Sprockhövel. Es gibt in Sprockhövel einige Leerstände in den Einkaufsstraßen – eine Hypothek für den Standort. Ein Fotograf hat dagegen ein Mittel gefunden.
Kabel hängen von den Decken, Löcher in den Wänden, Dreck auf den Böden – leere Ladenlokale sind immer Schandflecke, die den Innenstädten erheblich schaden. Vor einem halben Jahr waren die Leerstände bei den Ladenlokalen besonders in Niedersprockhövel ein wichtiges Thema, das Schlagzeilen machte. Damit die Passanten nicht durch gähnende Leere hinter den Schaufensterscheiben abgeschreckt werden, hat sich der Hobbyfotograf Hans-Jochen Sammt etwas ausgedacht.
Fotografieren als Leidenschaft
Hans-Jochen Sammt hat viel Zeit, seit er altersbedingt beruflich etwas kürzer tritt. Die setzt er gerne für sein Hobby, das Fotografieren, ein. Die Ergebnisse seiner Leidenschaft sind großformatige Abbildungen von Tieren und Blumen von atemberaubender Schönheit und Grazilität, die Sammt gerne einer größeren Öffentlichkeit zeigen möchte.
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Idee für die Ausstellung
Beim Spazierengehen die Hauptstraße entlang stellte der Hattinger fest, dass doch einige Ladenlokale leer stehen und somit für das geeignet wären, was Hans-Jochen Sammt sich so dringend sucht: „Viele der ungenutzten Ladenlokale wären als Ausstellungsorte ideal“, sagt er. Besonders angetan hat es ihm die Immobilie Hauptstraße 46, wo früher Schöneborn Haushaltselektrik angeboten hat. Da der Eigentürmer gleich nebenan wohnt, kamen beide schnell ins Gespräch und Sammt erhielt die Erlaubnis, das Ladenlokal kostenlos für eine Ausstellung seiner Fotografien zu nutzen. „Hier soll ja irgendwann Seniorenwohnen gebaut werden, aber bis zum Abriss des Hauses darf ich bleiben“, freut sich Sammt.
Das Schaufenster links vom Eingang wird von dem Hattinger Unternehmer Walter Wolf Design für dessen Werbe-Drucksachen und Textildruck genutzt. Rechts breitet sich Sammt mit seinen Bildern aus, aufgestellt auf älteren Holzständern, eingerahmt von ausgebauten alten Fenstern oder angelehnt an einen stark angerosteten Träger. „Nachhaltigkeit beweist sich auch hier“, sagt der Hobbyfotograf, „es müssen für diese Präsentation nicht unbedingt neue Trägersysteme angeschafft werden.“
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Gefahr durch Leerstände für die Innenstädte
Kontakt zur Wirtschaftsförderung
Im Frühjahr hatte die Wirtschaftsförderung berichtet, dass in Haßlinghausen fünf von insgesamt 74 Lokalen leer stehen, was einer Quote von 6,76 Prozent entspricht. In Niedersprockhövel ist der Anteil doppelt so hoch: Zehn von 87 (12,82 Prozent).
Hans-Jochen Sammt hat sich bereits bei der städtischen Wirtschaftsförderung mit seiner Idee gemeldet: So könnten weitere leere Ladenlokale etwa durch Fotografien oder Kunstausstellungen verschönert werden.
Die Wirtschaftsförderungen und Stadtverwaltungen haben schon lange erkannt, dass die bloße Existenz von Leerständen schwierig ist und bei wachsender Zahl die gesamte City in ihrer Entwicklung beeinträchtigen kann. Eine SIHK-Sachverständige berichtete schon vor Jahren bei einer CDU-Veranstaltung bei Eggers, wie wichtig die Vermeidung von Niedergangssymptomen ist, wenn Innenstädte vital bleiben wollen. „Vielleicht können Ausstellungen in leeren Ladenlokalen einen Blickfang darstellen und das Negative sogar ins Positive verkehren“, meint Sammt.
Passanten finden die Idee gut
Und es stimmt. Draußen vor dem früheren Schöneborn-Haus bleiben immer wieder Passantinnen und Passanten stehen, weil sie die Fotomotive anziehen. „So schöne Blumen“, sagt Erika Vollenrath beim Anblick einer stark vergrößerten Pfingstrose. Zwei Kinder sind fasziniert von drei Greifvögeln, die Sammt auf dem Dach seines Hauses fotografiert hat. Im Fenster hat Hans-Jochen Sammt seine Kontaktdaten ausgelegt. „Drei meiner Fotografien haben ich bereits verkaufen können.“
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