Metallkonstruktionen mit Treppen vor das Bürgerhaus gestellt, freilich mit Handläufen für die Sicherheit. Heiko Knoop, Vater von zwei Musikschülern, hat schon bald mit der Musikschulleitung Kontakt aufgenommen. „Ich habe volles Verständnis für die Problematik der Kita, bin aber dennoch nicht bereit, die Lösung für die Musikschülerinnen und -schüler und nicht zuletzt auch das Lehrpersonal zu tolerieren, da ich diesen Zugangsweg gerade in der nasskalten Jahreszeit für gefährlich und damit untragbar halte“, schreibt er in einem Brief an Bürgermeisterin Sabine Noll. Er habe von Kindern gehört, die nicht schwindelfrei sind.

Unerfreulicher Kontakt mit Musikschulverwaltung

Reaktion der Stadt

Die Stadtverwaltung setzt sich mit der Kritik auseinander. „Derzeit untersuchen wir entsprechende Alternativstandorte für Musikschule, Bücherei und/oder Bürgerbüro in Abhängigkeit mit erforderlichen Entscheidungen zum KiFaz-Gebäude“, schreibt die Pressesprecherin am Dienstag.

Ob Renovierung oder Abriss, es sei noch nicht klar, welche Lösung für die KiFaz Miteinander letztlich in Frage komme. Auch der zeitliche Aufwand sei noch nicht abzusehen. „Sobald hier nähere Details bekannt sind, werden wir dies schnellstmöglich mitteilen“, so die Pressesprecherin der Stadt.

Unerfreulich sei auch die Auseinandersetzung mit der Musikschulleitung gewesen, berichtet Knoop im Gespräch mit der WAZ. „Als Reaktion habe ich erfahren, dass ich offensichtlich zu einer Randgruppe von Eltern gehöre, die sich kritisch äußern“, so Heiko Knoop. Als Lösung sei ihm angeboten worden, die Teilnahme am Musikunterricht für die beiden Kinder, die Klavier und Violoncello lernen, nach Haßlinghausen zu verlagern. „Damit wäre in einem Fall der unvermeidliche Wechsel der Lehrkraft verbunden, was wir nicht möchten. Alternativ wäre auch eine sofortige Kündigung der Mitgliedschaft möglich.“

Zweifel an Rechtmäßigkeit

Ihm sei mitgeteilt worden, die neue Zugangslösung sei sicher. Das bezweifelt der Vater. „Fernab von der menschlichen Katastrophe frage ich mich auch, ob hier eine Haftpflicht greifen würde, wenn herauskommt, dass der als Not- und Fluchtzugangsweg nun auf einmal für den regulären Publikumsverkehr genutzt wird. Haben Sie sich einmal im Regen, am besten noch mit einem 25 kg-schweren Instrument auf dem Rücken, die Treppe hinauf- und wieder heruntergekämpft? Ist das auch Ihren Musikschullehrerinnen und -lehrern wirklich zuzumuten?“, fragt er die Bürgermeisterin.

Als Bürger dieser Stadt erwarte er eine alternative Lösung für alle Musikschülerinnen und -schüler und nicht zuletzt das Lehrpersonal am Standort in Niedersprockhövel.

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