Sprockhövel. Das Stadtarchiv Sprockhövel recherchiert NS-Opfer und Verfolgte. Wer grundsätzlich für das Stolpersteine-Projekt künftig in Frage kommen soll.

Auch in Sprockhövel sollen Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Das hat der Stadtrat im Mai beschlossen. Der erste Stolperstein wird Wilhelm Kraft gewidmet, der 1945 auf einem Todesmarsch erschossen wurde. Aber das Projekt soll in Sprockhövel weitergeführt werden: Das Stadtarchiv sucht deshalb nach weiteren NS-Opfern für das Stolperstein-Projekt.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

90.000 verlegte Stolpersteine

Seit Beginn der 1990er Jahre erregt der Kölner Gunter Demnig mit seinem Projekt zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus auch international Aufsehen. Er wurde mittlerweile mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Kern geht es um würfelförmige Steine, auf deren Oberseite ein ein Millimeter dickes Messingblech mit Namen und Schicksal des jeweiligen NS-Opfers angebracht wird. Anfang dieses Jahres waren es bereits 90.000 verlegte Stolpersteine in etwa 1800 Kommunen, die das Projekt umfasst. In Sprockhövel war es eine Bürgerin, die sich 2021 an die Bürgermeisterin mit dem Wunsch gewandt hatte, für Wilhelm Kraft die Steinpartnerschaft zu übernehmen.

Kontakt zu Gunter Demnig aufgenommen

Gleich darauf befasste sich das Stadtarchiv damit, welche Sprockhöveler Persönlichkeiten neben Wilhelm Kraft für das Projekt in Frage kommen. Parallel nahm das Archiv Kontakt zu Demnig auf, der auch in Hattingen Stolpersteine verlegt.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Sprockhövel verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Es soll nicht bei Wilhelm Kraft bleiben

Kooperationsprojekt

Zwischen den Stadtarchiven Hattingen und Sprockhövel und den Gesamtschulen in beiden Städten lief im Februar ein gemeinsames Kooperationsprojekt zum Thema Wilhelm Kraft an.

Neben den Gesamtschulen und den Stadtarchiven hat auch der Heimat-und Geschichtsverein bereits Interesse an einer aktiven Beteiligung bei der Verlegung des Stolpersteins bekundet.

Unter anderem ist bereits geplant, dass das Stadtarchiv auf den Vereinsversammlungen über die Aktion Stolpersteine und den Widerstand in Sprockhövel und über Wilhelm Kraft berichtet wird.

Fest steht: Es soll nicht bei Wilhelm Kraft bleiben: Wie die Stadt dem Kulturausschuss am kommenden Montag, 7. November, vorschlagen wird, soll langfristig der vorgegebene Rahmen für die Verlegung weiterer Stolpersteine auch auf Verfolgte ohne direkte Todesfolge erweitert werden. Die Verlegung von weiteren Steinen für Angehörige wäre individuell zu diskutieren. Es wird angestrebt, möglichst wertfrei sämtliche Opferkategorien (politisch, religiös, sexuell, Euthanasie) zu thematisieren, da der nationalsozialistische Terror bekanntlich jeden treffen konnte.

Steine vor den ehemaligen Wohnhäusern

Stolpersteine sollen in Sprockhövel grundsätzlich an einem Ort verlegt werden, der im historischen Zusammenhang zum jeweiligen Opfer steht – so etwa auf dem Bürgersteig vor dem ehemaligen Wohnhaus. Gedacht ist, Stolpersteine nicht aus dem städtischen Etat, sondern durch bürgerschaftliches Engagement in Form von Patenschaften zu initiieren, organisieren und zu finanzieren.

Biografien erarbeiten

Neben dem Stein, der nur die wichtigen Lebensdaten des NS-Opfers trägt, will das Stadtarchiv nach Möglichkeit Biografien zum Schicksal der Betroffenen erarbeiten, Vorschläge aus der Bürgerschaft sollen auf historische Fakten geprüft werden. Am Ende, so sieht es das Konzept vor, soll ein Gremium aus Politik und Verwaltung entscheiden, wer einen Stolperstein bekommt.

Programm für erste Verlegung noch in Arbeit

Das Programm für eine würdevolle Verlegung des ersten Stolpersteins in Sprockhövel ist zurzeit in Arbeit. Ob der Stolperstein noch in diesem Jahr verlegt werden kann, ist derzeit nicht klar. Auch was eine Patenschaft kosten wird, ist noch nicht bekannt.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel